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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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beschwingt sind; Hyperboreische Jungfrauen mit Fackeln
und Kannen zur Opferspende geleiten ihn 1. Es mag
wahr sein 2, daß die Schwäne erst zwischen Homer
und Hesiod zur Ehre der Singvögel aufstiegen, aber
eben das geschah ihnen als langjährigen Begleitern des
Apolls. Den Schwan setzt schon die Sage von dem
weißen Kyknos, Vater des Tennes, in Verbindung
mit Apollon zu Tenedos; und wenn ein anderer Kyknos
von Herakles im Heiligthum Apolls erschlagen wird,
so sehen wir darin eine sehr alte Verwirrung des My-
thus 3. Besonders gehören sie nothwendig zur Hyper-
boreischen Sage. Der älteste Tempel von Delphi, so
erzählten die Küster und Diener des Heiligthums, war
eine niedere Hütte von den Zweigen des heiligen Lor-
beers zu Tempe; der zweite ein Zelt, das die Hyper-
boreer oder Pteras von Kreta aus Schwanenfedern
und Wachs gebildet 4. Am Altar von Tempe fließt
Peneios vorbei, dessen singende Schwäne ein kleiner
Homeriden-Hymnus erwähnt 5: und wenn zu glauben
ist, daß hier dies Geflügel besonders häufig, so sieht
ein Jeder leicht, wie es früh in dem Cultus und der
Bildnerei von Delphi eine Bedeutung erlangen konnte:
da es sich durch glänzende Farbe und ruhige Haltung
so schön eignete zum Symbol des Apollinischen Wesens.


1 Tischbein 1, 8, 9. mit Italinsky's richtiger Erklärung; denn
Böttigers sinnreiche Deutung auf Triptolemos, unterstützt durch
Vergleichung der Poniatowskyfchen Vase, wird widerlegt durch
Tischb. 4, 8. vgl. 9. und Hancarville T. 3. pl. 128. Die Vase
bei Millin 1, 46. zeigt Ap. Daphnephoros von einem Hyperboreer
im Arimaspen-Costüm begleitet.
2 Wie in den mythologi-
schen Briefen B. 2. Br. 11. 12. 13. gelehrt wird, auf welche im
Folgenden manche Bezüge vorkommen.
3 Ein Aetolischer S.
Apollons Kyknos bei Anton. Lib. 12.
4 10, 5, 5.
5 21, 3.

beſchwingt ſind; Hyperboreiſche Jungfrauen mit Fackeln
und Kannen zur Opferſpende geleiten ihn 1. Es mag
wahr ſein 2, daß die Schwaͤne erſt zwiſchen Homer
und Heſiod zur Ehre der Singvoͤgel aufſtiegen, aber
eben das geſchah ihnen als langjaͤhrigen Begleitern des
Apolls. Den Schwan ſetzt ſchon die Sage von dem
weißen Kyknos, Vater des Tennes, in Verbindung
mit Apollon zu Tenedos; und wenn ein anderer Kyknos
von Herakles im Heiligthum Apolls erſchlagen wird,
ſo ſehen wir darin eine ſehr alte Verwirrung des My-
thus 3. Beſonders gehoͤren ſie nothwendig zur Hyper-
boreiſchen Sage. Der aͤlteſte Tempel von Delphi, ſo
erzaͤhlten die Kuͤſter und Diener des Heiligthums, war
eine niedere Huͤtte von den Zweigen des heiligen Lor-
beers zu Tempe; der zweite ein Zelt, das die Hyper-
boreer oder Pteras von Kreta aus Schwanenfedern
und Wachs gebildet 4. Am Altar von Tempe fließt
Peneios vorbei, deſſen ſingende Schwaͤne ein kleiner
Homeriden-Hymnus erwaͤhnt 5: und wenn zu glauben
iſt, daß hier dies Gefluͤgel beſonders haͤufig, ſo ſieht
ein Jeder leicht, wie es fruͤh in dem Cultus und der
Bildnerei von Delphi eine Bedeutung erlangen konnte:
da es ſich durch glaͤnzende Farbe und ruhige Haltung
ſo ſchoͤn eignete zum Symbol des Apolliniſchen Weſens.


1 Tiſchbein 1, 8, 9. mit Italinsky’s richtiger Erklaͤrung; denn
Boͤttigers ſinnreiche Deutung auf Triptolemos, unterſtuͤtzt durch
Vergleichung der Poniatowskyfchen Vaſe, wird widerlegt durch
Tiſchb. 4, 8. vgl. 9. und Hancarville T. 3. pl. 128. Die Vaſe
bei Millin 1, 46. zeigt Ap. Daphnephoros von einem Hyperboreer
im Arimaspen-Coſtuͤm begleitet.
2 Wie in den mythologi-
ſchen Briefen B. 2. Br. 11. 12. 13. gelehrt wird, auf welche im
Folgenden manche Bezuͤge vorkommen.
3 Ein Aetoliſcher S.
Apollons Kyknos bei Anton. Lib. 12.
4 10, 5, 5.
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[270/0300] beſchwingt ſind; Hyperboreiſche Jungfrauen mit Fackeln und Kannen zur Opferſpende geleiten ihn 1. Es mag wahr ſein 2, daß die Schwaͤne erſt zwiſchen Homer und Heſiod zur Ehre der Singvoͤgel aufſtiegen, aber eben das geſchah ihnen als langjaͤhrigen Begleitern des Apolls. Den Schwan ſetzt ſchon die Sage von dem weißen Kyknos, Vater des Tennes, in Verbindung mit Apollon zu Tenedos; und wenn ein anderer Kyknos von Herakles im Heiligthum Apolls erſchlagen wird, ſo ſehen wir darin eine ſehr alte Verwirrung des My- thus 3. Beſonders gehoͤren ſie nothwendig zur Hyper- boreiſchen Sage. Der aͤlteſte Tempel von Delphi, ſo erzaͤhlten die Kuͤſter und Diener des Heiligthums, war eine niedere Huͤtte von den Zweigen des heiligen Lor- beers zu Tempe; der zweite ein Zelt, das die Hyper- boreer oder Pteras von Kreta aus Schwanenfedern und Wachs gebildet 4. Am Altar von Tempe fließt Peneios vorbei, deſſen ſingende Schwaͤne ein kleiner Homeriden-Hymnus erwaͤhnt 5: und wenn zu glauben iſt, daß hier dies Gefluͤgel beſonders haͤufig, ſo ſieht ein Jeder leicht, wie es fruͤh in dem Cultus und der Bildnerei von Delphi eine Bedeutung erlangen konnte: da es ſich durch glaͤnzende Farbe und ruhige Haltung ſo ſchoͤn eignete zum Symbol des Apolliniſchen Weſens. 1 Tiſchbein 1, 8, 9. mit Italinsky’s richtiger Erklaͤrung; denn Boͤttigers ſinnreiche Deutung auf Triptolemos, unterſtuͤtzt durch Vergleichung der Poniatowskyfchen Vaſe, wird widerlegt durch Tiſchb. 4, 8. vgl. 9. und Hancarville T. 3. pl. 128. Die Vaſe bei Millin 1, 46. zeigt Ap. Daphnephoros von einem Hyperboreer im Arimaspen-Coſtuͤm begleitet. 2 Wie in den mythologi- ſchen Briefen B. 2. Br. 11. 12. 13. gelehrt wird, auf welche im Folgenden manche Bezuͤge vorkommen. 3 Ein Aetoliſcher S. Apollons Kyknos bei Anton. Lib. 12. 4 10, 5, 5. 5 21, 3.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/300>, abgerufen am 22.11.2024.