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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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von altväterischem Typus; die einheimische Dichterin
Praxilla (Olymp. 82.) besang Aphrodite als Mutter
des Dionysos 1, und die Leiden und Freuden des Phö-
nikischen Adonis 2. Wenn hier wiederum diese Dori-
schen Küstenstädte eine gewisse Empfänglichkeit, Bieg-
samkeit und Weichheit des Charakters bewähren: so
spricht Sparta die entgegengesetzte Sinnesart aus.
Auch hier kamen die Dorier in Connex mit einer Phö-
nikischen Anpflanzung des Cultus auf Kythera; aber
sie bildeten ihn ganz nach ihrer Weise um, indem sie
ihre geharnischte Aphrodite und die gefesselte und ver-
hüllte Göttin der Ehe daraus schufen 3. -- Von Ky-
thera herüber kam ihnen auch Adonis unter dem Na-
men Kiris 4. -- Zu mehr Ansehen gelangte die Göt-
tin in der Spartiatischen Colonie Knidos, von wo sie
als Akräa nach Halikarnaß, und von da nach der Mut-
terstadt Trözen zurückkam 5. -- Der Dienst von Se-
linus im westlichen Sicilien 6 stammte ohne Zweifel
vom nahen Eryx und war sonach auch Phönikisch, der
Tempel gehörte wahrscheinlich zu den reichsten der ehe-
mals so blühenden Stadt 7.

Hermes genoß keiner vorzüglichen Verehrung in
Dorischen Städten; in einer Hinsicht vertrat ihn Apol-
lon Agyieus. Auch Hephästos und Ares kommen
hier nicht sonderlich in Betracht; den letztern ehrten die

1 Hesych Bakkhou Diones.
2 Zenob. Prov. 4, 21.
Diogen. 5, 21.
3 Paus. 3, 15, 8. 23, 1. Plut. Instit.
Lac. p.
253. Tzetz. Lyk. 449. Indeß auch in Korinth bewaffnet,
P. 2, 4, 7.
4 Hesych s. v. Nach dem Etym. M. aber ist
Kirris blos Kyprisch. vgl. Meurs. Misc. Lac. 1, 3.
5 Paus.
2, 32, 6. vgl. sonst über den Trözenischen Dienst der Göttin Val-
cken. ad Eur. Hipp. 32. -- Von den Sauopfern der Aphr. zu
Argos an den Hysterien Athen. 3, 96 a. Kallim. Fr. 102 B.
Aphr. peribasie daselbst, Klem. Al. Protr. p. 24. Sylb.
6 S.
Timäos bei Zenob. Prov. 1, 31.
7 Thuk. 6, 20.

von altvaͤteriſchem Typus; die einheimiſche Dichterin
Praxilla (Olymp. 82.) beſang Aphrodite als Mutter
des Dionyſos 1, und die Leiden und Freuden des Phoͤ-
nikiſchen Adonis 2. Wenn hier wiederum dieſe Dori-
ſchen Kuͤſtenſtaͤdte eine gewiſſe Empfaͤnglichkeit, Bieg-
ſamkeit und Weichheit des Charakters bewaͤhren: ſo
ſpricht Sparta die entgegengeſetzte Sinnesart aus.
Auch hier kamen die Dorier in Connex mit einer Phoͤ-
nikiſchen Anpflanzung des Cultus auf Kythera; aber
ſie bildeten ihn ganz nach ihrer Weiſe um, indem ſie
ihre geharniſchte Aphrodite und die gefeſſelte und ver-
huͤllte Goͤttin der Ehe daraus ſchufen 3. — Von Ky-
thera heruͤber kam ihnen auch Adonis unter dem Na-
men Kiris 4. — Zu mehr Anſehen gelangte die Goͤt-
tin in der Spartiatiſchen Colonie Knidos, von wo ſie
als Akraͤa nach Halikarnaß, und von da nach der Mut-
terſtadt Troͤzen zuruͤckkam 5. — Der Dienſt von Se-
linus im weſtlichen Sicilien 6 ſtammte ohne Zweifel
vom nahen Eryx und war ſonach auch Phoͤnikiſch, der
Tempel gehoͤrte wahrſcheinlich zu den reichſten der ehe-
mals ſo bluͤhenden Stadt 7.

Hermes genoß keiner vorzuͤglichen Verehrung in
Doriſchen Staͤdten; in einer Hinſicht vertrat ihn Apol-
lon Agyieus. Auch Hephaͤſtos und Ares kommen
hier nicht ſonderlich in Betracht; den letztern ehrten die

1 Heſych Βάκχου Διώνης.
2 Zenob. Prov. 4, 21.
Diogen. 5, 21.
3 Pauſ. 3, 15, 8. 23, 1. Plut. Instit.
Lac. p.
253. Tzetz. Lyk. 449. Indeß auch in Korinth bewaffnet,
P. 2, 4, 7.
4 Heſych s. v. Nach dem Etym. M. aber iſt
Κίϱ̓ϱ̔ις blos Kypriſch. vgl. Meurſ. Misc. Lac. 1, 3.
5 Pauſ.
2, 32, 6. vgl. ſonſt uͤber den Troͤzeniſchen Dienſt der Goͤttin Val-
cken. ad Eur. Hipp. 32. — Von den Sauopfern der Aphr. zu
Argos an den Hyſterien Athen. 3, 96 a. Kallim. Fr. 102 B.
Aphr. πεϱιβασίη daſelbſt, Klem. Al. Protr. p. 24. Sylb.
6 S.
Timaͤos bei Zenob. Prov. 1, 31.
7 Thuk. 6, 20.
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[406/0436] von altvaͤteriſchem Typus; die einheimiſche Dichterin Praxilla (Olymp. 82.) beſang Aphrodite als Mutter des Dionyſos 1, und die Leiden und Freuden des Phoͤ- nikiſchen Adonis 2. Wenn hier wiederum dieſe Dori- ſchen Kuͤſtenſtaͤdte eine gewiſſe Empfaͤnglichkeit, Bieg- ſamkeit und Weichheit des Charakters bewaͤhren: ſo ſpricht Sparta die entgegengeſetzte Sinnesart aus. Auch hier kamen die Dorier in Connex mit einer Phoͤ- nikiſchen Anpflanzung des Cultus auf Kythera; aber ſie bildeten ihn ganz nach ihrer Weiſe um, indem ſie ihre geharniſchte Aphrodite und die gefeſſelte und ver- huͤllte Goͤttin der Ehe daraus ſchufen 3. — Von Ky- thera heruͤber kam ihnen auch Adonis unter dem Na- men Kiris 4. — Zu mehr Anſehen gelangte die Goͤt- tin in der Spartiatiſchen Colonie Knidos, von wo ſie als Akraͤa nach Halikarnaß, und von da nach der Mut- terſtadt Troͤzen zuruͤckkam 5. — Der Dienſt von Se- linus im weſtlichen Sicilien 6 ſtammte ohne Zweifel vom nahen Eryx und war ſonach auch Phoͤnikiſch, der Tempel gehoͤrte wahrſcheinlich zu den reichſten der ehe- mals ſo bluͤhenden Stadt 7. Hermes genoß keiner vorzuͤglichen Verehrung in Doriſchen Staͤdten; in einer Hinſicht vertrat ihn Apol- lon Agyieus. Auch Hephaͤſtos und Ares kommen hier nicht ſonderlich in Betracht; den letztern ehrten die 1 Heſych Βάκχου Διώνης. 2 Zenob. Prov. 4, 21. Diogen. 5, 21. 3 Pauſ. 3, 15, 8. 23, 1. Plut. Instit. Lac. p. 253. Tzetz. Lyk. 449. Indeß auch in Korinth bewaffnet, P. 2, 4, 7. 4 Heſych s. v. Nach dem Etym. M. aber iſt Κίϱ̓ϱ̔ις blos Kypriſch. vgl. Meurſ. Misc. Lac. 1, 3. 5 Pauſ. 2, 32, 6. vgl. ſonſt uͤber den Troͤzeniſchen Dienſt der Goͤttin Val- cken. ad Eur. Hipp. 32. — Von den Sauopfern der Aphr. zu Argos an den Hyſterien Athen. 3, 96 a. Kallim. Fr. 102 B. Aphr. πεϱιβασίη daſelbſt, Klem. Al. Protr. p. 24. Sylb. 6 S. Timaͤos bei Zenob. Prov. 1, 31. 7 Thuk. 6, 20.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/436>, abgerufen am 22.11.2024.