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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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einer nach irgend einer Ansicht oder Hypothese versucht,
um desto deutlicher wird ihm nur die Schwierigkeit des
Unternehmens. Zweierlei scheint verschmolzen -- die
heroische Ehre menschlicher Tyndariden 1, und der
altpeloponnesische Cultus der großen Götter, und zwar
so, daß durch Sage und Dichtung successiv immer mehr
von diesen auf jene übertragen wurde -- der Name der
Zeussöhne -- die Eigeburt und Eihüte -- der Wechsel
von Leben und Tod -- die Herrschaft über Fluth und
Wind. Aus der Spartanischen Religion erwähne ich
jene uralten Bilder, dokana genannt, zwei aufgerichtete
Balken mit zwei querübergelegten 2, welche doch das
hohe Alter einer mehr als heroischen Verehrung zu be-
weisen scheinen -- die Sitte, bei Kriegsauszügen stets
die Bildsäule eines derselben oder beider, wenn beide
Könige auszogen, mitzunehmen 3, welche die Tyndari-
den als eigentliche Kriegshelden darstellt -- den Glau-
ben, daß sie oft als hilfreiche Horte oder auch ohne
besondere Noth blos als freundliche Gäste erschienen 4,

1 Obgleich auch als solche sie unter lauter Personen mitten
inne stehn, die nicht blos Heroen, wie die beim Phöbäon (oben S.
92.) göttlich verehrte Helena, wie Phöbe u. Hilaira, die Leukippiden,
die vielleicht in den Cult des Amykläischen Apoll gehören (wie man
aus Paus. 3, 16, 1. schließen könnte).
2 Plut. de amore
frat. 1. p.
36. vgl. Zoega de Obel. p. 225. vgl. oben S. 92, 6.
In Argos hatte man alte Dioskurenbilder von Dipönos u. Skyllis,
Paus. Klem. Al. Protr. p. 31 a.
3 Als epikletous Herod. 5, 75.
So schickten wohl auch die Laked. den Lokrern die Tyndariden (ta
epi Sagra), wie die Aegineten nach Salamis die Aeakiden. Aegin.
p.
163. Der Kastor Mixarkhagetas der Argeier (Plut. Qu. Gr.
23. p.
391.) ist sehr dunkel.
4 So bei dem Spartiaten
Phormion, Paus. 3, 16, 3. bei einem Azanen von Pagupolis, He-
rod. 6, 127. Daher auch die Theoxenia der Diosk. zu Akragas,
Böckh Expl. Pind. O. 3. p. 135. Woher der Dioskurendienst von
Kyrene und Akragas stammt, s. Bd. 1. S. 339.

einer nach irgend einer Anſicht oder Hypotheſe verſucht,
um deſto deutlicher wird ihm nur die Schwierigkeit des
Unternehmens. Zweierlei ſcheint verſchmolzen — die
heroiſche Ehre menſchlicher Tyndariden 1, und der
altpeloponneſiſche Cultus der großen Goͤtter, und zwar
ſo, daß durch Sage und Dichtung ſucceſſiv immer mehr
von dieſen auf jene uͤbertragen wurde — der Name der
Zeusſoͤhne — die Eigeburt und Eihuͤte — der Wechſel
von Leben und Tod — die Herrſchaft uͤber Fluth und
Wind. Aus der Spartaniſchen Religion erwaͤhne ich
jene uralten Bilder, δόκανα genannt, zwei aufgerichtete
Balken mit zwei queruͤbergelegten 2, welche doch das
hohe Alter einer mehr als heroiſchen Verehrung zu be-
weiſen ſcheinen — die Sitte, bei Kriegsauszuͤgen ſtets
die Bildſaͤule eines derſelben oder beider, wenn beide
Koͤnige auszogen, mitzunehmen 3, welche die Tyndari-
den als eigentliche Kriegshelden darſtellt — den Glau-
ben, daß ſie oft als hilfreiche Horte oder auch ohne
beſondere Noth blos als freundliche Gaͤſte erſchienen 4,

1 Obgleich auch als ſolche ſie unter lauter Perſonen mitten
inne ſtehn, die nicht blos Heroen, wie die beim Phoͤbaͤon (oben S.
92.) goͤttlich verehrte Helena, wie Phoͤbe u. Hilaira, die Leukippiden,
die vielleicht in den Cult des Amyklaͤiſchen Apoll gehoͤren (wie man
aus Pauſ. 3, 16, 1. ſchließen koͤnnte).
2 Plut. de amore
frat. 1. p.
36. vgl. Zoëga de Obel. p. 225. vgl. oben S. 92, 6.
In Argos hatte man alte Dioskurenbilder von Dipoͤnos u. Skyllis,
Pauſ. Klem. Al. Protr. p. 31 a.
3 Als ἐπικλήτους Herod. 5, 75.
So ſchickten wohl auch die Laked. den Lokrern die Tyndariden (τἀ
ἐπἰ Σάγϱᾳ), wie die Aegineten nach Salamis die Aeakiden. Aegin.
p.
163. Der Κάστωϱ Μιξαϱχαγέτας der Argeier (Plut. Qu. Gr.
23. p.
391.) iſt ſehr dunkel.
4 So bei dem Spartiaten
Phormion, Pauſ. 3, 16, 3. bei einem Azanen von Pagupolis, He-
rod. 6, 127. Daher auch die Θεοξένια der Diosk. zu Akragas,
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Kyrene und Akragas ſtammt, ſ. Bd. 1. S. 339.
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[408/0438] einer nach irgend einer Anſicht oder Hypotheſe verſucht, um deſto deutlicher wird ihm nur die Schwierigkeit des Unternehmens. Zweierlei ſcheint verſchmolzen — die heroiſche Ehre menſchlicher Tyndariden 1, und der altpeloponneſiſche Cultus der großen Goͤtter, und zwar ſo, daß durch Sage und Dichtung ſucceſſiv immer mehr von dieſen auf jene uͤbertragen wurde — der Name der Zeusſoͤhne — die Eigeburt und Eihuͤte — der Wechſel von Leben und Tod — die Herrſchaft uͤber Fluth und Wind. Aus der Spartaniſchen Religion erwaͤhne ich jene uralten Bilder, δόκανα genannt, zwei aufgerichtete Balken mit zwei queruͤbergelegten 2, welche doch das hohe Alter einer mehr als heroiſchen Verehrung zu be- weiſen ſcheinen — die Sitte, bei Kriegsauszuͤgen ſtets die Bildſaͤule eines derſelben oder beider, wenn beide Koͤnige auszogen, mitzunehmen 3, welche die Tyndari- den als eigentliche Kriegshelden darſtellt — den Glau- ben, daß ſie oft als hilfreiche Horte oder auch ohne beſondere Noth blos als freundliche Gaͤſte erſchienen 4, 1 Obgleich auch als ſolche ſie unter lauter Perſonen mitten inne ſtehn, die nicht blos Heroen, wie die beim Phoͤbaͤon (oben S. 92.) goͤttlich verehrte Helena, wie Phoͤbe u. Hilaira, die Leukippiden, die vielleicht in den Cult des Amyklaͤiſchen Apoll gehoͤren (wie man aus Pauſ. 3, 16, 1. ſchließen koͤnnte). 2 Plut. de amore frat. 1. p. 36. vgl. Zoëga de Obel. p. 225. vgl. oben S. 92, 6. In Argos hatte man alte Dioskurenbilder von Dipoͤnos u. Skyllis, Pauſ. Klem. Al. Protr. p. 31 a. 3 Als ἐπικλήτους Herod. 5, 75. So ſchickten wohl auch die Laked. den Lokrern die Tyndariden (τἀ ἐπἰ Σάγϱᾳ), wie die Aegineten nach Salamis die Aeakiden. Aegin. p. 163. Der Κάστωϱ Μιξαϱχαγέτας der Argeier (Plut. Qu. Gr. 23. p. 391.) iſt ſehr dunkel. 4 So bei dem Spartiaten Phormion, Pauſ. 3, 16, 3. bei einem Azanen von Pagupolis, He- rod. 6, 127. Daher auch die Θεοξένια der Diosk. zu Akragas, Boͤckh Expl. Pind. O. 3. p. 135. Woher der Dioskurendienſt von Kyrene und Akragas ſtammt, ſ. Bd. 1. S. 339.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/438>, abgerufen am 22.11.2024.