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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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auch wohl ursprünglich als Werke des Melkart gedacht.
Der Herakles der Karthager 1 war auch wandernd,
erobernd, unterwerfend gefaßt, seine Provinz war die
Insel Sardo 2, die ebenfalls in den Griechischen My-
thus hineingezogen wurde; er hatte auch Hispanien
durchzogen 3. Derselbige ist der Purpurerfinder in Ty-
rischer Sage 4; ihm war die Wachtel heilig, deren
Geruch ihn einst vom Tode aufgeweckt haben sollte 5.
Doch greift das Phönikische Element nirgends so tief
in den Kern des Herakleischen Mythus ein, daß es
nicht mit Leichtigkeit geschieden und abgesondert werden
könnte, ohne im Geringsten die Integrität des Mythus
dadurch zu verletzen; denn wenn auch der Dienst von
Thasos und Jalysos Phönikisch, wie der zu Erythrä
etwa Aegyptisch ist 6: so ist doch die Eigenthümlichkeit
beider so früh verdrängt und vom Hellenischen Mythus
verschlungen worden, daß wir keinen einzelnen Zug der-
selben dort nachweisen können. Die erste nachweisliche
Vermischung des Dorischen und Phönikischen Heros
liegt vielleicht darin, daß der Spartanische Königsohn
Dorieus (Ol. 65.) sich deswegen am Berge Eryx ein
Reich gründen wollte, weil Herakles diese Gegend wei-

Gaditani. Ueber Her.-Briareos vgl. noch Zenob. Prov. outos
allos Er.
1 Der Afrikan. Her. Makeris nach Paus. 10, 17, 2.; der
Phönikische Diodas nach Euseb. Scal. p. 26. im Griech. Text. In-
seln des Her. bei Neu-Karthago in Spanien, Athen. 3, 121 a.
Neben dem Her. zu Karthago auch ein Jolaos, Polyb. 7, 9, 2.
Eudoxos bei Athen. 9, 392 d.
2 Paus. a. O.
3 Sal-
lust. Jug. 21. wo auch von seinem Tode in Hispanien gesprochen
wird. vgl. Str. 17, 828.
4 Pollux 1, 4, 45.
5 Eu-
doxos a. O. Eust. zur Il. 1702, 50. Zenob. ortux esosen. --
vgl. zu alle dem die geistreiche Behandlung dieses Mythus in Hee-
rens Ideen Bd. 1, 2. S. 129.
6 Vielleicht seit Kyros. Vgl.
Bd. 1, S. 121.

auch wohl urſpruͤnglich als Werke des Melkart gedacht.
Der Herakles der Karthager 1 war auch wandernd,
erobernd, unterwerfend gefaßt, ſeine Provinz war die
Inſel Sardo 2, die ebenfalls in den Griechiſchen My-
thus hineingezogen wurde; er hatte auch Hispanien
durchzogen 3. Derſelbige iſt der Purpurerfinder in Ty-
riſcher Sage 4; ihm war die Wachtel heilig, deren
Geruch ihn einſt vom Tode aufgeweckt haben ſollte 5.
Doch greift das Phoͤnikiſche Element nirgends ſo tief
in den Kern des Herakleiſchen Mythus ein, daß es
nicht mit Leichtigkeit geſchieden und abgeſondert werden
koͤnnte, ohne im Geringſten die Integritaͤt des Mythus
dadurch zu verletzen; denn wenn auch der Dienſt von
Thaſos und Jalyſos Phoͤnikiſch, wie der zu Erythraͤ
etwa Aegyptiſch iſt 6: ſo iſt doch die Eigenthuͤmlichkeit
beider ſo fruͤh verdraͤngt und vom Helleniſchen Mythus
verſchlungen worden, daß wir keinen einzelnen Zug der-
ſelben dort nachweiſen koͤnnen. Die erſte nachweisliche
Vermiſchung des Doriſchen und Phoͤnikiſchen Heros
liegt vielleicht darin, daß der Spartaniſche Koͤnigſohn
Dorieus (Ol. 65.) ſich deswegen am Berge Eryx ein
Reich gruͤnden wollte, weil Herakles dieſe Gegend wei-

Gaditani. Ueber Her.-Briareos vgl. noch Zenob. Prov. οὗτος
ἄλλος Ἡϱ.
1 Der Afrikan. Her. Makeris nach Pauſ. 10, 17, 2.; der
Phoͤnikiſche Διωδᾶς nach Euſeb. Scal. p. 26. im Griech. Text. In-
ſeln des Her. bei Neu-Karthago in Spanien, Athen. 3, 121 a.
Neben dem Her. zu Karthago auch ein Jolaos, Polyb. 7, 9, 2.
Eudoxos bei Athen. 9, 392 d.
2 Pauſ. a. O.
3 Sal-
luſt. Jug. 21. wo auch von ſeinem Tode in Hiſpanien geſprochen
wird. vgl. Str. 17, 828.
4 Pollux 1, 4, 45.
5 Eu-
doxos a. O. Euſt. zur Il. 1702, 50. Zenob. ὄϱτυξ ἔσωσεν. —
vgl. zu alle dem die geiſtreiche Behandlung dieſes Mythus in Hee-
rens Ideen Bd. 1, 2. S. 129.
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[453/0483] auch wohl urſpruͤnglich als Werke des Melkart gedacht. Der Herakles der Karthager 1 war auch wandernd, erobernd, unterwerfend gefaßt, ſeine Provinz war die Inſel Sardo 2, die ebenfalls in den Griechiſchen My- thus hineingezogen wurde; er hatte auch Hispanien durchzogen 3. Derſelbige iſt der Purpurerfinder in Ty- riſcher Sage 4; ihm war die Wachtel heilig, deren Geruch ihn einſt vom Tode aufgeweckt haben ſollte 5. Doch greift das Phoͤnikiſche Element nirgends ſo tief in den Kern des Herakleiſchen Mythus ein, daß es nicht mit Leichtigkeit geſchieden und abgeſondert werden koͤnnte, ohne im Geringſten die Integritaͤt des Mythus dadurch zu verletzen; denn wenn auch der Dienſt von Thaſos und Jalyſos Phoͤnikiſch, wie der zu Erythraͤ etwa Aegyptiſch iſt 6: ſo iſt doch die Eigenthuͤmlichkeit beider ſo fruͤh verdraͤngt und vom Helleniſchen Mythus verſchlungen worden, daß wir keinen einzelnen Zug der- ſelben dort nachweiſen koͤnnen. Die erſte nachweisliche Vermiſchung des Doriſchen und Phoͤnikiſchen Heros liegt vielleicht darin, daß der Spartaniſche Koͤnigſohn Dorieus (Ol. 65.) ſich deswegen am Berge Eryx ein Reich gruͤnden wollte, weil Herakles dieſe Gegend wei- 2 1 Der Afrikan. Her. Makeris nach Pauſ. 10, 17, 2.; der Phoͤnikiſche Διωδᾶς nach Euſeb. Scal. p. 26. im Griech. Text. In- ſeln des Her. bei Neu-Karthago in Spanien, Athen. 3, 121 a. Neben dem Her. zu Karthago auch ein Jolaos, Polyb. 7, 9, 2. Eudoxos bei Athen. 9, 392 d. 2 Pauſ. a. O. 3 Sal- luſt. Jug. 21. wo auch von ſeinem Tode in Hiſpanien geſprochen wird. vgl. Str. 17, 828. 4 Pollux 1, 4, 45. 5 Eu- doxos a. O. Euſt. zur Il. 1702, 50. Zenob. ὄϱτυξ ἔσωσεν. — vgl. zu alle dem die geiſtreiche Behandlung dieſes Mythus in Hee- rens Ideen Bd. 1, 2. S. 129. 6 Vielleicht ſeit Kyros. Vgl. Bd. 1, S. 121. 2 Gaditani. Ueber Her.-Briareos vgl. noch Zenob. Prov. οὗτος ἄλλος Ἡϱ.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/483>, abgerufen am 16.05.2024.