Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.keineswegs als ein von den Schlacken der Menschheit 1 Daher auch die Sage, daß Her. der fallenden Sucht un- terworfen gewesen. 2 Dieser Cult ging sicher von Delphi aus, da das Delph. Orakel bei Demosth. Mid. 15. den Athenern gebeut peri ugieias dem höchsten Zeus, Herakles und Ap. Prostaterios zu opfern. Ueber Her. Alexikakos Libanios Ep. 12. Dio Chrysost. Or. 1. p. 17. Schol. Arist. Wolken 1375. und zu Apoll. Rh. 1, 1218. vgl. Marini Ville Alb. p. 141. n. 152. An diesen ist gewöhnlich bei dem Ausruf Erakles, me Hercules, zu denken. Als sol- cher erhielt er Schafe aber nur nachgemachte zum Opfer (sonst hat Her. Schweine) und hieß Melon zu Theben, Pollux 1, 1, 27. 30. und zu Melite in Attika. S. Apollod. bei Zenob. 5, 12. Hesych s. v. Melon. Schol. Arist. Frieden 421. vgl. 740. Suid. Me- lios. 3 Str. 13, 613. Doch ist dieser ursprünglich nicht der
Hellenische. Oben S. 453. Auch Er. apomuios zu Rom nach Klem. Alex. Protr. 1. p. 24. Sylb. wie Zeus zu Olympia. keineswegs als ein von den Schlacken der Menſchheit 1 Daher auch die Sage, daß Her. der fallenden Sucht un- terworfen geweſen. 2 Dieſer Cult ging ſicher von Delphi aus, da das Delph. Orakel bei Demoſth. Mid. 15. den Athenern gebeut πεϱὶ ὑγιείας dem hoͤchſten Zeus, Herakles und Ap. Proſtaterios zu opfern. Ueber Her. Alexikakos Libanios Ep. 12. Dio Chryſoſt. Or. 1. p. 17. Schol. Ariſt. Wolken 1375. und zu Apoll. Rh. 1, 1218. vgl. Marini Ville Alb. p. 141. n. 152. An dieſen iſt gewoͤhnlich bei dem Ausruf Ἥϱακλες, me Hercules, zu denken. Als ſol- cher erhielt er Schafe aber nur nachgemachte zum Opfer (ſonſt hat Her. Schweine) und hieß Μήλων zu Theben, Pollux 1, 1, 27. 30. und zu Melite in Attika. S. Apollod. bei Zenob. 5, 12. Heſych s. v. Μήλων. Schol. Ariſt. Frieden 421. vgl. 740. Suid. Μή- λιος. 3 Str. 13, 613. Doch iſt dieſer urſpruͤnglich nicht der
Helleniſche. Oben S. 453. Auch Ἡϱ. ἀπόμυιος zu Rom nach Klem. Alex. Protr. 1. p. 24. Sylb. wie Zeus zu Olympia. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0485" n="455"/> keineswegs als ein von den Schlacken der Menſchheit<lb/> freies Weſen vorgeſtellt; vielmehr geht jene Kraft oft<lb/> ins Schrankenloſe, und wird convulſiviſch durch Ueber-<lb/> fuͤlle <note place="foot" n="1">Daher auch die Sage, daß Her. der fallenden Sucht un-<lb/> terworfen geweſen.</note>, und der edle Zorn und Unmuth des Vieldulden-<lb/> den ſchlaͤgt in furchtbare Wuth aus. Aber fuͤr jegli-<lb/> chen Frevel buͤßt er durch neues Leid, und keines beugt<lb/> den unverwuͤſtlichen Muth, bis er verklaͤrt und gelaͤu-<lb/> tert zum Olymp aufſteigt, und die ewige Jugend in<lb/> die Arme ſchließt, waͤhrend ſein Eidolon im Hades noch<lb/> immer mit ausgeſpanntem Bogen droht. Wie in Apol-<lb/> lon die Gottheit in die Kreiſe menſchlichen Lebens her-<lb/> abtritt, ſo ſtrebt in Herakles eine rein menſchliche Kraft<lb/> zu den Eoͤttern empor. Dieſem entſpricht Herakles<lb/> auch in ſeiner <hi rendition="#g">goͤttlichen</hi> Funktion als Ἀλεξίκακος<lb/> und Σωτὴρ <note place="foot" n="2">Dieſer Cult ging ſicher von Delphi aus,<lb/> da das Delph. Orakel bei Demoſth. Mid. 15. den Athenern gebeut<lb/> πεϱὶ ὑγιείας dem hoͤchſten Zeus, Herakles und Ap. Proſtaterios zu<lb/> opfern. Ueber Her. Alexikakos Libanios <hi rendition="#aq">Ep.</hi> 12. Dio Chryſoſt. <hi rendition="#aq">Or.<lb/> 1. p.</hi> 17. Schol. Ariſt. Wolken 1375. und zu Apoll. Rh. 1, 1218.<lb/> vgl. Marini <hi rendition="#aq">Ville Alb. p. 141. n.</hi> 152. An dieſen iſt gewoͤhnlich<lb/> bei dem Ausruf Ἥϱακλες, <hi rendition="#aq">me Hercules</hi>, zu denken. Als <hi rendition="#g">ſol-<lb/> cher</hi> erhielt er Schafe aber nur nachgemachte zum Opfer (ſonſt hat<lb/> Her. Schweine) und hieß Μήλων zu Theben, Pollux 1, 1, 27. 30.<lb/> und zu Melite in Attika. S. Apollod. bei Zenob. 5, 12. Heſych<lb/><hi rendition="#aq">s. v.</hi> Μήλων. Schol. Ariſt. Frieden 421. vgl. 740. Suid. Μή-<lb/> λιος.</note>, welche die Oetaͤer ſo weit ausdehnten,<lb/> daß ſie ihn als Heuſchreckenvertilger (Κορνοπίων), wie<lb/> die Erythraͤer als Rebenwurmtoͤdter (Ἰποκτόνος) ver-<lb/> ehrten <note place="foot" n="3">Str. 13, 613. Doch iſt dieſer urſpruͤnglich nicht der<lb/> Helleniſche. Oben S. 453. Auch Ἡϱ. ἀπόμυιος zu Rom nach<lb/> Klem. Alex. Protr. 1. <hi rendition="#aq">p.</hi> 24. Sylb. wie Zeus zu Olympia.</note>. Was aber uͤberhaupt die <hi rendition="#g">Gottheit</hi> des<lb/> Heros anbetrifft, ſo kann dieſe wohl nicht, wie ſchon<lb/> Herodotos wollte, aus einer Vermiſchung des Phoͤniki-<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [455/0485]
keineswegs als ein von den Schlacken der Menſchheit
freies Weſen vorgeſtellt; vielmehr geht jene Kraft oft
ins Schrankenloſe, und wird convulſiviſch durch Ueber-
fuͤlle 1, und der edle Zorn und Unmuth des Vieldulden-
den ſchlaͤgt in furchtbare Wuth aus. Aber fuͤr jegli-
chen Frevel buͤßt er durch neues Leid, und keines beugt
den unverwuͤſtlichen Muth, bis er verklaͤrt und gelaͤu-
tert zum Olymp aufſteigt, und die ewige Jugend in
die Arme ſchließt, waͤhrend ſein Eidolon im Hades noch
immer mit ausgeſpanntem Bogen droht. Wie in Apol-
lon die Gottheit in die Kreiſe menſchlichen Lebens her-
abtritt, ſo ſtrebt in Herakles eine rein menſchliche Kraft
zu den Eoͤttern empor. Dieſem entſpricht Herakles
auch in ſeiner goͤttlichen Funktion als Ἀλεξίκακος
und Σωτὴρ 2, welche die Oetaͤer ſo weit ausdehnten,
daß ſie ihn als Heuſchreckenvertilger (Κορνοπίων), wie
die Erythraͤer als Rebenwurmtoͤdter (Ἰποκτόνος) ver-
ehrten 3. Was aber uͤberhaupt die Gottheit des
Heros anbetrifft, ſo kann dieſe wohl nicht, wie ſchon
Herodotos wollte, aus einer Vermiſchung des Phoͤniki-
1 Daher auch die Sage, daß Her. der fallenden Sucht un-
terworfen geweſen.
2 Dieſer Cult ging ſicher von Delphi aus,
da das Delph. Orakel bei Demoſth. Mid. 15. den Athenern gebeut
πεϱὶ ὑγιείας dem hoͤchſten Zeus, Herakles und Ap. Proſtaterios zu
opfern. Ueber Her. Alexikakos Libanios Ep. 12. Dio Chryſoſt. Or.
1. p. 17. Schol. Ariſt. Wolken 1375. und zu Apoll. Rh. 1, 1218.
vgl. Marini Ville Alb. p. 141. n. 152. An dieſen iſt gewoͤhnlich
bei dem Ausruf Ἥϱακλες, me Hercules, zu denken. Als ſol-
cher erhielt er Schafe aber nur nachgemachte zum Opfer (ſonſt hat
Her. Schweine) und hieß Μήλων zu Theben, Pollux 1, 1, 27. 30.
und zu Melite in Attika. S. Apollod. bei Zenob. 5, 12. Heſych
s. v. Μήλων. Schol. Ariſt. Frieden 421. vgl. 740. Suid. Μή-
λιος.
3 Str. 13, 613. Doch iſt dieſer urſpruͤnglich nicht der
Helleniſche. Oben S. 453. Auch Ἡϱ. ἀπόμυιος zu Rom nach
Klem. Alex. Protr. 1. p. 24. Sylb. wie Zeus zu Olympia.
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Zitationshilfe: | Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/485>, abgerufen am 17.02.2025. |