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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

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dert 1, die ebenfalls auf Geschlechtsherrschaft deutet.
So viel ist deutlich, daß hier die Herrschaft des Ge-
sammtvolkes sehr eingeschränkt war, und, wie auch
Aristoteles sagt, eine Oligarchie in der andern lag 2.

5.

An die Betrachtung der Gerusie knüpfen wir
die des Königthums in Sparta und andern Dori-
schen Staaten an, als eines sehr nahe verwandten
Elements der Verfassung. Das Dorische Königthum
ist eine Fortsetzung des heroischen oder homerischen, und
man hat bei dem einen so wenig wie bei dem an-
dern an die Machtvollkommenheit souveräner Herr-
scher zu denken, welche die Griechen erst in Barbaren-
ländern kennen lernten. In jener alten Zeit war der
König mit seinem Rathe der höchste Regent und Rich-
ter, aber nicht ohne ihn; er war zugleich erster Anfüh-
rer im Kriege, und besaß als solcher eine höhere exe-
cutive Gewalt, wie sie die Umstände erforderten. Im
Ganzen aber verhielt er sich zu den Edlen als Glei-
cher; und sein Amt, obgleich gewöhnlich forterbend,
konnte doch auf eine andere Familie des Adels über-
tragen werden; das niedere Volk beherrschte er mehr
nach einer gewissen Willkühr, gewaltthätig wie die
Freier von Ithaka, oder als milder Vater, wie Odys-

1 Thuk. 5, 47. vgl. Plut. praec. reip. 10. p. 255 H.
2 Die ierai gerousiai, z. B. die Eleusinische, späterer Zeit gehen
uns hier nichts an; doch machen wir auf folgendes Denkmal, als
aus dem Peloponnes stammend, aufmerksam, bei Biagi Monum.
Gr. p. 200.
und Pracloqu. ad Mon. Gr. et Lat. p. XVIII. vgl.
Visconti PioCl. T. 2. p. 66. e iera oupesia (Böckh vermuthet
kühn, aber nach dem Zusammenhange wahrscheinlich, gerosia) g.
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etos (nach Visc. von der Befreiung Griechenlands durch Flaminin)
kai donti ekasto geronti nomes denaria deka k. t. l. Vielleicht
ist die iera gerosia dann die Olumpiake boule der Elecr. Paus.
5, 6, 4. 6, 3, 3. Perizon ad Ael. V. H. 10, 1. vgl. Bd. 2. S. 139.
III. 7

dert 1, die ebenfalls auf Geſchlechtsherrſchaft deutet.
So viel iſt deutlich, daß hier die Herrſchaft des Ge-
ſammtvolkes ſehr eingeſchraͤnkt war, und, wie auch
Ariſtoteles ſagt, eine Oligarchie in der andern lag 2.

5.

An die Betrachtung der Geruſie knuͤpfen wir
die des Koͤnigthums in Sparta und andern Dori-
ſchen Staaten an, als eines ſehr nahe verwandten
Elements der Verfaſſung. Das Doriſche Koͤnigthum
iſt eine Fortſetzung des heroiſchen oder homeriſchen, und
man hat bei dem einen ſo wenig wie bei dem an-
dern an die Machtvollkommenheit ſouveraͤner Herr-
ſcher zu denken, welche die Griechen erſt in Barbaren-
laͤndern kennen lernten. In jener alten Zeit war der
Koͤnig mit ſeinem Rathe der hoͤchſte Regent und Rich-
ter, aber nicht ohne ihn; er war zugleich erſter Anfuͤh-
rer im Kriege, und beſaß als ſolcher eine hoͤhere exe-
cutive Gewalt, wie ſie die Umſtaͤnde erforderten. Im
Ganzen aber verhielt er ſich zu den Edlen als Glei-
cher; und ſein Amt, obgleich gewoͤhnlich forterbend,
konnte doch auf eine andere Familie des Adels uͤber-
tragen werden; das niedere Volk beherrſchte er mehr
nach einer gewiſſen Willkuͤhr, gewaltthaͤtig wie die
Freier von Ithaka, oder als milder Vater, wie Odyſ-

1 Thuk. 5, 47. vgl. Plut. praec. reip. 10. p. 255 H.
2 Die ἱεϱαὶ γεϱουσίαι, z. B. die Eleuſiniſche, ſpaͤterer Zeit gehen
uns hier nichts an; doch machen wir auf folgendes Denkmal, als
aus dem Peloponnes ſtammend, aufmerkſam, bei Biagi Monum.
Gr. p. 200.
und Pracloqu. ad Mon. Gr. et Lat. p. XVIII. vgl.
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5, 6, 4. 6, 3, 3. Perizon ad Ael. V. H. 10, 1. vgl. Bd. 2. S. 139.
III. 7
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[97/0103] dert 1, die ebenfalls auf Geſchlechtsherrſchaft deutet. So viel iſt deutlich, daß hier die Herrſchaft des Ge- ſammtvolkes ſehr eingeſchraͤnkt war, und, wie auch Ariſtoteles ſagt, eine Oligarchie in der andern lag 2. 5. An die Betrachtung der Geruſie knuͤpfen wir die des Koͤnigthums in Sparta und andern Dori- ſchen Staaten an, als eines ſehr nahe verwandten Elements der Verfaſſung. Das Doriſche Koͤnigthum iſt eine Fortſetzung des heroiſchen oder homeriſchen, und man hat bei dem einen ſo wenig wie bei dem an- dern an die Machtvollkommenheit ſouveraͤner Herr- ſcher zu denken, welche die Griechen erſt in Barbaren- laͤndern kennen lernten. In jener alten Zeit war der Koͤnig mit ſeinem Rathe der hoͤchſte Regent und Rich- ter, aber nicht ohne ihn; er war zugleich erſter Anfuͤh- rer im Kriege, und beſaß als ſolcher eine hoͤhere exe- cutive Gewalt, wie ſie die Umſtaͤnde erforderten. Im Ganzen aber verhielt er ſich zu den Edlen als Glei- cher; und ſein Amt, obgleich gewoͤhnlich forterbend, konnte doch auf eine andere Familie des Adels uͤber- tragen werden; das niedere Volk beherrſchte er mehr nach einer gewiſſen Willkuͤhr, gewaltthaͤtig wie die Freier von Ithaka, oder als milder Vater, wie Odyſ- 1 Thuk. 5, 47. vgl. Plut. praec. reip. 10. p. 255 H. 2 Die ἱεϱαὶ γεϱουσίαι, z. B. die Eleuſiniſche, ſpaͤterer Zeit gehen uns hier nichts an; doch machen wir auf folgendes Denkmal, als aus dem Peloponnes ſtammend, aufmerkſam, bei Biagi Monum. Gr. p. 200. und Pracloqu. ad Mon. Gr. et Lat. p. XVIII. vgl. Visconti PioCl. T. 2. p. 66. ἡ ἱεϱα ουπησια (Boͤckh vermuthet kuͤhn, aber nach dem Zuſammenhange wahrſcheinlich, γεϱωσια) γ. ιουλιον επαφϱοδειτον αγϱετευσαντα (ſchwierig zu erklaͤren) το Ρx03E5;Δ ἕτος (nach Visc. von der Befreiung Griechenlands durch Flaminin) και δοντι ἑκαστω γεϱοντι νομης δηναϱια δεκα κ. τ. λ. Vielleicht iſt die ἱεϱὰ γεϱωσία dann die Ὀλυμπιακὴ βουλὴ der Elecr. Pauſ. 5, 6, 4. 6, 3, 3. Perizon ad Ael. V. H. 10, 1. vgl. Bd. 2. S. 139. III. 7

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/103>, abgerufen am 21.11.2024.