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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

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Gewalt im Kriege, über sie erhoben. -- Diese Ver-
fassung dauerte in Jonischen, Achäischen, Aeolischen
Staaten noch eine geraume Zeit fort, wie sich an man-
chen Spuren nachweisen läßt, nur daß die Macht der
Herrscher allmälig sank und dann ganz hinweggethan
wurde. Bei den Doriern aber fand das Eigene statt,
daß sie wenig eigentlichen Adel hatten, denn die Hera-
kliden können bei ihnen ziemlich allein als solcher be-
trachtet werden: dagegen trat durch die Eroberung ein
ganzes Volk -- Waffenehre mit Unabhängigkeit durch
Grundbesitz vereinigend -- an die Stelle desselben. --

4.

Als aber um die dreißigste Olympiade Handel und
Verkehr mit dem Auslande gewöhnlicher, und dadurch
ein gesteigerter Lebensgenuß Bedürfniß wurde, stieg
das Vermögen im Werth gegen die Ehre des Ge-
schlechts. Zwar blieb der größte Grundbesitz noch fort-
während in den Händen des Adels: da aber jetzt Ver-
schwendung des Ererbten leichter möglich, und auch
dem Unbegüterten Aussicht auf Erwerb geöffnet war,
war das Vermögen mehr plötzlichen Veränderungen
ausgesetzt. Daß die Geomoren der Jonischen Samos,
wie die Hippoboten der ebenfalls Jonischen Chalkis,
deren Ansehn sich auf Adel und Landbesitz gründete, auch
den bedeutenden Handel beider Städte getrieben, ist
wahrscheinlich: sonst hätte wohl bald der Reichthum des
Kaufmanns den des Grundbesitzers überwachsen. Auch
in den Dorischen Staaten, die am Handel lebhaften
Antheil nahmen, zu Korinth, Aegina u. s. w., suchte
man Plutokratie und Aristokratie zu vereinigen 1. Aber
daß man auf das Vermögen größern Werth zu legen
anfing, veranlaßte schon zur Zeit der Sieben Weisen
den Argeier Aristodem zu sagen: khremata khremat'

1 Aeginet. p. 133.

Gewalt im Kriege, uͤber ſie erhoben. — Dieſe Ver-
faſſung dauerte in Joniſchen, Achaͤiſchen, Aeoliſchen
Staaten noch eine geraume Zeit fort, wie ſich an man-
chen Spuren nachweiſen laͤßt, nur daß die Macht der
Herrſcher allmaͤlig ſank und dann ganz hinweggethan
wurde. Bei den Doriern aber fand das Eigene ſtatt,
daß ſie wenig eigentlichen Adel hatten, denn die Hera-
kliden koͤnnen bei ihnen ziemlich allein als ſolcher be-
trachtet werden: dagegen trat durch die Eroberung ein
ganzes Volk — Waffenehre mit Unabhaͤngigkeit durch
Grundbeſitz vereinigend — an die Stelle deſſelben. —

4.

Als aber um die dreißigſte Olympiade Handel und
Verkehr mit dem Auslande gewoͤhnlicher, und dadurch
ein geſteigerter Lebensgenuß Beduͤrfniß wurde, ſtieg
das Vermoͤgen im Werth gegen die Ehre des Ge-
ſchlechts. Zwar blieb der groͤßte Grundbeſitz noch fort-
waͤhrend in den Haͤnden des Adels: da aber jetzt Ver-
ſchwendung des Ererbten leichter moͤglich, und auch
dem Unbeguͤterten Ausſicht auf Erwerb geoͤffnet war,
war das Vermoͤgen mehr ploͤtzlichen Veraͤnderungen
ausgeſetzt. Daß die Geomoren der Joniſchen Samos,
wie die Hippoboten der ebenfalls Joniſchen Chalkis,
deren Anſehn ſich auf Adel und Landbeſitz gruͤndete, auch
den bedeutenden Handel beider Staͤdte getrieben, iſt
wahrſcheinlich: ſonſt haͤtte wohl bald der Reichthum des
Kaufmanns den des Grundbeſitzers uͤberwachſen. Auch
in den Doriſchen Staaten, die am Handel lebhaften
Antheil nahmen, zu Korinth, Aegina u. ſ. w., ſuchte
man Plutokratie und Ariſtokratie zu vereinigen 1. Aber
daß man auf das Vermoͤgen groͤßern Werth zu legen
anfing, veranlaßte ſchon zur Zeit der Sieben Weiſen
den Argeier Ariſtodem zu ſagen: χρήματα χρήματ᾿

1 Aeginet. p. 133.
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[10/0016] Gewalt im Kriege, uͤber ſie erhoben. — Dieſe Ver- faſſung dauerte in Joniſchen, Achaͤiſchen, Aeoliſchen Staaten noch eine geraume Zeit fort, wie ſich an man- chen Spuren nachweiſen laͤßt, nur daß die Macht der Herrſcher allmaͤlig ſank und dann ganz hinweggethan wurde. Bei den Doriern aber fand das Eigene ſtatt, daß ſie wenig eigentlichen Adel hatten, denn die Hera- kliden koͤnnen bei ihnen ziemlich allein als ſolcher be- trachtet werden: dagegen trat durch die Eroberung ein ganzes Volk — Waffenehre mit Unabhaͤngigkeit durch Grundbeſitz vereinigend — an die Stelle deſſelben. — 4. Als aber um die dreißigſte Olympiade Handel und Verkehr mit dem Auslande gewoͤhnlicher, und dadurch ein geſteigerter Lebensgenuß Beduͤrfniß wurde, ſtieg das Vermoͤgen im Werth gegen die Ehre des Ge- ſchlechts. Zwar blieb der groͤßte Grundbeſitz noch fort- waͤhrend in den Haͤnden des Adels: da aber jetzt Ver- ſchwendung des Ererbten leichter moͤglich, und auch dem Unbeguͤterten Ausſicht auf Erwerb geoͤffnet war, war das Vermoͤgen mehr ploͤtzlichen Veraͤnderungen ausgeſetzt. Daß die Geomoren der Joniſchen Samos, wie die Hippoboten der ebenfalls Joniſchen Chalkis, deren Anſehn ſich auf Adel und Landbeſitz gruͤndete, auch den bedeutenden Handel beider Staͤdte getrieben, iſt wahrſcheinlich: ſonſt haͤtte wohl bald der Reichthum des Kaufmanns den des Grundbeſitzers uͤberwachſen. Auch in den Doriſchen Staaten, die am Handel lebhaften Antheil nahmen, zu Korinth, Aegina u. ſ. w., ſuchte man Plutokratie und Ariſtokratie zu vereinigen 1. Aber daß man auf das Vermoͤgen groͤßern Werth zu legen anfing, veranlaßte ſchon zur Zeit der Sieben Weiſen den Argeier Ariſtodem zu ſagen: χρήματα χρήματ᾿ 1 Aeginet. p. 133.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/16>, abgerufen am 21.11.2024.