len Oekonomie. In Sparta trug zu den Phiditien, wie gesagt, jeder Theilnehmer aus seinem Hausvor- rath 1, und zwar gegen anderthalb Attische Medimnen Gerstengraupe, Choen Wein elf bis zwölf 2, fünf Mi- nen Käse, halb soviel Feigen, auch Datteln 3, und zehn Aeginetische Obolen für Fleischgerichte bei 4. Die ungefähre Angabe von anderthalb Att. Medimnen soll wahrscheinlich einen Aeginetischen ausdrücken 5; die zehn Obolen gleichen einem Korinthischen Stater oder Syrakusischen Dekalitron; das Ganze ist ohne Zweifel der monatliche Beitrag 6, und es ist damit die Nah- rung einer Person reichlich bestritten. Denn da die Portion sonst auf 2 Choeniken und eine Kotyle Wein (doch ist das letztere auffallend wenig) gerechnet wird 7: so kommen hier etwas mehr als so viel Chöniken, und an fünf Kotylen auf den Tag. Freilich scheint wenig für Fleisch gesorgt, aber diesen Mangel ersetzten erstens die häufigen Opfer, und dann die treffliche Einrich- tung der epaikla, welches Zugaben zum eigentlichen Mahle oder aikhlon waren; ärmere Theilnehmer des Syssitions gaben solche von ihrer Jagdbeute, während Reichere Waizenbrodt herbeischafften, (da sonst nur Ger- stenkuchen, mazai, die gewöhnliche Kost bildeten), und junges Vieh von ihren Heerden, Geflügel als mattua zubereitet, von ihren Aeckern Früchte der Jahrszeit spendeten 8. Solche freiwillige Gaben fehlten wohl
1 kata kephalen, Ar. 2, 7, 4.
2 8 Choen nach Plut. Lyk. 12.
3 Nach Schol. zu Plat. Ges. 1. p. 223 R.
4 Di- käarch dei Athen. 4, 141 d.
5 vgl. Aeginet. p. 90. Daher Plut. a. O. einen Medimnos nennt.
6 vergl. die angef. Schol.
7 Herod. 6, 57.
8 S. Sphäros (den Bory- stheniten und Stoiker, der Sp. vor Kleomenes gesehn, Plut. Kleom. 2.) Lak. pol. bei Athen. 4, 141 b. Molpis 141 d. vgl. 14, 664 e. Nikokles der Lakone 4. 140 e. Perseus Lak. pol. ebend. Xen. Staat 5, 3.
len Oekonomie. In Sparta trug zu den Phiditien, wie geſagt, jeder Theilnehmer aus ſeinem Hausvor- rath 1, und zwar gegen anderthalb Attiſche Medimnen Gerſtengraupe, Choen Wein elf bis zwoͤlf 2, fuͤnf Mi- nen Kaͤſe, halb ſoviel Feigen, auch Datteln 3, und zehn Aeginetiſche Obolen fuͤr Fleiſchgerichte bei 4. Die ungefaͤhre Angabe von anderthalb Att. Medimnen ſoll wahrſcheinlich einen Aeginetiſchen ausdruͤcken 5; die zehn Obolen gleichen einem Korinthiſchen Stater oder Syrakuſiſchen Dekalitron; das Ganze iſt ohne Zweifel der monatliche Beitrag 6, und es iſt damit die Nah- rung einer Perſon reichlich beſtritten. Denn da die Portion ſonſt auf 2 Choeniken und eine Kotyle Wein (doch iſt das letztere auffallend wenig) gerechnet wird 7: ſo kommen hier etwas mehr als ſo viel Choͤniken, und an fuͤnf Kotylen auf den Tag. Freilich ſcheint wenig fuͤr Fleiſch geſorgt, aber dieſen Mangel erſetzten erſtens die haͤufigen Opfer, und dann die treffliche Einrich- tung der ἐπάϊκλα, welches Zugaben zum eigentlichen Mahle oder αἶχλον waren; aͤrmere Theilnehmer des Syſſitions gaben ſolche von ihrer Jagdbeute, waͤhrend Reichere Waizenbrodt herbeiſchafften, (da ſonſt nur Ger- ſtenkuchen, μᾶζαι, die gewoͤhnliche Koſt bildeten), und junges Vieh von ihren Heerden, Gefluͤgel als ματτύα zubereitet, von ihren Aeckern Fruͤchte der Jahrszeit ſpendeten 8. Solche freiwillige Gaben fehlten wohl
1 κατὰ κεφαλὴν, Ar. 2, 7, 4.
2 8 Choen nach Plut. Lyk. 12.
3 Nach Schol. zu Plat. Geſ. 1. p. 223 R.
4 Di- kaͤarch dei Athen. 4, 141 d.
5 vgl. Aeginet. p. 90. Daher Plut. a. O. einen Medimnos nennt.
6 vergl. die angef. Schol.
7 Herod. 6, 57.
8 S. Sphaͤros (den Bory- ſtheniten und Stoiker, der Sp. vor Kleomenes geſehn, Plut. Kleom. 2.) Λακ. πολ. bei Athen. 4, 141 b. Molpis 141 d. vgl. 14, 664 e. Nikokles der Lakone 4. 140 e. Perſeus Λακ. πολ. ebend. Xen. Staat 5, 3.
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Gerſtengraupe, Choen Wein elf bis zwoͤlf 2, fuͤnf Mi-
nen Kaͤſe, halb ſoviel Feigen, auch Datteln 3, und
zehn Aeginetiſche Obolen fuͤr Fleiſchgerichte bei 4. Die
ungefaͤhre Angabe von anderthalb Att. Medimnen ſoll
wahrſcheinlich einen Aeginetiſchen ausdruͤcken 5; die
zehn Obolen gleichen einem Korinthiſchen Stater oder
Syrakuſiſchen Dekalitron; das Ganze iſt ohne Zweifel
der monatliche Beitrag 6, und es iſt damit die Nah-
rung einer Perſon reichlich beſtritten. Denn da die
Portion ſonſt auf 2 Choeniken und eine Kotyle Wein
(doch iſt das letztere auffallend wenig) gerechnet wird 7:
ſo kommen hier etwas mehr als ſo viel Choͤniken, und
an fuͤnf Kotylen auf den Tag. Freilich ſcheint wenig
fuͤr Fleiſch geſorgt, aber dieſen Mangel erſetzten erſtens
die haͤufigen Opfer, und dann die treffliche Einrich-
tung der ἐπάϊκλα, welches Zugaben zum eigentlichen
Mahle oder αἶχλον waren; aͤrmere Theilnehmer des
Syſſitions gaben ſolche von ihrer Jagdbeute, waͤhrend
Reichere Waizenbrodt herbeiſchafften, (da ſonſt nur Ger-
ſtenkuchen, μᾶζαι, die gewoͤhnliche Koſt bildeten), und
junges Vieh von ihren Heerden, Gefluͤgel als ματτύα
zubereitet, von ihren Aeckern Fruͤchte der Jahrszeit
ſpendeten 8. Solche freiwillige Gaben fehlten wohl
1 κατὰ κεφαλὴν, Ar. 2, 7, 4.
2 8 Choen nach Plut.
Lyk. 12.
3 Nach Schol. zu Plat. Geſ. 1. p. 223 R.
4 Di-
kaͤarch dei Athen. 4, 141 d.
5 vgl. Aeginet. p. 90. Daher
Plut. a. O. einen Medimnos nennt.
6 vergl. die angef.
Schol.
7 Herod. 6, 57.
8 S. Sphaͤros (den Bory-
ſtheniten und Stoiker, der Sp. vor Kleomenes geſehn, Plut.
Kleom. 2.) Λακ. πολ. bei Athen. 4, 141 b. Molpis 141 d. vgl.
14, 664 e. Nikokles der Lakone 4. 140 e. Perſeus Λακ. πολ.
ebend. Xen. Staat 5, 3.
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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/208>, abgerufen am 16.02.2025.
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