Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.schwersten Strafen 1, und schützt nach Hellenischen 1 Die Polemarchen, welche nach Thuk. 5, 72. wegen Un- gehorsam in der Schlacht und Trägheit (doxantes malakisthenai) flohen, entgingen dadurch wohl dem Tode. vgl. Plut. Perikl. 22. 2 S. Herod. 7, 213. 3 Plut. Agis 19. In Korinth hieß das öffentl. Gefängniß kos. Steph. Byz. 4 Herod. 4, 146. Valer. Max. 6, 6. 5 Platon Phäd. 116. Olympiodor zur Stelle. 6 Plut. Qu. Gr. 2. Daß der demosios zu Rhodos nicht in die Stadt kommen durfte, beruht auf ähnlichem Grund- satze. Dio Chrysost. Or. 31. p. 632 R. vgl. Wessel. zu Diod. 1. p. 624. Aristid. 2, 44, 5. 7 p. 120. (171 Bkk.) III 15
ſchwerſten Strafen 1, und ſchuͤtzt nach Helleniſchen 1 Die Polemarchen, welche nach Thuk. 5, 72. wegen Un- gehorſam in der Schlacht und Traͤgheit (δόξαντες μαλαϰισϑῆναι) flohen, entgingen dadurch wohl dem Tode. vgl. Plut. Perikl. 22. 2 S. Herod. 7, 213. 3 Plut. Agis 19. In Korinth hieß das oͤffentl. Gefaͤngniß κῶς. Steph. Byz. 4 Herod. 4, 146. Valer. Max. 6, 6. 5 Platon Phaͤd. 116. Olympiodor zur Stelle. 6 Plut. Qu. Gr. 2. Daß der δημόσιος zu Rhodos nicht in die Stadt kommen durfte, beruht auf aͤhnlichem Grund- ſatze. Dio Chryſoſt. Or. 31. p. 632 R. vgl. Weſſel. zu Diod. 1. p. 624. Ariſtid. 2, 44, 5. 7 p. 120. (171 Bkk.) III 15
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0231" n="225"/> ſchwerſten Strafen <note place="foot" n="1">Die Polemarchen, welche nach Thuk. 5, 72. wegen Un-<lb/> gehorſam in der Schlacht und Traͤgheit (δόξαντες μαλαϰισϑῆναι)<lb/> flohen, entgingen dadurch wohl dem <hi rendition="#g">Tode.</hi> vgl. Plut. Perikl. 22.</note>, und ſchuͤtzt nach Helleniſchen<lb/> Grundſaͤtzen gegen jede Verfolgung; ſo daß ſelbſt, wer<lb/> von den Amphiktyonen fuͤr vogelfrei erklaͤrt war, außer<lb/> dem Vaterlande ſicher ſchien <note place="foot" n="2">S. Herod. 7, 213.</note>. Ein Beiſpiel von Exu-<lb/> lanten, die politiſche Partheiungen vertrieben, kennt<lb/> die Geſchichte Sparta’s, ſo lange die Verfaſſung be-<lb/> ſtand, nicht. — Die Todesſtrafe wurde entweder durch<lb/> Strangulation in einem Gemache des Staatsgefaͤng-<lb/> niſſes, Δεκὰς genannt <note place="foot" n="3">Plut. Agis 19. In Korinth hieß<lb/> das oͤffentl. Gefaͤngniß κῶς. Steph. Byz.</note>, oder durch Hinabſtuͤrzung in<lb/> den Kaͤadas vollzogen, ſiets zur Nachtzeit <note place="foot" n="4">Herod. 4, 146.<lb/> Valer. Max. 6, 6.</note>. Auch in<lb/> Athen war von alten Zeiten das Geſetz, Niemanden<lb/> bei Tage hinzurichten <note place="foot" n="5">Platon Phaͤd. 116. Olympiodor zur<lb/> Stelle.</note>. So richtete auch der Senat<lb/> der Aeoliſchen Kyme, deſſen alterthuͤmliche Einrichtun-<lb/> gen ſchon oben charakteriſirt wurden, in Kriminalfaͤllen<lb/> bei Nacht und mit verdeckten Stimmſteinen <note place="foot" n="6">Plut. <hi rendition="#aq">Qu. Gr.</hi> 2. Daß der δημόσιος zu Rhodos<lb/> nicht in die Stadt kommen durfte, beruht auf aͤhnlichem Grund-<lb/> ſatze. Dio Chryſoſt. <hi rendition="#aq">Or. 31. p.</hi> 632 R. vgl. Weſſel. zu Diod. 1.<lb/><hi rendition="#aq">p.</hi> 624. Ariſtid. 2, 44, 5.</note>, unge-<lb/> faͤhr ſo, wie die Koͤnige des Atlantiſchen Volks in Pla-<lb/> tons Kritias <note place="foot" n="7"><hi rendition="#aq">p.</hi> 120. (171 Bkk.)</note>. — Man ſehe darin nicht etwa oligar-<lb/> chiſche Veranſtaltungen zu ungeſtoͤrter Vollziehung ſtren-<lb/> ger Urtheile, ſondern die tief eingewurzelte Scheu<lb/> Bluturtheile auszuſprechen und zu vollziehen, welche<lb/> das Schreckliche vor den Augen des Tages zu vollbrin-<lb/> gen vermeidet. Eine aͤhnliche Scheu ſpricht ſich in dem<lb/> Verfahren der Spartiatiſchen Geruſia aus, die nie ein<lb/> Todesurtheil ſprach, ohne Deliberationen mehrerer Ta-<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">III</hi> 15</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [225/0231]
ſchwerſten Strafen 1, und ſchuͤtzt nach Helleniſchen
Grundſaͤtzen gegen jede Verfolgung; ſo daß ſelbſt, wer
von den Amphiktyonen fuͤr vogelfrei erklaͤrt war, außer
dem Vaterlande ſicher ſchien 2. Ein Beiſpiel von Exu-
lanten, die politiſche Partheiungen vertrieben, kennt
die Geſchichte Sparta’s, ſo lange die Verfaſſung be-
ſtand, nicht. — Die Todesſtrafe wurde entweder durch
Strangulation in einem Gemache des Staatsgefaͤng-
niſſes, Δεκὰς genannt 3, oder durch Hinabſtuͤrzung in
den Kaͤadas vollzogen, ſiets zur Nachtzeit 4. Auch in
Athen war von alten Zeiten das Geſetz, Niemanden
bei Tage hinzurichten 5. So richtete auch der Senat
der Aeoliſchen Kyme, deſſen alterthuͤmliche Einrichtun-
gen ſchon oben charakteriſirt wurden, in Kriminalfaͤllen
bei Nacht und mit verdeckten Stimmſteinen 6, unge-
faͤhr ſo, wie die Koͤnige des Atlantiſchen Volks in Pla-
tons Kritias 7. — Man ſehe darin nicht etwa oligar-
chiſche Veranſtaltungen zu ungeſtoͤrter Vollziehung ſtren-
ger Urtheile, ſondern die tief eingewurzelte Scheu
Bluturtheile auszuſprechen und zu vollziehen, welche
das Schreckliche vor den Augen des Tages zu vollbrin-
gen vermeidet. Eine aͤhnliche Scheu ſpricht ſich in dem
Verfahren der Spartiatiſchen Geruſia aus, die nie ein
Todesurtheil ſprach, ohne Deliberationen mehrerer Ta-
1 Die Polemarchen, welche nach Thuk. 5, 72. wegen Un-
gehorſam in der Schlacht und Traͤgheit (δόξαντες μαλαϰισϑῆναι)
flohen, entgingen dadurch wohl dem Tode. vgl. Plut. Perikl. 22.
2 S. Herod. 7, 213.
3 Plut. Agis 19. In Korinth hieß
das oͤffentl. Gefaͤngniß κῶς. Steph. Byz.
4 Herod. 4, 146.
Valer. Max. 6, 6.
5 Platon Phaͤd. 116. Olympiodor zur
Stelle.
6 Plut. Qu. Gr. 2. Daß der δημόσιος zu Rhodos
nicht in die Stadt kommen durfte, beruht auf aͤhnlichem Grund-
ſatze. Dio Chryſoſt. Or. 31. p. 632 R. vgl. Weſſel. zu Diod. 1.
p. 624. Ariſtid. 2, 44, 5.
7 p. 120. (171 Bkk.)
III 15
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |