Von der Betrachtung des öffentlichen Lebens der Dorier wenden wir uns zu dem, sich nicht unmittelbar auf die Gesammtheit beziehenden, Familien- u. häus- lichen Leben, ohne dieses indeß von jenem durch eine scharfe Gränzlinie absondern zu wollen, was bei dem Dorischen Stamme noch weniger möglich, als bei ir- gend einem andern. Im Familienleben nun sind ohne Zweifel die persönlichen Verhältnisse wichtiger und be- deutender, die der Ehegatten sowohl als der Eltern und Kinder, und minderer Aufschluß über das Innere scheint von den mehr dinglichen zu erwarten, die sonst den größten Raum in der Disciplin der sog. Alterthü- mer einnahmen, z. B. Wohnung, Kleidung, Mahlzei- ten. Indessen spricht sich doch auch in diesen eigen- thümlicher Geist oft mit überraschender Bestimmtheit aus; das schöne Gesetz nationaler Sitte ertheilt dem Kleinsten seine Bedeutung fürs Ganze, und adelt das
Viertes Buch. Sitte und Kunſt der Dorier.
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Von der Betrachtung des oͤffentlichen Lebens der Dorier wenden wir uns zu dem, ſich nicht unmittelbar auf die Geſammtheit beziehenden, Familien- u. haͤus- lichen Leben, ohne dieſes indeß von jenem durch eine ſcharfe Graͤnzlinie abſondern zu wollen, was bei dem Doriſchen Stamme noch weniger moͤglich, als bei ir- gend einem andern. Im Familienleben nun ſind ohne Zweifel die perſoͤnlichen Verhaͤltniſſe wichtiger und be- deutender, die der Ehegatten ſowohl als der Eltern und Kinder, und minderer Aufſchluß uͤber das Innere ſcheint von den mehr dinglichen zu erwarten, die ſonſt den groͤßten Raum in der Diſciplin der ſog. Alterthuͤ- mer einnahmen, z. B. Wohnung, Kleidung, Mahlzei- ten. Indeſſen ſpricht ſich doch auch in dieſen eigen- thuͤmlicher Geiſt oft mit uͤberraſchender Beſtimmtheit aus; das ſchoͤne Geſetz nationaler Sitte ertheilt dem Kleinſten ſeine Bedeutung fuͤrs Ganze, und adelt das
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Viertes Buch.
Sitte und Kunſt der Dorier.
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Von der Betrachtung des oͤffentlichen Lebens der
Dorier wenden wir uns zu dem, ſich nicht unmittelbar
auf die Geſammtheit beziehenden, Familien- u. haͤus-
lichen Leben, ohne dieſes indeß von jenem durch eine
ſcharfe Graͤnzlinie abſondern zu wollen, was bei dem
Doriſchen Stamme noch weniger moͤglich, als bei ir-
gend einem andern. Im Familienleben nun ſind ohne
Zweifel die perſoͤnlichen Verhaͤltniſſe wichtiger und be-
deutender, die der Ehegatten ſowohl als der Eltern
und Kinder, und minderer Aufſchluß uͤber das Innere
ſcheint von den mehr dinglichen zu erwarten, die ſonſt
den groͤßten Raum in der Diſciplin der ſog. Alterthuͤ-
mer einnahmen, z. B. Wohnung, Kleidung, Mahlzei-
ten. Indeſſen ſpricht ſich doch auch in dieſen eigen-
thuͤmlicher Geiſt oft mit uͤberraſchender Beſtimmtheit
aus; das ſchoͤne Geſetz nationaler Sitte ertheilt dem
Kleinſten ſeine Bedeutung fuͤrs Ganze, und adelt das
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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/259>, abgerufen am 24.11.2024.
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