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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

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von der Straße abgesondert, vor dem Hause 1; in
diesem eine große Halle u. s. w. -- Die Städte
des Peloponnes im Ganzen waren unregelmäßig und
winklicht gebaut; dagegen bei den Joniern frühzeitig
eine geradlinigte und regelmäßige Anlage Sitte wurde 2,
die durch Hippodamos den Milesier sich auch über das
übrige Griechenland verbreitete. Hippodamos war es
vermuthlich, der Thurioi Ol. 83, 3. völlig winkelrecht 3
anlegte 4, und derselbe bauete noch in hohem Alter die
Stadt Rhodos (Ol. 93, 1.) so symmetrisch, daß sie
nach bewunderndem Ausdruck der Alten Ein Haus
schien 5.

2.

Wir wiederholen aber, daß diese Grundsätze
einfacher Sitte keineswegs der Ausbildung der wahren
Baukunst schadeten. Vielmehr wissen wir, daß die-
selben Dorier zur Verherrlichung eines höhern, des re-
ligiösen, Lebens eine Baukunst übten, die ihnen durch-
aus original war, und in der Strenge der Principe und
Sorgfalt in der Ausbildung Hand in Hand gingen.
Was hierin den ersten Punkt betrifft, daß diese Bau-
kunst im eigentlichen Sinne original war, und
sich nicht an etwas von außen Gegebenes und Ueber-
liefertes als dessen Fortbildung anknüpfte: so machen
den Beweis davon erst die merkwürdigen Entdeckungen
der neuesten Zeit möglich, wodurch wir Denkmäler des

1 Gegen die Straße die thurai auleioi (Herod 6, 69); im
Hause die eggutero pile (Plut. Lak. Ap. des Leotychides (o Ari-
stonos ist ein Irrthum) S. 215. An die auleioi thurai klopfte
man in Sp. nicht, sondern rief. Instit. Lac. p. 253.
2 So
scheint es nach Paus. 6, 24, 2. Vgl. Str. 14, 646. von der ru-
motomia ep eutheion in Smyrna.
3 wie Diodor angiebt,
12, 10.
4 Photios und Hesych s. v. Ippodamou nemesis --
oitos en kai o metoikesas eis Thourious Milesios on. Um die-
selbe Zeit muß er den Peiräeus ausgebaut haben. vgl. Schneider
ad Arist. Pol. 2. 5. p. 109.
5 Meursius Rhod. 1, 10.

von der Straße abgeſondert, vor dem Hauſe 1; in
dieſem eine große Halle u. ſ. w. — Die Staͤdte
des Peloponnes im Ganzen waren unregelmaͤßig und
winklicht gebaut; dagegen bei den Joniern fruͤhzeitig
eine geradlinigte und regelmaͤßige Anlage Sitte wurde 2,
die durch Hippodamos den Mileſier ſich auch uͤber das
uͤbrige Griechenland verbreitete. Hippodamos war es
vermuthlich, der Thurioi Ol. 83, 3. voͤllig winkelrecht 3
anlegte 4, und derſelbe bauete noch in hohem Alter die
Stadt Rhodos (Ol. 93, 1.) ſo ſymmetriſch, daß ſie
nach bewunderndem Ausdruck der Alten Ein Haus
ſchien 5.

2.

Wir wiederholen aber, daß dieſe Grundſaͤtze
einfacher Sitte keineswegs der Ausbildung der wahren
Baukunſt ſchadeten. Vielmehr wiſſen wir, daß die-
ſelben Dorier zur Verherrlichung eines hoͤhern, des re-
ligioͤſen, Lebens eine Baukunſt uͤbten, die ihnen durch-
aus original war, und in der Strenge der Principe und
Sorgfalt in der Ausbildung Hand in Hand gingen.
Was hierin den erſten Punkt betrifft, daß dieſe Bau-
kunſt im eigentlichen Sinne original war, und
ſich nicht an etwas von außen Gegebenes und Ueber-
liefertes als deſſen Fortbildung anknuͤpfte: ſo machen
den Beweis davon erſt die merkwuͤrdigen Entdeckungen
der neueſten Zeit moͤglich, wodurch wir Denkmaͤler des

1 Gegen die Straße die ϑύϱαι αὔλειοι (Herod 6, 69); im
Hauſe die ἐγγυτέϱω πίλη (Plut. Lak. Ap. des Leotychides (ὁ Ἁϱί-
στωνος iſt ein Irrthum) S. 215. An die αὔλειοι ϑύϱαι klopfte
man in Sp. nicht, ſondern rief. Instit. Lac. p. 253.
2 So
ſcheint es nach Pauſ. 6, 24, 2. Vgl. Str. 14, 646. von der ϱ̔υ-
μοτομία ἐπ̛ εὐϑειῶν in Smyrna.
3 wie Diodor angiebt,
12, 10.
4 Photios und Heſych s. v. Ἱπποδάμου νέμησις —
οἷτος ἦν καὶ ὁ μετοικήσας εἰς Θουϱίους Μιλήσιος ὢν. Um die-
ſelbe Zeit muß er den Peiraͤeus ausgebaut haben. vgl. Schneider
ad Arist. Pol. 2. 5. p. 109.
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[255/0261] von der Straße abgeſondert, vor dem Hauſe 1; in dieſem eine große Halle u. ſ. w. — Die Staͤdte des Peloponnes im Ganzen waren unregelmaͤßig und winklicht gebaut; dagegen bei den Joniern fruͤhzeitig eine geradlinigte und regelmaͤßige Anlage Sitte wurde 2, die durch Hippodamos den Mileſier ſich auch uͤber das uͤbrige Griechenland verbreitete. Hippodamos war es vermuthlich, der Thurioi Ol. 83, 3. voͤllig winkelrecht 3 anlegte 4, und derſelbe bauete noch in hohem Alter die Stadt Rhodos (Ol. 93, 1.) ſo ſymmetriſch, daß ſie nach bewunderndem Ausdruck der Alten Ein Haus ſchien 5. 2. Wir wiederholen aber, daß dieſe Grundſaͤtze einfacher Sitte keineswegs der Ausbildung der wahren Baukunſt ſchadeten. Vielmehr wiſſen wir, daß die- ſelben Dorier zur Verherrlichung eines hoͤhern, des re- ligioͤſen, Lebens eine Baukunſt uͤbten, die ihnen durch- aus original war, und in der Strenge der Principe und Sorgfalt in der Ausbildung Hand in Hand gingen. Was hierin den erſten Punkt betrifft, daß dieſe Bau- kunſt im eigentlichen Sinne original war, und ſich nicht an etwas von außen Gegebenes und Ueber- liefertes als deſſen Fortbildung anknuͤpfte: ſo machen den Beweis davon erſt die merkwuͤrdigen Entdeckungen der neueſten Zeit moͤglich, wodurch wir Denkmaͤler des 1 Gegen die Straße die ϑύϱαι αὔλειοι (Herod 6, 69); im Hauſe die ἐγγυτέϱω πίλη (Plut. Lak. Ap. des Leotychides (ὁ Ἁϱί- στωνος iſt ein Irrthum) S. 215. An die αὔλειοι ϑύϱαι klopfte man in Sp. nicht, ſondern rief. Instit. Lac. p. 253. 2 So ſcheint es nach Pauſ. 6, 24, 2. Vgl. Str. 14, 646. von der ϱ̔υ- μοτομία ἐπ̛ εὐϑειῶν in Smyrna. 3 wie Diodor angiebt, 12, 10. 4 Photios und Heſych s. v. Ἱπποδάμου νέμησις — οἷτος ἦν καὶ ὁ μετοικήσας εἰς Θουϱίους Μιλήσιος ὢν. Um die- ſelbe Zeit muß er den Peiraͤeus ausgebaut haben. vgl. Schneider ad Arist. Pol. 2. 5. p. 109. 5 Meurſius Rhod. 1, 10.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/261>, abgerufen am 24.11.2024.