Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

Bild:
<< vorherige Seite

pel gefundnen Vase, jetzt im Brittischen Museum 1,
Hera mit der Ueberschrift WERA 2 auf einem Thron-
sitze, neben ihr zur Rechten einen possierlich bekleideten
Skurren, den der spitze Hut als Hephästosdiener cha-
rakterisirt, die Ueberschrift aber DAIDALOS nennt 3,
zur Linken einen ähnlich angethanen aber behelmten
Ares, ENEUALIOS überschrieben; beide bewaffnet
und mit einander, den Zauber, durch den Hera gefes-
selt, zu lösen oder zu befestigen, streitend. Das Ganze
geht deutlich auf einer Bühne vor, zu der eine Treppe
heraufführt; und wofern es nicht noch andre Stücke
Sicilischer oder Italischer Komiker über denselben Ge-
genstand gegeben, sehen wir eine Scene aus dem An-
fang des Epicharmischen Drama's. Nun lautet der
Mythus weiter, daß Hephästos, darum von seinen El-
tern übel behandelt, den Olympos ganz und gar ver-
lassen und gemieden habe, bis Dionysos ihn auf schlaue
Weise trunken macht, auf einen Esel setzt, und so im
lustigen Komos nach dem Olymp zurückführt; und
darauf geht offenbar der andre Titel des Stücks: die
Komasten. Nun haben wir aber auch diese Scene in

1 Abgebildet Mazocchi tab. Heracl. ad p. 138. Hancar-
ville T. 3. pl. 108. Millin Galerie mythol. 13, 48.
2 Dies
unteritalische Spirituszeichen kommt außer den Monumenten He-
rakleas und dieser Vase auch noch auf der Pästanischen, die Lanzi
(Illustraz. di due vasi fittili etc. Roma 1809.) u. Aa. heraus-
gegeben, vor. Osann Sylloge inscr. p. 72. weiß sich viel damit,
es auf der tabula aenea Lacedaemone consignata entdeckt zu
haben, welche ich ihn sehr bitten möchte nachzuweisen. Indessen
mag der Leser erahnen, woran sich der Vater dieses Un-
dings verseben
.
3 Warum ich nicht (mit Visconti Mus.
PioCl. T. 4. p.
20. und Welcker bei Dissen ad Pind. N. 4. p.
386.) glaube, daß Dädalos den Hephästos selbst bedeute, kann man
aus dem Zusammenhange abnehmen.
23 *

pel gefundnen Vaſe, jetzt im Brittiſchen Muſeum 1,
Hera mit der Ueberſchrift ϜΗΡΑ 2 auf einem Thron-
ſitze, neben ihr zur Rechten einen poſſierlich bekleideten
Skurren, den der ſpitze Hut als Hephaͤſtosdiener cha-
rakteriſirt, die Ueberſchrift aber ΔΑΙΔΑΛΟΣ nennt 3,
zur Linken einen aͤhnlich angethanen aber behelmten
Ares, ΕΝΕϒΑΛΙΟΣ uͤberſchrieben; beide bewaffnet
und mit einander, den Zauber, durch den Hera gefeſ-
ſelt, zu loͤſen oder zu befeſtigen, ſtreitend. Das Ganze
geht deutlich auf einer Buͤhne vor, zu der eine Treppe
herauffuͤhrt; und wofern es nicht noch andre Stuͤcke
Siciliſcher oder Italiſcher Komiker uͤber denſelben Ge-
genſtand gegeben, ſehen wir eine Scene aus dem An-
fang des Epicharmiſchen Drama’s. Nun lautet der
Mythus weiter, daß Hephaͤſtos, darum von ſeinen El-
tern uͤbel behandelt, den Olympos ganz und gar ver-
laſſen und gemieden habe, bis Dionyſos ihn auf ſchlaue
Weiſe trunken macht, auf einen Eſel ſetzt, und ſo im
luſtigen Komos nach dem Olymp zuruͤckfuͤhrt; und
darauf geht offenbar der andre Titel des Stuͤcks: die
Komaſten. Nun haben wir aber auch dieſe Scene in

1 Abgebildet Mazocchi tab. Heracl. ad p. 138. Hancar-
ville T. 3. pl. 108. Millin Galérie mythol. 13, 48.
2 Dies
unteritaliſche Spirituszeichen kommt außer den Monumenten He-
rakleas und dieſer Vaſe auch noch auf der Paͤſtaniſchen, die Lanzi
(Illustraz. di due vasi fittili etc. Roma 1809.) u. Aa. heraus-
gegeben, vor. Oſann Sylloge inscr. p. 72. weiß ſich viel damit,
es auf der tabula aenea Lacedaemone consignata entdeckt zu
haben, welche ich ihn ſehr bitten moͤchte nachzuweiſen. Indeſſen
mag der Leſer erahnen, woran ſich der Vater dieſes Un-
dings verſeben
.
3 Warum ich nicht (mit Viſconti Mus.
PioCl. T. 4. p.
20. und Welcker bei Diſſen ad Pind. N. 4. p.
386.) glaube, daß Daͤdalos den Hephaͤſtos ſelbſt bedeute, kann man
aus dem Zuſammenhange abnehmen.
23 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0361" n="355"/>
pel gefundnen Va&#x017F;e, jetzt im Britti&#x017F;chen Mu&#x017F;eum <note place="foot" n="1">Abgebildet Mazocchi <hi rendition="#aq">tab. Heracl. ad p.</hi> 138. Hancar-<lb/>
ville <hi rendition="#aq">T. 3. pl.</hi> 108. Millin <hi rendition="#aq">Galérie mythol.</hi> 13, 48.</note>,<lb/>
Hera mit der Ueber&#x017F;chrift &#x03DC;&#x0397;&#x03A1;&#x0391; <note place="foot" n="2">Dies<lb/>
unteritali&#x017F;che Spirituszeichen kommt außer den Monumenten He-<lb/>
rakleas und die&#x017F;er Va&#x017F;e auch noch auf der Pa&#x0364;&#x017F;tani&#x017F;chen, die Lanzi<lb/><hi rendition="#aq">(Illustraz. di due vasi fittili etc. Roma</hi> 1809.) u. Aa. heraus-<lb/>
gegeben, vor. O&#x017F;ann <hi rendition="#aq">Sylloge inscr. p.</hi> 72. weiß &#x017F;ich viel damit,<lb/>
es auf der <hi rendition="#aq">tabula aenea Lacedaemone consignata</hi> entdeckt zu<lb/>
haben, welche ich ihn &#x017F;ehr bitten mo&#x0364;chte nachzuwei&#x017F;en. Inde&#x017F;&#x017F;en<lb/>
mag der Le&#x017F;er erahnen, <hi rendition="#g">woran &#x017F;ich der Vater die&#x017F;es Un-<lb/>
dings ver&#x017F;eben</hi>.</note> auf einem Thron-<lb/>
&#x017F;itze, neben ihr zur Rechten einen po&#x017F;&#x017F;ierlich bekleideten<lb/>
Skurren, den der &#x017F;pitze Hut als Hepha&#x0364;&#x017F;tosdiener cha-<lb/>
rakteri&#x017F;irt, die Ueber&#x017F;chrift aber &#x0394;&#x0391;&#x0399;&#x0394;&#x0391;&#x039B;&#x039F;&#x03A3; nennt <note place="foot" n="3">Warum ich nicht (mit Vi&#x017F;conti <hi rendition="#aq">Mus.<lb/>
PioCl. T. 4. p.</hi> 20. und Welcker bei Di&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">ad Pind. N. 4. p.</hi><lb/>
386.) glaube, daß Da&#x0364;dalos den Hepha&#x0364;&#x017F;tos &#x017F;elb&#x017F;t bedeute, kann man<lb/>
aus dem Zu&#x017F;ammenhange abnehmen.</note>,<lb/>
zur Linken einen a&#x0364;hnlich angethanen aber behelmten<lb/>
Ares, &#x0395;&#x039D;&#x0395;&#x03D2;&#x0391;&#x039B;&#x0399;&#x039F;&#x03A3; u&#x0364;ber&#x017F;chrieben; beide bewaffnet<lb/>
und mit einander, den Zauber, durch den Hera gefe&#x017F;-<lb/>
&#x017F;elt, zu lo&#x0364;&#x017F;en oder zu befe&#x017F;tigen, &#x017F;treitend. Das Ganze<lb/>
geht deutlich auf einer Bu&#x0364;hne vor, zu der eine Treppe<lb/>
herauffu&#x0364;hrt; und wofern es nicht noch andre Stu&#x0364;cke<lb/>
Sicili&#x017F;cher oder Itali&#x017F;cher Komiker u&#x0364;ber den&#x017F;elben Ge-<lb/>
gen&#x017F;tand gegeben, &#x017F;ehen wir eine Scene aus dem An-<lb/>
fang des Epicharmi&#x017F;chen Drama&#x2019;s. Nun lautet der<lb/>
Mythus weiter, daß Hepha&#x0364;&#x017F;tos, darum von &#x017F;einen El-<lb/>
tern u&#x0364;bel behandelt, den Olympos ganz und gar ver-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en und gemieden habe, bis Diony&#x017F;os ihn auf &#x017F;chlaue<lb/>
Wei&#x017F;e trunken macht, auf einen E&#x017F;el &#x017F;etzt, und &#x017F;o im<lb/>
lu&#x017F;tigen Komos nach dem Olymp zuru&#x0364;ckfu&#x0364;hrt; und<lb/><hi rendition="#g">darauf</hi> geht offenbar der andre Titel des Stu&#x0364;cks: die<lb/>
Koma&#x017F;ten. Nun haben wir aber auch die&#x017F;e Scene in<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">23 *</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[355/0361] pel gefundnen Vaſe, jetzt im Brittiſchen Muſeum 1, Hera mit der Ueberſchrift ϜΗΡΑ 2 auf einem Thron- ſitze, neben ihr zur Rechten einen poſſierlich bekleideten Skurren, den der ſpitze Hut als Hephaͤſtosdiener cha- rakteriſirt, die Ueberſchrift aber ΔΑΙΔΑΛΟΣ nennt 3, zur Linken einen aͤhnlich angethanen aber behelmten Ares, ΕΝΕϒΑΛΙΟΣ uͤberſchrieben; beide bewaffnet und mit einander, den Zauber, durch den Hera gefeſ- ſelt, zu loͤſen oder zu befeſtigen, ſtreitend. Das Ganze geht deutlich auf einer Buͤhne vor, zu der eine Treppe herauffuͤhrt; und wofern es nicht noch andre Stuͤcke Siciliſcher oder Italiſcher Komiker uͤber denſelben Ge- genſtand gegeben, ſehen wir eine Scene aus dem An- fang des Epicharmiſchen Drama’s. Nun lautet der Mythus weiter, daß Hephaͤſtos, darum von ſeinen El- tern uͤbel behandelt, den Olympos ganz und gar ver- laſſen und gemieden habe, bis Dionyſos ihn auf ſchlaue Weiſe trunken macht, auf einen Eſel ſetzt, und ſo im luſtigen Komos nach dem Olymp zuruͤckfuͤhrt; und darauf geht offenbar der andre Titel des Stuͤcks: die Komaſten. Nun haben wir aber auch dieſe Scene in 1 Abgebildet Mazocchi tab. Heracl. ad p. 138. Hancar- ville T. 3. pl. 108. Millin Galérie mythol. 13, 48. 2 Dies unteritaliſche Spirituszeichen kommt außer den Monumenten He- rakleas und dieſer Vaſe auch noch auf der Paͤſtaniſchen, die Lanzi (Illustraz. di due vasi fittili etc. Roma 1809.) u. Aa. heraus- gegeben, vor. Oſann Sylloge inscr. p. 72. weiß ſich viel damit, es auf der tabula aenea Lacedaemone consignata entdeckt zu haben, welche ich ihn ſehr bitten moͤchte nachzuweiſen. Indeſſen mag der Leſer erahnen, woran ſich der Vater dieſes Un- dings verſeben. 3 Warum ich nicht (mit Viſconti Mus. PioCl. T. 4. p. 20. und Welcker bei Diſſen ad Pind. N. 4. p. 386.) glaube, daß Daͤdalos den Hephaͤſtos ſelbſt bedeute, kann man aus dem Zuſammenhange abnehmen. 23 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/361
Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/361>, abgerufen am 25.11.2024.