nicht ob aus einheimischem Dialekt. Die Eleer theilten dagegen fast ganz den strengen Dorismus, was nicht sowohl durch das Digamma (WALIS, WETEA, WE- POS, WARGON, WETAS, badu für edu oben S. 457.), als durch den Plateiasmos und das O im Genitiv, am meisten durch den Rhotacismus bewiesen wird, den, außer TOIR, TIR in der Wratra toir Wa- leiois, noch dikar für kritas nach Hesych, outor, ip- por bei Phavorin p. 429, 21. und dgl. Formen bestä- tigen, wovon auch die Eleer barbarophonoi genannt wurden, nach Hesych s. v. barb. Auch der Apollon Thermios der Eleer heißt nach einer scharfsinnigen Con- jectur Buttmanns attisch thesmios, wogegen die Ver- muthungen Bd. 2. S. 252, 2. zurückzunehmen sind, obgleich der Zusammenhang dort dadurch nicht gestört wird, da nun auch der Name der ekekheiria, therma, für eine dialektische Form von thesma anzuerkennen ist. Eleer colonisirten mit Andern Eretria, und so kam auch dort der Rhotacismus auf (Platon Kratyl. 434. Str. 10, 448. Hesych s. v. Eretrieon Ro, Diogen. 4, 57. Apostol. 9, 6.), auch die benachbarten Chalkidier nah- men ihn an (Suid. khalkidizein), während bei den Karystiern eine andre Eigenthümlichkeit des Sparti- atisch-Eleischen Dialekts gefunden wird, die Vertau- schung von Th mit S, Koen ad Gregor. p. 300. Die Eretrier aber hatten von den Eleern noch eine dritte Besonderheit des strengen Dorismus überkommen, den Gebrauch des spiritus asper für S, und ihn auch ihren Nachbarn jenseit des Sundes, und bisweilen auch Unterthanen, den Oropiern, mitgetheilt. Etym. M. 391, 13. So erhellt von den Eleern selbst, daß ihre Mundart mit der Spartiatischen sehr nah verwandt, fast verschwistert war. Nun ist aber schwerlich anzuneh- men, daß sie diesen strengen Dorismus blos äußerlich überkommen hätten, um so weniger da sie von keiner Seite unmittelbar an Dorier gränzten. Wahrscheinli- cher ist es ohne Zweifel, daß die Aetoler, die Elis ein- nahmen, als alte Nachbarn der Dorier dieselbe alt- dorische Mundart hatten; daß sie noch später dorisch sprachen, beweisen Zeugnisse (Steph. Byz. Ionia rech- net die Aetoler überhaupt zu den Doriern) und Monu-
nicht ob aus einheimiſchem Dialekt. Die Eleer theilten dagegen faſt ganz den ſtrengen Dorismus, was nicht ſowohl durch das Digamma (ϜΑΛΙΣ, ϜΕΤΕΑ, ϜΕ- ΠΟΣ, ϜΑΡΓΟΝ, ϜΕΤΑΣ, βαδὺ fuͤr ήδὺ oben S. 457.), als durch den Plateiasmos und das Ω im Genitiv, am meiſten durch den Rhotacismus bewieſen wird, den, außer ΤΟΙΡ, ΤΙΡ in der Ϝρατϱα τοιϱ Ϝα- λειοις, noch δίκαρ fuͤr κριτὰς nach Heſych, οὗτοϱ, ἵπ- πορ bei Phavorin p. 429, 21. und dgl. Formen beſtaͤ- tigen, wovon auch die Eleer βαρβαρόφωνοι genannt wurden, nach Heſych s. v. βαρβ. Auch der Apollon Θέρμιος der Eleer heißt nach einer ſcharfſinnigen Con- jectur Buttmanns attiſch θέσμιος, wogegen die Ver- muthungen Bd. 2. S. 252, 2. zuruͤckzunehmen ſind, obgleich der Zuſammenhang dort dadurch nicht geſtoͤrt wird, da nun auch der Name der ἐκεχειρία, θέρμα, fuͤr eine dialektiſche Form von θέσμα anzuerkennen iſt. Eleer coloniſirten mit Andern Eretria, und ſo kam auch dort der Rhotacismus auf (Platon Kratyl. 434. Str. 10, 448. Heſych s. v. Ἐϱετριέων ῥῶ, Diogen. 4, 57. Apoſtol. 9, 6.), auch die benachbarten Chalkidier nah- men ihn an (Suid. χαλκιδίζειν), waͤhrend bei den Karyſtiern eine andre Eigenthuͤmlichkeit des Sparti- atiſch-Eleiſchen Dialekts gefunden wird, die Vertau- ſchung von Θ mit Σ, Koen ad Gregor. p. 300. Die Eretrier aber hatten von den Eleern noch eine dritte Beſonderheit des ſtrengen Dorismus uͤberkommen, den Gebrauch des spiritus asper fuͤr Σ, und ihn auch ihren Nachbarn jenſeit des Sundes, und bisweilen auch Unterthanen, den Oropiern, mitgetheilt. Etym. M. 391, 13. So erhellt von den Eleern ſelbſt, daß ihre Mundart mit der Spartiatiſchen ſehr nah verwandt, faſt verſchwiſtert war. Nun iſt aber ſchwerlich anzuneh- men, daß ſie dieſen ſtrengen Dorismus blos aͤußerlich uͤberkommen haͤtten, um ſo weniger da ſie von keiner Seite unmittelbar an Dorier graͤnzten. Wahrſcheinli- cher iſt es ohne Zweifel, daß die Aetoler, die Elis ein- nahmen, als alte Nachbarn der Dorier dieſelbe alt- doriſche Mundart hatten; daß ſie noch ſpaͤter doriſch ſprachen, beweiſen Zeugniſſe (Steph. Byz. Ἰωνία rech- net die Aetoler uͤberhaupt zu den Doriern) und Monu-
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nicht ob aus einheimiſchem Dialekt. Die Eleer theilten
dagegen faſt ganz den ſtrengen Dorismus, was nicht
ſowohl durch das Digamma (ϜΑΛΙΣ, ϜΕΤΕΑ, ϜΕ-
ΠΟΣ, ϜΑΡΓΟΝ, ϜΕΤΑΣ, βαδὺ fuͤr ήδὺ oben S.
457.), als durch den Plateiasmos und das Ω im
Genitiv, am meiſten durch den Rhotacismus bewieſen
wird, den, außer ΤΟΙΡ, ΤΙΡ in der Ϝρατϱα τοιϱ Ϝα-
λειοις, noch δίκαρ fuͤr κριτὰς nach Heſych, οὗτοϱ, ἵπ-
πορ bei Phavorin p. 429, 21. und dgl. Formen beſtaͤ-
tigen, wovon auch die Eleer βαρβαρόφωνοι genannt
wurden, nach Heſych s. v. βαρβ. Auch der Apollon
Θέρμιος der Eleer heißt nach einer ſcharfſinnigen Con-
jectur Buttmanns attiſch θέσμιος, wogegen die Ver-
muthungen Bd. 2. S. 252, 2. zuruͤckzunehmen ſind,
obgleich der Zuſammenhang dort dadurch nicht geſtoͤrt
wird, da nun auch der Name der ἐκεχειρία, θέρμα,
fuͤr eine dialektiſche Form von θέσμα anzuerkennen iſt.
Eleer coloniſirten mit Andern Eretria, und ſo kam auch
dort der Rhotacismus auf (Platon Kratyl. 434. Str.
10, 448. Heſych s. v. Ἐϱετριέων ῥῶ, Diogen. 4, 57.
Apoſtol. 9, 6.), auch die benachbarten Chalkidier nah-
men ihn an (Suid. χαλκιδίζειν), waͤhrend bei den
Karyſtiern eine andre Eigenthuͤmlichkeit des Sparti-
atiſch-Eleiſchen Dialekts gefunden wird, die Vertau-
ſchung von Θ mit Σ, Koen ad Gregor. p. 300. Die
Eretrier aber hatten von den Eleern noch eine dritte
Beſonderheit des ſtrengen Dorismus uͤberkommen, den
Gebrauch des spiritus asper fuͤr Σ, und ihn auch ihren
Nachbarn jenſeit des Sundes, und bisweilen auch
Unterthanen, den Oropiern, mitgetheilt. Etym. M.
391, 13. So erhellt von den Eleern ſelbſt, daß ihre
Mundart mit der Spartiatiſchen ſehr nah verwandt,
faſt verſchwiſtert war. Nun iſt aber ſchwerlich anzuneh-
men, daß ſie dieſen ſtrengen Dorismus blos aͤußerlich
uͤberkommen haͤtten, um ſo weniger da ſie von keiner
Seite unmittelbar an Dorier graͤnzten. Wahrſcheinli-
cher iſt es ohne Zweifel, daß die Aetoler, die Elis ein-
nahmen, als alte Nachbarn der Dorier dieſelbe alt-
doriſche Mundart hatten; daß ſie noch ſpaͤter doriſch
ſprachen, beweiſen Zeugniſſe (Steph. Byz. Ἰωνία rech-
net die Aetoler uͤberhaupt zu den Doriern) und Monu-
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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 514. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/520>, abgerufen am 22.11.2024.
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