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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

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wähnt hier Theopomp eine zahlreiche Classe von Pros-
pelaten (an 300,000), welche er den Heloten gleich
setzt 1. Indessen sind diese Prospelaten wahrscheinlich
nichts anders, als die Einwohner der Demen, welche
später die meisten Arkadischen Städte, z. B. Mantineia,
Tegea, Heräa, an sich zogen. Denn wenn davon die
Rede ist, daß diese und andere Städte aus einzelnen
Gauen zusammengebaut worden wären (sunoikizesthai):
so ist nicht daran zu denken, daß sie vorher gar nicht
als Städte existirt hätten. Sondern die Nachricht ist
zu nehmen, wie die von dem Zusammenführen des
Volks nach Athen, welche auf Theseus zurück datirt
wird. Ziemlich alle Städte Arkadiens haben uralte
Burgen, in und bei denen seit alter Zeit mehrere fürst-
liche, priesterliche, kriegerische Geschlechter gewohnt
haben müssen. Diese bildeten einen Adel in Bezug auf
die ackerbauenden Landbewohner oder prospelatai,
welches aber bei weitem die meisten Arkader waren.
Wenn nun aus allen Gauen eine große Stadt gegrün-
det wurde: so wurde damit zugleich die Verfassung
nothwendig demokratischer, wie in Argos durch das
Heranziehen der Periöken 2, und in Megara durch die-
selbe Maaßregel 3. Denn so lange dort die Leute den
einzelnen Gau bewohnten, sorgten sie nur etwa für
dessen Angelegenheiten; und die des Gesammten ver-
walteten die in der Polis. Wohnten sie aber nun zu-
sammen, so bekümmerten sich bald Alle um Alles. Da-
her es dem Interesse des Peloponnesischen Bundes-

1 bei Athen. 6, 271. Sie sind verwandt mit den Pelaten,
Theten, Teleonten, Hektemoren von Attika, die ich hier übergehen
muß, auf Platner Beitr. p. 44. verweisend. Pelatai heißen auch
die Heloten bei Plut. Agis 6.
2 oben S. 75.
3 oben
S. 41. Wie damit die Vereinigung Megara's mit vier Komen
zusammenhängt (Bd. 2. S. 89.), ist mir noch nicht völlig klar.

waͤhnt hier Theopomp eine zahlreiche Claſſe von Pros-
pelaten (an 300,000), welche er den Heloten gleich
ſetzt 1. Indeſſen ſind dieſe Proſpelaten wahrſcheinlich
nichts anders, als die Einwohner der Demen, welche
ſpaͤter die meiſten Arkadiſchen Staͤdte, z. B. Mantineia,
Tegea, Heraͤa, an ſich zogen. Denn wenn davon die
Rede iſt, daß dieſe und andere Staͤdte aus einzelnen
Gauen zuſammengebaut worden waͤren (συνοικίζεσϑαι):
ſo iſt nicht daran zu denken, daß ſie vorher gar nicht
als Staͤdte exiſtirt haͤtten. Sondern die Nachricht iſt
zu nehmen, wie die von dem Zuſammenfuͤhren des
Volks nach Athen, welche auf Theſeus zuruͤck datirt
wird. Ziemlich alle Staͤdte Arkadiens haben uralte
Burgen, in und bei denen ſeit alter Zeit mehrere fuͤrſt-
liche, prieſterliche, kriegeriſche Geſchlechter gewohnt
haben muͤſſen. Dieſe bildeten einen Adel in Bezug auf
die ackerbauenden Landbewohner oder προςπελάται,
welches aber bei weitem die meiſten Arkader waren.
Wenn nun aus allen Gauen eine große Stadt gegruͤn-
det wurde: ſo wurde damit zugleich die Verfaſſung
nothwendig demokratiſcher, wie in Argos durch das
Heranziehen der Perioͤken 2, und in Megara durch die-
ſelbe Maaßregel 3. Denn ſo lange dort die Leute den
einzelnen Gau bewohnten, ſorgten ſie nur etwa fuͤr
deſſen Angelegenheiten; und die des Geſammten ver-
walteten die in der Polis. Wohnten ſie aber nun zu-
ſammen, ſo bekuͤmmerten ſich bald Alle um Alles. Da-
her es dem Intereſſe des Peloponneſiſchen Bundes-

1 bei Athen. 6, 271. Sie ſind verwandt mit den Pelaten,
Theten, Teleonten, Hektemoren von Attika, die ich hier uͤbergehen
muß, auf Platner Beitr. p. 44. verweiſend. Πελάται heißen auch
die Heloten bei Plut. Agis 6.
2 oben S. 75.
3 oben
S. 41. Wie damit die Vereinigung Megara’s mit vier Komen
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[69/0075] waͤhnt hier Theopomp eine zahlreiche Claſſe von Pros- pelaten (an 300,000), welche er den Heloten gleich ſetzt 1. Indeſſen ſind dieſe Proſpelaten wahrſcheinlich nichts anders, als die Einwohner der Demen, welche ſpaͤter die meiſten Arkadiſchen Staͤdte, z. B. Mantineia, Tegea, Heraͤa, an ſich zogen. Denn wenn davon die Rede iſt, daß dieſe und andere Staͤdte aus einzelnen Gauen zuſammengebaut worden waͤren (συνοικίζεσϑαι): ſo iſt nicht daran zu denken, daß ſie vorher gar nicht als Staͤdte exiſtirt haͤtten. Sondern die Nachricht iſt zu nehmen, wie die von dem Zuſammenfuͤhren des Volks nach Athen, welche auf Theſeus zuruͤck datirt wird. Ziemlich alle Staͤdte Arkadiens haben uralte Burgen, in und bei denen ſeit alter Zeit mehrere fuͤrſt- liche, prieſterliche, kriegeriſche Geſchlechter gewohnt haben muͤſſen. Dieſe bildeten einen Adel in Bezug auf die ackerbauenden Landbewohner oder προςπελάται, welches aber bei weitem die meiſten Arkader waren. Wenn nun aus allen Gauen eine große Stadt gegruͤn- det wurde: ſo wurde damit zugleich die Verfaſſung nothwendig demokratiſcher, wie in Argos durch das Heranziehen der Perioͤken 2, und in Megara durch die- ſelbe Maaßregel 3. Denn ſo lange dort die Leute den einzelnen Gau bewohnten, ſorgten ſie nur etwa fuͤr deſſen Angelegenheiten; und die des Geſammten ver- walteten die in der Polis. Wohnten ſie aber nun zu- ſammen, ſo bekuͤmmerten ſich bald Alle um Alles. Da- her es dem Intereſſe des Peloponneſiſchen Bundes- 1 bei Athen. 6, 271. Sie ſind verwandt mit den Pelaten, Theten, Teleonten, Hektemoren von Attika, die ich hier uͤbergehen muß, auf Platner Beitr. p. 44. verweiſend. Πελάται heißen auch die Heloten bei Plut. Agis 6. 2 oben S. 75. 3 oben S. 41. Wie damit die Vereinigung Megara’s mit vier Komen zuſammenhaͤngt (Bd. 2. S. 89.), iſt mir noch nicht voͤllig klar.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/75>, abgerufen am 21.11.2024.