die größte Regelmäßigkeit der Ausführung ausgezeichnet waren.
Der Peribolos des Peiräeus mit Munychia maß 60 Stadien; die Höhe war 40 Gr. Ellen (Themistokles wollte die doppelte), die Breite die, daß beim Bau zwei mit Steinen beladene Wagen nebeneinander vorbeikonnten; die Steine waren amaxiaioi, genau aneinander gefugt (en tome eggonioi), durch keinen Mörtel, son- dern nur durch eiserne mit Blei vergossene Klammern zusammen- gehalten, wie auch die Mauern des Parthenon). Meurs. Pi- raeeus c. 2.
106. Ferner bewährt sich in den Bauen von Thea-1 tern, Odeen und andern Gebäuden für die Festspiele ein klarer und durchdringender Verstand, welcher den Zweck des Baus auf das bestimmteste auffaßt, und auf dem nächsten Wege zu erreichen weiß. Das Theatron ist,2 wie der alte Choros, noch immer der Hauptsache nach ein offner, von beiden Seiten zugänglicher Tanzplatz (Orchestra), um welchen sich die, möglichst viel Personen zu fassen, eingerichteten Sitze und das erhöhte Bühnen- gerüst erheben. Der Theaterbau ging wahrscheinlich von Athen aus, aber verbreitete sich schon in dieser Periode über ganz Griechenland. Auch das Odeion, ein kleineres3 und schirmförmig bedecktes Theater, erhält seine Form in Athen; so wie wahrscheinlich einer der Genossen des Phi- dias zuerst zu Olympia die kunstreiche Form der Schran-4 ken (Aphesis) eines Hippodrom darstellte.
2. Von dem Theater Athens §. 101 Anm. 4. Das Epi- daurische, ein Werk des Polykleitos (um Ol. 90), an armonia und kallos das erste; von den sehr zweckmäßig angelegten Stufen ist Einiges übrig. S. Clarke Travels ii, ii, p. 60. Das Syrakusische Theater (vgl. Houel T. iii, pl. 187 sqq. Wilkins M. Gr. ch. 2. p. 6. pl. 7.) baute Demokopos-Myrilla vor So- phron (Ol. 90). Eustath. zur Od. iii, 68. p. 112.
3. Das Odeion, angeblich dem Zelt des Xerxes nachgeahmt, das Dach aus Persischen Masten, daher auch Themistokles, statt Perikles, beigelegt. (Hirt Gesch. ii, S. 18). Aber auch Attika lieferte früher weit längere Bäume als später für die Dachung gro-
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Griechen. Dritte Periode.
die groͤßte Regelmaͤßigkeit der Ausfuͤhrung ausgezeichnet waren.
Der Peribolos des Peiräeus mit Munychia maß 60 Stadien; die Höhe war 40 Gr. Ellen (Themiſtokles wollte die doppelte), die Breite die, daß beim Bau zwei mit Steinen beladene Wagen nebeneinander vorbeikonnten; die Steine waren ἁμαξιαῖοι, genau aneinander gefugt (ἐν τομῇ ἐγγώνιοι), durch keinen Mörtel, ſon- dern nur durch eiſerne mit Blei vergoſſene Klammern zuſammen- gehalten, wie auch die Mauern des Parthenon). Meurſ. Pi- raeeus c. 2.
106. Ferner bewaͤhrt ſich in den Bauen von Thea-1 tern, Odeen und andern Gebaͤuden fuͤr die Feſtſpiele ein klarer und durchdringender Verſtand, welcher den Zweck des Baus auf das beſtimmteſte auffaßt, und auf dem naͤchſten Wege zu erreichen weiß. Das Theatron iſt,2 wie der alte Choros, noch immer der Hauptſache nach ein offner, von beiden Seiten zugaͤnglicher Tanzplatz (Orcheſtra), um welchen ſich die, moͤglichſt viel Perſonen zu faſſen, eingerichteten Sitze und das erhoͤhte Buͤhnen- geruͤſt erheben. Der Theaterbau ging wahrſcheinlich von Athen aus, aber verbreitete ſich ſchon in dieſer Periode uͤber ganz Griechenland. Auch das Odeion, ein kleineres3 und ſchirmfoͤrmig bedecktes Theater, erhaͤlt ſeine Form in Athen; ſo wie wahrſcheinlich einer der Genoſſen des Phi- dias zuerſt zu Olympia die kunſtreiche Form der Schran-4 ken (Ἄφεσις) eines Hippodrom darſtellte.
2. Von dem Theater Athens §. 101 Anm. 4. Das Epi- dauriſche, ein Werk des Polykleitos (um Ol. 90), an ἁρμονία und κάλλος das erſte; von den ſehr zweckmäßig angelegten Stufen iſt Einiges übrig. S. Clarke Travels ii, ii, p. 60. Das Syrakuſiſche Theater (vgl. Houel T. iii, pl. 187 sqq. Wilkins M. Gr. ch. 2. p. 6. pl. 7.) baute Demokopos-Myrilla vor So- phron (Ol. 90). Euſtath. zur Od. iii, 68. p. 112.
3. Das Odeion, angeblich dem Zelt des Xerxes nachgeahmt, das Dach aus Perſiſchen Maſten, daher auch Themiſtokles, ſtatt Perikles, beigelegt. (Hirt Geſch. ii, S. 18). Aber auch Attika lieferte früher weit längere Bäume als ſpäter für die Dachung gro-
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die groͤßte Regelmaͤßigkeit der Ausfuͤhrung ausgezeichnet
waren.
Der Peribolos des Peiräeus mit Munychia maß 60 Stadien;
die Höhe war 40 Gr. Ellen (Themiſtokles wollte die doppelte), die
Breite die, daß beim Bau zwei mit Steinen beladene Wagen
nebeneinander vorbeikonnten; die Steine waren ἁμαξιαῖοι, genau
aneinander gefugt (ἐν τομῇ ἐγγώνιοι), durch keinen Mörtel, ſon-
dern nur durch eiſerne mit Blei vergoſſene Klammern zuſammen-
gehalten, wie auch die Mauern des Parthenon). Meurſ. Pi-
raeeus c. 2.
106. Ferner bewaͤhrt ſich in den Bauen von Thea-
tern, Odeen und andern Gebaͤuden fuͤr die Feſtſpiele
ein klarer und durchdringender Verſtand, welcher den
Zweck des Baus auf das beſtimmteſte auffaßt, und auf
dem naͤchſten Wege zu erreichen weiß. Das Theatron iſt,
wie der alte Choros, noch immer der Hauptſache nach
ein offner, von beiden Seiten zugaͤnglicher Tanzplatz
(Orcheſtra), um welchen ſich die, moͤglichſt viel Perſonen
zu faſſen, eingerichteten Sitze und das erhoͤhte Buͤhnen-
geruͤſt erheben. Der Theaterbau ging wahrſcheinlich von
Athen aus, aber verbreitete ſich ſchon in dieſer Periode
uͤber ganz Griechenland. Auch das Odeion, ein kleineres
und ſchirmfoͤrmig bedecktes Theater, erhaͤlt ſeine Form in
Athen; ſo wie wahrſcheinlich einer der Genoſſen des Phi-
dias zuerſt zu Olympia die kunſtreiche Form der Schran-
ken (Ἄφεσις) eines Hippodrom darſtellte.
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dauriſche, ein Werk des Polykleitos (um Ol. 90), an ἁρμονία
und κάλλος das erſte; von den ſehr zweckmäßig angelegten Stufen
iſt Einiges übrig. S. Clarke Travels ii, ii, p. 60. Das
Syrakuſiſche Theater (vgl. Houel T. iii, pl. 187 sqq. Wilkins
M. Gr. ch. 2. p. 6. pl. 7.) baute Demokopos-Myrilla vor So-
phron (Ol. 90). Euſtath. zur Od. iii, 68. p. 112.
3. Das Odeion, angeblich dem Zelt des Xerxes nachgeahmt,
das Dach aus Perſiſchen Maſten, daher auch Themiſtokles, ſtatt
Perikles, beigelegt. (Hirt Geſch. ii, S. 18). Aber auch Attika
lieferte früher weit längere Bäume als ſpäter für die Dachung gro-
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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/103>, abgerufen am 23.11.2024.
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