sagt, allein das Weiche in der Haltung des Nackens und den Augen mit dem Mannhaften und Löwenartigen, was in Alexanders Mienen lag, gehörig zu verschmelzen; seine Bilder waren im höchsten Grade lebensvoll und geistreich gedacht, während dagegen andre Künstler der Zeit, wie Lysistratos, Lysippos Bruder, der zuerst Gesichter in Gyps5 abformte, sich blos die getreue Nachahmung der äußer- lich vorhandnen Gestalt zum Ziele ihrer Kunst setzten.
1. Cicero Brut. 86, 296. (vgl. Petron Satyr. 88.) Polycleti Doryphorum sibi Lysippus magistrum fuisse aiebat. Grade, wie Polyklet, bildet er nach Plin. destringentem se. Vgl. §. 120. Daher die Verwechselungen, Sillig C. A. p. 254. N. 7.
2. Euphranors Alexander et Philippus in quadrigis Plin. Lysipp fecit et Alexandrum Magnum multis ope- ribus a pueritia eius orsus. -- Idem fecit Hephaestio- nem -- Alexandri venationem -- turmam Alexandri, in qua amicorum eius (etairon) imagines summa omnium similitudine expressit (Alexander, umher 25 Hetäroi, die am Granikos gefallen, 9 Krieger zu Fuß). Plin. Vgl. Vellej. Patere. i, 11, 3. Arrian. i, 16, 7. Plut. Alex. 16. -- Fecit et quadrigas multorum generum. Alexanders Edikt Sillig C. A. p. 66. N. 24.
3. Hic (Euphranor) primus videtur expressisse digni- tates heroum (in Bezug auf Gemälde) Plin. xxxv, 40, 25. Vier Heraklesbilder des Lysippos (Sillig p. 259 sqq.), darunter ein von Amor gebeugter, ein epitrapezios, der im Kleinen die ganze Kraft des Heros zeigte. Dazu kömmt die (von Libanios, als Er. estos en te leonte, genau beschriebne, s. Petersen Comm. de Li- banio ii. Programm Havn. 1827.) Farnesische Statue (Maffei Raccolta tv. 49.), die der Athener Glykon einem Lusippou ergon nachgebildet, wie die Inschrift einer weit schlechtern in Flo- renz (Bianchini Palazzo dei Cesari tb. 18.) beweist, und die auch sonst in Statuen und Gemmen, wie auf Münzen, häufig nach- geahmt ist (Petersen p. 22). Die Hand mit den Aepfeln ist neu. Winckelm. W. Bd. vi, 1. S. 169. 2. S. 256. Meyers Gesch. S. 128.
4. Hauptstatue des Alex. von Lysipp, mit der Lanze (Plut. de Isid. 24.) u. der Unterschrift: Audasounti d eoiken o khal- keos eis Dia leusson Gan up emoi tithemai, Zeu, su d Olumpon ekhe (Plut. de Alex. virt. ii, 2. Alex. 4. Tzetz.
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Griechen. Dritte Periode.
ſagt, allein das Weiche in der Haltung des Nackens und den Augen mit dem Mannhaften und Loͤwenartigen, was in Alexanders Mienen lag, gehoͤrig zu verſchmelzen; ſeine Bilder waren im hoͤchſten Grade lebensvoll und geiſtreich gedacht, waͤhrend dagegen andre Kuͤnſtler der Zeit, wie Lyſiſtratos, Lyſippos Bruder, der zuerſt Geſichter in Gyps5 abformte, ſich blos die getreue Nachahmung der aͤußer- lich vorhandnen Geſtalt zum Ziele ihrer Kunſt ſetzten.
1. Cicero Brut. 86, 296. (vgl. Petron Satyr. 88.) Polycleti Doryphorum sibi Lysippus magistrum fuisse aiebat. Grade, wie Polyklet, bildet er nach Plin. destringentem se. Vgl. §. 120. Daher die Verwechſelungen, Sillig C. A. p. 254. N. 7.
2. Euphranors Alexander et Philippus in quadrigis Plin. Lyſipp fecit et Alexandrum Magnum multis ope- ribus a pueritia eius orsus. — Idem fecit Hephaestio- nem — Alexandri venationem — turmam Alexandri, in qua amicorum eius (ἑταίρων) imagines summa omnium similitudine expressit (Alexander, umher 25 Hetäroi, die am Granikos gefallen, 9 Krieger zu Fuß). Plin. Vgl. Vellej. Patere. i, 11, 3. Arrian. i, 16, 7. Plut. Alex. 16. — Fecit et quadrigas multorum generum. Alexanders Edikt Sillig C. A. p. 66. N. 24.
3. Hic (Euphranor) primus videtur expressisse digni- tates heroum (in Bezug auf Gemälde) Plin. xxxv, 40, 25. Vier Heraklesbilder des Lyſippos (Sillig p. 259 sqq.), darunter ein von Amor gebeugter, ein ἐπιτραπέζιος, der im Kleinen die ganze Kraft des Heros zeigte. Dazu kömmt die (von Libanios, als Ἡρ. ἑστὼς ἐν τῇ λεοντῇ, genau beſchriebne, ſ. Peterſen Comm. de Li- banio ii. Programm Havn. 1827.) Farneſiſche Statue (Maffei Raccolta tv. 49.), die der Athener Glykon einem Λυσίππου ἔργον nachgebildet, wie die Inſchrift einer weit ſchlechtern in Flo- renz (Bianchini Palazzo dei Cesari tb. 18.) beweiſt, und die auch ſonſt in Statuen und Gemmen, wie auf Münzen, häufig nach- geahmt iſt (Peterſen p. 22). Die Hand mit den Aepfeln iſt neu. Winckelm. W. Bd. vi, 1. S. 169. 2. S. 256. Meyers Geſch. S. 128.
4. Hauptſtatue des Alex. von Lyſipp, mit der Lanze (Plut. de Isid. 24.) u. der Unterſchrift: Αὐδασοῦντι δ̕ ἔοικεν ὁ χάλ- κεος εἰς Δία λεύσσων Γᾶν ὑπ̕ ἐμοὶ τἰϑεμαι, Ζεῦ, σὺ δ̕ Ὄλυμπον ἔχε (Plut. de Alex. virt. ii, 2. Alex. 4. Tzetz.
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Griechen. Dritte Periode.
ſagt, allein das Weiche in der Haltung des Nackens und
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in Alexanders Mienen lag, gehoͤrig zu verſchmelzen; ſeine
Bilder waren im hoͤchſten Grade lebensvoll und geiſtreich
gedacht, waͤhrend dagegen andre Kuͤnſtler der Zeit, wie
Lyſiſtratos, Lyſippos Bruder, der zuerſt Geſichter in Gyps
abformte, ſich blos die getreue Nachahmung der aͤußer-
lich vorhandnen Geſtalt zum Ziele ihrer Kunſt ſetzten.
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1. Cicero Brut. 86, 296. (vgl. Petron Satyr. 88.) Polycleti
Doryphorum sibi Lysippus magistrum fuisse aiebat. Grade,
wie Polyklet, bildet er nach Plin. destringentem se. Vgl.
§. 120. Daher die Verwechſelungen, Sillig C. A. p. 254. N. 7.
2. Euphranors Alexander et Philippus in quadrigis
Plin. Lyſipp fecit et Alexandrum Magnum multis ope-
ribus a pueritia eius orsus. — Idem fecit Hephaestio-
nem — Alexandri venationem — turmam Alexandri,
in qua amicorum eius (ἑταίρων) imagines summa omnium
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Granikos gefallen, 9 Krieger zu Fuß). Plin. Vgl. Vellej. Patere.
i, 11, 3. Arrian. i, 16, 7. Plut. Alex. 16. — Fecit et
quadrigas multorum generum. Alexanders Edikt Sillig C. A.
p. 66. N. 24.
3. Hic (Euphranor) primus videtur expressisse digni-
tates heroum (in Bezug auf Gemälde) Plin. xxxv, 40, 25.
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von Amor gebeugter, ein ἐπιτραπέζιος, der im Kleinen die ganze
Kraft des Heros zeigte. Dazu kömmt die (von Libanios, als Ἡρ.
ἑστὼς ἐν τῇ λεοντῇ, genau beſchriebne, ſ. Peterſen Comm. de Li-
banio ii. Programm Havn. 1827.) Farneſiſche Statue (Maffei
Raccolta tv. 49.), die der Athener Glykon einem Λυσίππου
ἔργον nachgebildet, wie die Inſchrift einer weit ſchlechtern in Flo-
renz (Bianchini Palazzo dei Cesari tb. 18.) beweiſt, und die
auch ſonſt in Statuen und Gemmen, wie auf Münzen, häufig nach-
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Winckelm. W. Bd. vi, 1. S. 169. 2. S. 256. Meyers Geſch.
S. 128.
4. Hauptſtatue des Alex. von Lyſipp, mit der Lanze (Plut.
de Isid. 24.) u. der Unterſchrift: Αὐδασοῦντι δ̕ ἔοικεν ὁ χάλ-
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δ̕ Ὄλυμπον ἔχε (Plut. de Alex. virt. ii, 2. Alex. 4. Tzetz.
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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/135>, abgerufen am 16.07.2024.
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