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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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Historischer Theil.
Beispiele von Pietät der Söhne gegen ihre Mütter dar-
stellten, ein schöngedachtes und sinnreich erfundnes Werk
der Kunst in Kleinasien waren.

1. Plin. xxxvi, 4, 10. Zethus et Amphion ac Dirce
et taurus, vinculumque, ex eodem lapide, Rhodo ad-
vecta opera Apollonii et Taurisci.
(In der Inschrift stand
wahrscheinlich: kat epiklesin men Menekratous, genei de
Artemidorou). Wahrscheinlich schon in Caracalla's Zeit, dann
wieder in neuerer, ergänzt und mit ungehörigen Figuren (Antiope)
überladen. Piranesi Statue. Maffei Racc. 48. Winckelmann vi,
1. S. 128 ff. (vgl. 2. S. 233), vii. S. 190. Heyne Antiq. Aufs.
ii. S. 182.

2. S. das Epigr. Anth. Pal. iii. n. 7. Der Schluß age
kai ek tauroio kathaptete diplaka seiren, ophra demas
sure tesde kata xulokhou.

3. Anth. Palat. iii. Stulopinakia, wohl ähnlich wie die In-
schriftentafeln an den Säulen zu Kiselgik (Euromos ?) -- Choiseul
Gouff. Voy. pitt. T. 1. pl. 105. -- immer ein Verderb der Architek-
tur. 19 Tafeln (woher die ungerade Zahl?) Dionysos die Se-
mele zum Olymp führend; Telephos die Auge auffindend, der
Python von Apoll und Artemis getödtet, bis auf die Katanäischen
Brüder, Kleobis und Biton u. Romulus und Remus herab.
Ueber die Gegenstände vgl. besonders Polyb. xxiii, 18. Sonst
Visconti Iscriz. Triopee p. 122. Jacobs Exc. crit. in scriptt.
vet. ii. p. 139. Animadv. ad Anth. iii, iii. p.
620.


1158. Aber auch in Athen befanden sich Künstler,
besonders Bildhauer, welche vom Geiste der Alten ge-
nährt, in ihre Ideen eingehend, herrliche Werke fertig-
2ten, wie Kleomenes Apollodoros Sohn, ein würdiger
Nachfolger des Praxiteles, der Urheber der Mediceischen
3Venus; und sein in der Behandlung des Marmors sehr
erfahrner aber weit weniger geistvoller Sohn Kleomenes.
4Die Reliefs am Monumente des Kyrrhestes (§. 153) stel-
len die Gestalten der Winde, wahrscheinlich nach frühern
Mustern, sehr sinnreich dar, aber stehen in der Behand-
lung sehr weit hinter denen am Monument des Lysikra-

Hiſtoriſcher Theil.
Beiſpiele von Pietaͤt der Soͤhne gegen ihre Muͤtter dar-
ſtellten, ein ſchoͤngedachtes und ſinnreich erfundnes Werk
der Kunſt in Kleinaſien waren.

1. Plin. xxxvi, 4, 10. Zethus et Amphion ac Dirce
et taurus, vinculumque, ex eodem lapide, Rhodo ad-
vecta opera Apollonii et Taurisci.
(In der Inſchrift ſtand
wahrſcheinlich: κατ̕ ἐπίκλησιν μὲν Μενεκράτους, γένει δὲ
Ἀρτεμιδώρου). Wahrſcheinlich ſchon in Caracalla’s Zeit, dann
wieder in neuerer, ergänzt und mit ungehörigen Figuren (Antiope)
überladen. Piraneſi Statue. Maffei Racc. 48. Winckelmann vi,
1. S. 128 ff. (vgl. 2. S. 233), vii. S. 190. Heyne Antiq. Aufſ.
ii. S. 182.

2. S. das Epigr. Anth. Pal. iii. n. 7. Der Schluß ἄγε
καὶ ἐκ ταύροιο καϑάπτετε δίπλακα σειρήν, ὄφρα δέμας
σύρῃ τῆσδε κατὰ ξυλόχου.

3. Anth. Palat. iii. Στυλοπινάκια, wohl ähnlich wie die In-
ſchriftentafeln an den Säulen zu Kiſelgik (Euromos ?) — Choiſeul
Gouff. Voy. pitt. T. 1. pl. 105. — immer ein Verderb der Architek-
tur. 19 Tafeln (woher die ungerade Zahl?) Dionyſos die Se-
mele zum Olymp führend; Telephos die Auge auffindend, der
Python von Apoll und Artemis getödtet, bis auf die Katanäiſchen
Brüder, Kleobis und Biton u. Romulus und Remus herab.
Ueber die Gegenſtände vgl. beſonders Polyb. xxiii, 18. Sonſt
Viſconti Iscriz. Triopee p. 122. Jacobs Exc. crit. in scriptt.
vet. ii. p. 139. Animadv. ad Anth. iii, iii. p.
620.


1158. Aber auch in Athen befanden ſich Kuͤnſtler,
beſonders Bildhauer, welche vom Geiſte der Alten ge-
naͤhrt, in ihre Ideen eingehend, herrliche Werke fertig-
2ten, wie Kleomenes Apollodoros Sohn, ein wuͤrdiger
Nachfolger des Praxiteles, der Urheber der Mediceiſchen
3Venus; und ſein in der Behandlung des Marmors ſehr
erfahrner aber weit weniger geiſtvoller Sohn Kleomenes.
4Die Reliefs am Monumente des Kyrrheſtes (§. 153) ſtel-
len die Geſtalten der Winde, wahrſcheinlich nach fruͤhern
Muſtern, ſehr ſinnreich dar, aber ſtehen in der Behand-
lung ſehr weit hinter denen am Monument des Lyſikra-

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[138/0160] Hiſtoriſcher Theil. Beiſpiele von Pietaͤt der Soͤhne gegen ihre Muͤtter dar- ſtellten, ein ſchoͤngedachtes und ſinnreich erfundnes Werk der Kunſt in Kleinaſien waren. 1. Plin. xxxvi, 4, 10. Zethus et Amphion ac Dirce et taurus, vinculumque, ex eodem lapide, Rhodo ad- vecta opera Apollonii et Taurisci. (In der Inſchrift ſtand wahrſcheinlich: κατ̕ ἐπίκλησιν μὲν Μενεκράτους, γένει δὲ Ἀρτεμιδώρου). Wahrſcheinlich ſchon in Caracalla’s Zeit, dann wieder in neuerer, ergänzt und mit ungehörigen Figuren (Antiope) überladen. Piraneſi Statue. Maffei Racc. 48. Winckelmann vi, 1. S. 128 ff. (vgl. 2. S. 233), vii. S. 190. Heyne Antiq. Aufſ. ii. S. 182. 2. S. das Epigr. Anth. Pal. iii. n. 7. Der Schluß ἄγε καὶ ἐκ ταύροιο καϑάπτετε δίπλακα σειρήν, ὄφρα δέμας σύρῃ τῆσδε κατὰ ξυλόχου. 3. Anth. Palat. iii. Στυλοπινάκια, wohl ähnlich wie die In- ſchriftentafeln an den Säulen zu Kiſelgik (Euromos ?) — Choiſeul Gouff. Voy. pitt. T. 1. pl. 105. — immer ein Verderb der Architek- tur. 19 Tafeln (woher die ungerade Zahl?) Dionyſos die Se- mele zum Olymp führend; Telephos die Auge auffindend, der Python von Apoll und Artemis getödtet, bis auf die Katanäiſchen Brüder, Kleobis und Biton u. Romulus und Remus herab. Ueber die Gegenſtände vgl. beſonders Polyb. xxiii, 18. Sonſt Viſconti Iscriz. Triopee p. 122. Jacobs Exc. crit. in scriptt. vet. ii. p. 139. Animadv. ad Anth. iii, iii. p. 620. 158. Aber auch in Athen befanden ſich Kuͤnſtler, beſonders Bildhauer, welche vom Geiſte der Alten ge- naͤhrt, in ihre Ideen eingehend, herrliche Werke fertig- ten, wie Kleomenes Apollodoros Sohn, ein wuͤrdiger Nachfolger des Praxiteles, der Urheber der Mediceiſchen Venus; und ſein in der Behandlung des Marmors ſehr erfahrner aber weit weniger geiſtvoller Sohn Kleomenes. Die Reliefs am Monumente des Kyrrheſtes (§. 153) ſtel- len die Geſtalten der Winde, wahrſcheinlich nach fruͤhern Muſtern, ſehr ſinnreich dar, aber ſtehen in der Behand- lung ſehr weit hinter denen am Monument des Lyſikra- 1 2 3 4

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/160>, abgerufen am 21.11.2024.