Tyrrhener, welche sich besonders um Cäre (Agylla) und Tarquinii (Tarchonion) festsetzte. Letztere Stadt be- hauptete eine Zeitlang das Ansehn eines Vorortes in dem Städtebund Etruriens; und blieb immer der Hauptaus- gangspunkt Griechischer Cultur für das übrige Land. Doch empfingen die Etrusker auch sehr viel Hellenisches4 durch den Verkehr mit den Unteritalischen Colonieen, besonders als sie sich selbst in Vulturnum (Capua) und Nola niedergelassen hatten; so wie hernach durch den Handel mit Phokäa und Korinth.
Ein Auszug der in des Vf. Etruskern, Einleitung, entwickel- ten Ansichten. Bei Niebuhr sind diese Pelasger-Tyrrhener urein- wohnende Sikeler. Bei Andern (Raoul-Rochette) die Etrusker überhaupt ein Pelasgischer Stamm.
168. Die Etrusker erscheinen nun im Allgemeinen als1 ein industriöses Volk (philotekhnon ethnos), von einem küh- nen, großartigen Unternehmungsgeiste, welcher durch ihre priesterlich aristokratische Verfassung sehr begünstigt wurde. Ihre Städte (nicht blos die Burgen) sind mit gewaltigen2 Mauern, meist aus unregelmäßigen Quadern, umgeben; die Kunst, durch Kanalbau und Seeableitungen Gegen-3 den vor Ueberschwemmungen zu sichern, wurde von ihnen sehr eifrig betrieben. Tarquinische Fürsten legten in Rom4 zur Entsumpfung der niedrigen Gegend und Abführung des Unraths die Cloaken, besonders für das Forum die Cloaca Maxima, an; ungeheure Werke, bei denen, schon vor Demokrit (§. 107.), die Kunst des Wölbens durch den Keilschnitt auf eine völlig zweckmäßige und treffliche Weise angewandt worden ist. Die Italische Häuseran-5 lage, mit einem Hauptzimmer in der Mitte, nach wel- chem der Tropfenfall des umliegenden Daches gerichtet ist, ging auch von den Etruskern aus, oder erhielt we- nigstens durch sie eine feste Form. In den Anlagen von Städten und Lagern, wie in allen Abmarkungen, zeigt
Italien. Epiſode.
Tyrrhener, welche ſich beſonders um Caͤre (Agylla) und Tarquinii (Tarchonion) feſtſetzte. Letztere Stadt be- hauptete eine Zeitlang das Anſehn eines Vorortes in dem Staͤdtebund Etruriens; und blieb immer der Hauptaus- gangspunkt Griechiſcher Cultur fuͤr das uͤbrige Land. Doch empfingen die Etrusker auch ſehr viel Helleniſches4 durch den Verkehr mit den Unteritaliſchen Colonieen, beſonders als ſie ſich ſelbſt in Vulturnum (Capua) und Nola niedergelaſſen hatten; ſo wie hernach durch den Handel mit Phokaͤa und Korinth.
Ein Auszug der in des Vf. Etruskern, Einleitung, entwickel- ten Anſichten. Bei Niebuhr ſind dieſe Pelasger-Tyrrhener urein- wohnende Sikeler. Bei Andern (Raoul-Rochette) die Etrusker überhaupt ein Pelasgiſcher Stamm.
168. Die Etrusker erſcheinen nun im Allgemeinen als1 ein induſtrioͤſes Volk (φιλότεχνον ἔϑνος), von einem kuͤh- nen, großartigen Unternehmungsgeiſte, welcher durch ihre prieſterlich ariſtokratiſche Verfaſſung ſehr beguͤnſtigt wurde. Ihre Staͤdte (nicht blos die Burgen) ſind mit gewaltigen2 Mauern, meiſt aus unregelmaͤßigen Quadern, umgeben; die Kunſt, durch Kanalbau und Seeableitungen Gegen-3 den vor Ueberſchwemmungen zu ſichern, wurde von ihnen ſehr eifrig betrieben. Tarquiniſche Fuͤrſten legten in Rom4 zur Entſumpfung der niedrigen Gegend und Abfuͤhrung des Unraths die Cloaken, beſonders fuͤr das Forum die Cloaca Maxima, an; ungeheure Werke, bei denen, ſchon vor Demokrit (§. 107.), die Kunſt des Woͤlbens durch den Keilſchnitt auf eine voͤllig zweckmaͤßige und treffliche Weiſe angewandt worden iſt. Die Italiſche Haͤuſeran-5 lage, mit einem Hauptzimmer in der Mitte, nach wel- chem der Tropfenfall des umliegenden Daches gerichtet iſt, ging auch von den Etruskern aus, oder erhielt we- nigſtens durch ſie eine feſte Form. In den Anlagen von Staͤdten und Lagern, wie in allen Abmarkungen, zeigt
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Italien. Epiſode.
Tyrrhener, welche ſich beſonders um Caͤre (Agylla)
und Tarquinii (Tarchonion) feſtſetzte. Letztere Stadt be-
hauptete eine Zeitlang das Anſehn eines Vorortes in dem
Staͤdtebund Etruriens; und blieb immer der Hauptaus-
gangspunkt Griechiſcher Cultur fuͤr das uͤbrige Land.
Doch empfingen die Etrusker auch ſehr viel Helleniſches
durch den Verkehr mit den Unteritaliſchen Colonieen,
beſonders als ſie ſich ſelbſt in Vulturnum (Capua) und
Nola niedergelaſſen hatten; ſo wie hernach durch den
Handel mit Phokaͤa und Korinth.
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Ein Auszug der in des Vf. Etruskern, Einleitung, entwickel-
ten Anſichten. Bei Niebuhr ſind dieſe Pelasger-Tyrrhener urein-
wohnende Sikeler. Bei Andern (Raoul-Rochette) die Etrusker
überhaupt ein Pelasgiſcher Stamm.
168. Die Etrusker erſcheinen nun im Allgemeinen als
ein induſtrioͤſes Volk (φιλότεχνον ἔϑνος), von einem kuͤh-
nen, großartigen Unternehmungsgeiſte, welcher durch ihre
prieſterlich ariſtokratiſche Verfaſſung ſehr beguͤnſtigt wurde.
Ihre Staͤdte (nicht blos die Burgen) ſind mit gewaltigen
Mauern, meiſt aus unregelmaͤßigen Quadern, umgeben;
die Kunſt, durch Kanalbau und Seeableitungen Gegen-
den vor Ueberſchwemmungen zu ſichern, wurde von ihnen
ſehr eifrig betrieben. Tarquiniſche Fuͤrſten legten in Rom
zur Entſumpfung der niedrigen Gegend und Abfuͤhrung
des Unraths die Cloaken, beſonders fuͤr das Forum die
Cloaca Maxima, an; ungeheure Werke, bei denen, ſchon
vor Demokrit (§. 107.), die Kunſt des Woͤlbens durch
den Keilſchnitt auf eine voͤllig zweckmaͤßige und treffliche
Weiſe angewandt worden iſt. Die Italiſche Haͤuſeran-
lage, mit einem Hauptzimmer in der Mitte, nach wel-
chem der Tropfenfall des umliegenden Daches gerichtet
iſt, ging auch von den Etruskern aus, oder erhielt we-
nigſtens durch ſie eine feſte Form. In den Anlagen von
Staͤdten und Lagern, wie in allen Abmarkungen, zeigt
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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/173>, abgerufen am 21.11.2024.
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