überdauert die Ehre der Statuen das Leben der Kunst in den verschiednen Theilen des Römischen Reiches, be- sonders in Byzanz, sehr lange; ja man geizt nach dieser Auszeichnung, bei der man freilich viel mehr auf gehörige Bezeichnung des Ranges durch Platz und Kleidung achtet, als auf die Darstellung von Charakter und Individualität, welche dieser Zeit fast unbekannt ist. Leere und hohle8 Formen ersticken jede freie Regung völlig; Alles geht in einem geistlosen Hofcäremoniel unter. Prunkgeräthe aus9 edlem Metall und geschnittnen Steinen, ein Luxus in dem die späte Römerzeit das Höchste erreichte, werden noch immer mit einem gewissen Geschick verfertigt; die schlechteste Kunstzeit hatte Künstler, die wenigstens um der Künst- lichkeit ihrer Werke willen sehr bewundert wurden.
2. So bei Gordianus, Gallienus, Numerianus, Carinus, Ma- ximianus.
3. So bei den Constantinen, Constans, Magnentius, Constan- tius u. s. w. Den Verfall deutlich zu machen, dienen auch die numi consecrationum, verglichen mit ältern, so wie die Con- torniaten.
4. S. bei Bellori Arcus. Seroux d'Agincourt Hist. de l'Art par les mon. T. iv, 2. (Sculpt.) pl. 2. Vgl. Hirt Museum der AlterthumsW. i. S. 266. -- Statuen der Zeit bei Aginc. pl. 3. Die Statue des Constantin an der Laterankirche wird, bei plumpen Giederformen, wegen einfach natürlicher Stellung gelobt; andre sind völlig unproportionirt. -- Die Arbeit der Haare macht man sich in dieser Zeit immer leichter; man begnügt sich einzelne Löcher in die dicke Steinmasse zu bohren.
5. Von der Columna Theodosiana (Arcadius scheint sie dem Theodosius, oder Theodosius II. dem Arcadius, zu Ehren er- baut zu haben; sie war von Marmor, mit einer Treppe inwendig, eine Nachbildung der Trajanischen; jetzt steht nur noch das Fußge- stell in Constantinopel) Columna Theodosiana quam vulgo historiatam vocant, ab Arcadio Imperatore Cpoli erecta in honorem Imp. Theodosii iunioris a Gent. Bellino de- lineata nunc primum aere sculpta. Text von Menetreius. Seroux d'Agincourt pl. 11. Reliefs vom Fußgestell des Obelis-
Griechen. Fuͤnfte Periode.
uͤberdauert die Ehre der Statuen das Leben der Kunſt in den verſchiednen Theilen des Roͤmiſchen Reiches, be- ſonders in Byzanz, ſehr lange; ja man geizt nach dieſer Auszeichnung, bei der man freilich viel mehr auf gehoͤrige Bezeichnung des Ranges durch Platz und Kleidung achtet, als auf die Darſtellung von Charakter und Individualitaͤt, welche dieſer Zeit faſt unbekannt iſt. Leere und hohle8 Formen erſticken jede freie Regung voͤllig; Alles geht in einem geiſtloſen Hofcaͤremoniel unter. Prunkgeraͤthe aus9 edlem Metall und geſchnittnen Steinen, ein Luxus in dem die ſpaͤte Roͤmerzeit das Hoͤchſte erreichte, werden noch immer mit einem gewiſſen Geſchick verfertigt; die ſchlechteſte Kunſtzeit hatte Kuͤnſtler, die wenigſtens um der Kuͤnſt- lichkeit ihrer Werke willen ſehr bewundert wurden.
2. So bei Gordianus, Gallienus, Numerianus, Carinus, Ma- ximianus.
3. So bei den Conſtantinen, Conſtans, Magnentius, Conſtan- tius u. ſ. w. Den Verfall deutlich zu machen, dienen auch die numi consecrationum, verglichen mit ältern, ſo wie die Con- torniaten.
4. S. bei Bellori Arcus. Seroux d’Agincourt Hist. de l’Art par les mon. T. iv, 2. (Sculpt.) pl. 2. Vgl. Hirt Muſeum der AlterthumsW. i. S. 266. — Statuen der Zeit bei Aginc. pl. 3. Die Statue des Conſtantin an der Laterankirche wird, bei plumpen Giederformen, wegen einfach natürlicher Stellung gelobt; andre ſind völlig unproportionirt. — Die Arbeit der Haare macht man ſich in dieſer Zeit immer leichter; man begnügt ſich einzelne Löcher in die dicke Steinmaſſe zu bohren.
5. Von der Columna Theodosiana (Arcadius ſcheint ſie dem Theodoſius, oder Theodoſius II. dem Arcadius, zu Ehren er- baut zu haben; ſie war von Marmor, mit einer Treppe inwendig, eine Nachbildung der Trajaniſchen; jetzt ſteht nur noch das Fußge- ſtell in Conſtantinopel) Columna Theodosiana quam vulgo historiatam vocant, ab Arcadio Imperatore Cpoli erecta in honorem Imp. Theodosii iunioris a Gent. Bellino de- lineata nunc primum aere sculpta. Text von Menetreius. Seroux d’Agincourt pl. 11. Reliefs vom Fußgeſtell des Obelis-
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Griechen. Fuͤnfte Periode.
uͤberdauert die Ehre der Statuen das Leben der Kunſt
in den verſchiednen Theilen des Roͤmiſchen Reiches, be-
ſonders in Byzanz, ſehr lange; ja man geizt nach dieſer
Auszeichnung, bei der man freilich viel mehr auf gehoͤrige
Bezeichnung des Ranges durch Platz und Kleidung achtet,
als auf die Darſtellung von Charakter und Individualitaͤt,
welche dieſer Zeit faſt unbekannt iſt. Leere und hohle
Formen erſticken jede freie Regung voͤllig; Alles geht in
einem geiſtloſen Hofcaͤremoniel unter. Prunkgeraͤthe aus
edlem Metall und geſchnittnen Steinen, ein Luxus in dem
die ſpaͤte Roͤmerzeit das Hoͤchſte erreichte, werden noch
immer mit einem gewiſſen Geſchick verfertigt; die ſchlechteſte
Kunſtzeit hatte Kuͤnſtler, die wenigſtens um der Kuͤnſt-
lichkeit ihrer Werke willen ſehr bewundert wurden.
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2. So bei Gordianus, Gallienus, Numerianus, Carinus, Ma-
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3. So bei den Conſtantinen, Conſtans, Magnentius, Conſtan-
tius u. ſ. w. Den Verfall deutlich zu machen, dienen auch die
numi consecrationum, verglichen mit ältern, ſo wie die Con-
torniaten.
4. S. bei Bellori Arcus. Seroux d’Agincourt Hist. de l’Art
par les mon. T. iv, 2. (Sculpt.) pl. 2. Vgl. Hirt Muſeum
der AlterthumsW. i. S. 266. — Statuen der Zeit bei Aginc.
pl. 3. Die Statue des Conſtantin an der Laterankirche wird, bei
plumpen Giederformen, wegen einfach natürlicher Stellung gelobt;
andre ſind völlig unproportionirt. — Die Arbeit der Haare macht
man ſich in dieſer Zeit immer leichter; man begnügt ſich einzelne
Löcher in die dicke Steinmaſſe zu bohren.
5. Von der Columna Theodosiana (Arcadius ſcheint ſie
dem Theodoſius, oder Theodoſius II. dem Arcadius, zu Ehren er-
baut zu haben; ſie war von Marmor, mit einer Treppe inwendig,
eine Nachbildung der Trajaniſchen; jetzt ſteht nur noch das Fußge-
ſtell in Conſtantinopel) Columna Theodosiana quam vulgo
historiatam vocant, ab Arcadio Imperatore Cpoli erecta
in honorem Imp. Theodosii iunioris a Gent. Bellino de-
lineata nunc primum aere sculpta. Text von Menetreius.
Seroux d’Agincourt pl. 11. Reliefs vom Fußgeſtell des Obelis-
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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/227>, abgerufen am 18.07.2024.
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