Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.Historischer Theil. lerei, welche mit ziemlich gleichem Werthe sich von derZeit des Augustus bis zu der der Antoninen hindurch- 2ziehn: die Gemählde im Grabmal des Cestius (§. 190, 1.), die in den Gemächern des Neronischen Hauses (§. 190, 2.), welche besonders glänzend und sorgfältig ausgeziert wa- 3ren, die in Herculanum, Pompeji und Stabiä; so wie 4die im Grabmal der Nasonier, und zahlreiche andre in 5antiken Gebäuden hie und da gefundne. So sehr, und mehr, als man es erwarten konnte, zeigt sich auch hier die Größe und Eigenthümlichkeit der alten Kunst. Die Räume auf das geschmackvollste vertheilt und disponirt; Arabesken von bewundernswürdigem Reichthum der Phan- tasie; Skenographieen ganz in jenem spielenden und Asia- tischen Architekturstyl; Landschaften, wobei immer die Werke 6menschlicher Industrie vorherrschen; Götterfiguren und my- thologische Scenen, manche sorgfältig, die meisten flüchtig gezeichnet, aber häufig von einem unnachahmlichen Reize (wie die berühmten Figuren der Tänzerinnen, Kentauren und Bacchanten von Herculanum); Alles dies in lebhaften Farben heiter und wohlgefällig, mit viel Sinn für Har- monie der Farben und eine architektonische Totalwirkung, 7angeordnet und ausgeführt. Viel ist gewiß hiervon Copie früherer Bilder, da sogar das ganze Studium mancher Mahler darin bestand, daß sie alte Bilder aufs genaueste wiedergaben (ut describere tabulas mensu- ris ac lineis sciant). 2. Histoire critique de la Pyramide de C. Cestius par 3. Herculanische und Pompejanische Gemälde: Antichita di Hiſtoriſcher Theil. lerei, welche mit ziemlich gleichem Werthe ſich von derZeit des Auguſtus bis zu der der Antoninen hindurch- 2ziehn: die Gemaͤhlde im Grabmal des Ceſtius (§. 190, 1.), die in den Gemaͤchern des Neroniſchen Hauſes (§. 190, 2.), welche beſonders glaͤnzend und ſorgfaͤltig ausgeziert wa- 3ren, die in Herculanum, Pompeji und Stabiaͤ; ſo wie 4die im Grabmal der Naſonier, und zahlreiche andre in 5antiken Gebaͤuden hie und da gefundne. So ſehr, und mehr, als man es erwarten konnte, zeigt ſich auch hier die Groͤße und Eigenthuͤmlichkeit der alten Kunſt. Die Raͤume auf das geſchmackvollſte vertheilt und disponirt; Arabesken von bewundernswuͤrdigem Reichthum der Phan- taſie; Skenographieen ganz in jenem ſpielenden und Aſia- tiſchen Architekturſtyl; Landſchaften, wobei immer die Werke 6menſchlicher Induſtrie vorherrſchen; Goͤtterfiguren und my- thologiſche Scenen, manche ſorgfaͤltig, die meiſten fluͤchtig gezeichnet, aber haͤufig von einem unnachahmlichen Reize (wie die beruͤhmten Figuren der Taͤnzerinnen, Kentauren und Bacchanten von Herculanum); Alles dies in lebhaften Farben heiter und wohlgefaͤllig, mit viel Sinn fuͤr Har- monie der Farben und eine architektoniſche Totalwirkung, 7angeordnet und ausgefuͤhrt. Viel iſt gewiß hiervon Copie fruͤherer Bilder, da ſogar das ganze Studium mancher Mahler darin beſtand, daß ſie alte Bilder aufs genaueſte wiedergaben (ut describere tabulas mensu- ris ac lineis sciant). 2. Histoire critique de la Pyramide de C. Cestius par 3. Herculaniſche und Pompejaniſche Gemaͤlde: Antichità di <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0232" n="210"/><fw place="top" type="header">Hiſtoriſcher Theil.</fw><lb/> lerei, welche mit ziemlich gleichem Werthe ſich von der<lb/> Zeit des Auguſtus bis zu der der Antoninen hindurch-<lb/><note place="left">2</note>ziehn: die Gemaͤhlde im Grabmal des Ceſtius (§. 190, 1.),<lb/> die in den Gemaͤchern des Neroniſchen Hauſes (§. 190, 2.),<lb/> welche beſonders glaͤnzend und ſorgfaͤltig ausgeziert wa-<lb/><note place="left">3</note>ren, die in Herculanum, Pompeji und Stabiaͤ; ſo wie<lb/><note place="left">4</note>die im Grabmal der Naſonier, und zahlreiche andre in<lb/><note place="left">5</note>antiken Gebaͤuden hie und da gefundne. So ſehr, und<lb/> mehr, als man es erwarten konnte, zeigt ſich auch hier<lb/> die Groͤße und Eigenthuͤmlichkeit der alten Kunſt. 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Hiſtoriſcher Theil.
lerei, welche mit ziemlich gleichem Werthe ſich von der
Zeit des Auguſtus bis zu der der Antoninen hindurch-
ziehn: die Gemaͤhlde im Grabmal des Ceſtius (§. 190, 1.),
die in den Gemaͤchern des Neroniſchen Hauſes (§. 190, 2.),
welche beſonders glaͤnzend und ſorgfaͤltig ausgeziert wa-
ren, die in Herculanum, Pompeji und Stabiaͤ; ſo wie
die im Grabmal der Naſonier, und zahlreiche andre in
antiken Gebaͤuden hie und da gefundne. So ſehr, und
mehr, als man es erwarten konnte, zeigt ſich auch hier
die Groͤße und Eigenthuͤmlichkeit der alten Kunſt. Die
Raͤume auf das geſchmackvollſte vertheilt und disponirt;
Arabesken von bewundernswuͤrdigem Reichthum der Phan-
taſie; Skenographieen ganz in jenem ſpielenden und Aſia-
tiſchen Architekturſtyl; Landſchaften, wobei immer die Werke
menſchlicher Induſtrie vorherrſchen; Goͤtterfiguren und my-
thologiſche Scenen, manche ſorgfaͤltig, die meiſten fluͤchtig
gezeichnet, aber haͤufig von einem unnachahmlichen Reize (wie
die beruͤhmten Figuren der Taͤnzerinnen, Kentauren und
Bacchanten von Herculanum); Alles dies in lebhaften
Farben heiter und wohlgefaͤllig, mit viel Sinn fuͤr Har-
monie der Farben und eine architektoniſche Totalwirkung,
angeordnet und ausgefuͤhrt. Viel iſt gewiß hiervon
Copie fruͤherer Bilder, da ſogar das ganze Studium
mancher Mahler darin beſtand, daß ſie alte Bilder aufs
genaueſte wiedergaben (ut describere tabulas mensu-
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2. Histoire critique de la Pyramide de C. Cestius par
l’Abbé Rive mit Abbildungen nach Zeichnungen M. Carloni’s.
Paris 1787. Description des Bains de Titus — sous
la direction de Ponce. Paris 1787. 3 Livraisons. Gro-
ßes Kupferwerk über die Thermen des Titus, Zeichnungen von
Smugliewicz, Stich von M. Carloni.
3. Herculaniſche und Pompejaniſche Gemaͤlde: Antichità di
Ercolano, Pitture antiche in 5 Bänden. Manches bei Gell,
Mazois, Goro (oben §. 190, 4.). Neuentdeckte Wandgemälde in
Pompeji, in vierzig Steinabdrücken nach Zeichnungen von Zahn.
Ternite’s Contorni angekündigt.
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