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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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Systematischer Theil.

7. S. besonders 109, 4. 5. 9. Ikria peri to edos,
in der Inschr. Aegin. p. 160. Erumata um den Thron in
Olympia, Paus. v, 11, 2. Aehuliche schlossen wohl den eigent-
lichen Parthenon (§. 109, 2) in Athen ein.

1289. Eine sehr ausgedehnte Classe von Gebäuden
bilden bei den Alten die zum Zuschaun eines Kampfspie-
les bestimmten, für musische, gymnische und andre Ago-
2nen eingerichteten. Ein offner Raum, geebnet und nach
den Forderungen des Agon abgesteckt und mit gewissen
Marken versehen, bildet den ersten und wesentlichen Theil;
darüber müssen sich, um möglichst Viele zuschaun zu las-
sen, terrassenförmige Flächen und Stufen erheben,
welche indessen oft, besonders bei Stadien und Hippo-
dromen, auf eine natürliche Weise durch Benutzung der
umliegenden Höhen gewonnen wurden. Ueberall bietet
bei diesen Bauten das schauende Publicum selbst einen
imposanten Anblick dar, und indem hinter den engern
Kreisen der durch Rang oder Amt Ausgezeichneten die
Masse des Volks sich rückwärts in immer weiteren aus-
dehnt, erscheint das Volk sich selbst auf die vortheilhaf-
3teste und schönste Weise. Beim Theater tritt zu
dem ebnen Chorplatz noch ein Gerüst mit seiner Rück-
wand hinzu, welches einzelne Personen aus der Menge
zu sondern und in einer fremden, dichterischen Welt zu
4zeigen bestimmt war. Daraus ergeben sich die Theile:
A. Orchestra mit der Thymele (dem Dionysos-Altar) in der
Mitte und den offnen Flügeln (dromos?) an der Seite. B.
5Scenengebäude, bestehend aus 1. der Scenenwand (skene),
mit ihrer festen Decoration, die sich in mehrern Stock-
werken (episcenia) erhebt, und aus pluteis, Säulen
und Gebälk zusammengesetzt ist; 2. den vortretenden Sei-
tenwänden oder Flügeln, (paraskenia, versurae pro-
currentes
); 3. dem Raum vor der Scenenwand zwischen
den Flügeln (proskenion), welcher durch ein hölzernes
Gerüst (okribas, logeion) erhöht ist; 4. der Fronte
dieses Gerüstes gegen die Zuschauer und dem dadurch be-
6deckten Raume (uposkenion). C. Das eigentliche thea-

Syſtematiſcher Theil.

7. S. beſonders 109, 4. 5. 9. Ἴκρια περὶ τὸ ἕδος,
in der Inſchr. Aegin. p. 160. Ἐρύματα um den Thron in
Olympia, Pauſ. v, 11, 2. Aehuliche ſchloſſen wohl den eigent-
lichen Parthenon (§. 109, 2) in Athen ein.

1289. Eine ſehr ausgedehnte Claſſe von Gebaͤuden
bilden bei den Alten die zum Zuſchaun eines Kampfſpie-
les beſtimmten, fuͤr muſiſche, gymniſche und andre Ago-
2nen eingerichteten. Ein offner Raum, geebnet und nach
den Forderungen des Agon abgeſteckt und mit gewiſſen
Marken verſehen, bildet den erſten und weſentlichen Theil;
daruͤber muͤſſen ſich, um moͤglichſt Viele zuſchaun zu laſ-
ſen, terraſſenfoͤrmige Flaͤchen und Stufen erheben,
welche indeſſen oft, beſonders bei Stadien und Hippo-
dromen, auf eine natuͤrliche Weiſe durch Benutzung der
umliegenden Hoͤhen gewonnen wurden. Ueberall bietet
bei dieſen Bauten das ſchauende Publicum ſelbſt einen
impoſanten Anblick dar, und indem hinter den engern
Kreiſen der durch Rang oder Amt Ausgezeichneten die
Maſſe des Volks ſich ruͤckwaͤrts in immer weiteren aus-
dehnt, erſcheint das Volk ſich ſelbſt auf die vortheilhaf-
3teſte und ſchoͤnſte Weiſe. Beim Theater tritt zu
dem ebnen Chorplatz noch ein Geruͤſt mit ſeiner Ruͤck-
wand hinzu, welches einzelne Perſonen aus der Menge
zu ſondern und in einer fremden, dichteriſchen Welt zu
4zeigen beſtimmt war. Daraus ergeben ſich die Theile:
A. Orcheſtra mit der Thymele (dem Dionyſos-Altar) in der
Mitte und den offnen Fluͤgeln (δρόμος?) an der Seite. B.
5Scenengebaͤude, beſtehend aus 1. der Scenenwand (σκηνή),
mit ihrer feſten Decoration, die ſich in mehrern Stock-
werken (episcenia) erhebt, und aus pluteis, Saͤulen
und Gebaͤlk zuſammengeſetzt iſt; 2. den vortretenden Sei-
tenwaͤnden oder Fluͤgeln, (παρασκήνια, versurae pro-
currentes
); 3. dem Raum vor der Scenenwand zwiſchen
den Fluͤgeln (προσκήνιον), welcher durch ein hoͤlzernes
Geruͤſt (ὀκρίβας, λογεῖον) erhoͤht iſt; 4. der Fronte
dieſes Geruͤſtes gegen die Zuſchauer und dem dadurch be-
6deckten Raume (ὑποσκήνιον). C. Das eigentliche ϑέα-

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[338/0360] Syſtematiſcher Theil. 7. S. beſonders 109, 4. 5. 9. Ἴκρια περὶ τὸ ἕδος, in der Inſchr. Aegin. p. 160. Ἐρύματα um den Thron in Olympia, Pauſ. v, 11, 2. Aehuliche ſchloſſen wohl den eigent- lichen Parthenon (§. 109, 2) in Athen ein. 289. Eine ſehr ausgedehnte Claſſe von Gebaͤuden bilden bei den Alten die zum Zuſchaun eines Kampfſpie- les beſtimmten, fuͤr muſiſche, gymniſche und andre Ago- nen eingerichteten. Ein offner Raum, geebnet und nach den Forderungen des Agon abgeſteckt und mit gewiſſen Marken verſehen, bildet den erſten und weſentlichen Theil; daruͤber muͤſſen ſich, um moͤglichſt Viele zuſchaun zu laſ- ſen, terraſſenfoͤrmige Flaͤchen und Stufen erheben, welche indeſſen oft, beſonders bei Stadien und Hippo- dromen, auf eine natuͤrliche Weiſe durch Benutzung der umliegenden Hoͤhen gewonnen wurden. Ueberall bietet bei dieſen Bauten das ſchauende Publicum ſelbſt einen impoſanten Anblick dar, und indem hinter den engern Kreiſen der durch Rang oder Amt Ausgezeichneten die Maſſe des Volks ſich ruͤckwaͤrts in immer weiteren aus- dehnt, erſcheint das Volk ſich ſelbſt auf die vortheilhaf- teſte und ſchoͤnſte Weiſe. Beim Theater tritt zu dem ebnen Chorplatz noch ein Geruͤſt mit ſeiner Ruͤck- wand hinzu, welches einzelne Perſonen aus der Menge zu ſondern und in einer fremden, dichteriſchen Welt zu zeigen beſtimmt war. Daraus ergeben ſich die Theile: A. Orcheſtra mit der Thymele (dem Dionyſos-Altar) in der Mitte und den offnen Fluͤgeln (δρόμος?) an der Seite. B. Scenengebaͤude, beſtehend aus 1. der Scenenwand (σκηνή), mit ihrer feſten Decoration, die ſich in mehrern Stock- werken (episcenia) erhebt, und aus pluteis, Saͤulen und Gebaͤlk zuſammengeſetzt iſt; 2. den vortretenden Sei- tenwaͤnden oder Fluͤgeln, (παρασκήνια, versurae pro- currentes); 3. dem Raum vor der Scenenwand zwiſchen den Fluͤgeln (προσκήνιον), welcher durch ein hoͤlzernes Geruͤſt (ὀκρίβας, λογεῖον) erhoͤht iſt; 4. der Fronte dieſes Geruͤſtes gegen die Zuſchauer und dem dadurch be- deckten Raume (ὑποσκήνιον). C. Das eigentliche ϑέα- 1 2 3 4 5 6

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/360>, abgerufen am 22.11.2024.