Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.I. Tektonik. Geräthe. wohl Gefäße, welche an wichtige Momente des Lebens(Siege in Agonen, Auszeichnung in den Gymnasien, Theilname am Bacchischen Thiasos, Empfang des männ- lichen Himations) erinnerten, und dabei als Angebinde gegeben worden waren (anders kann man wohl das häu- fige kalos, o pais kalos, kale pai, kalos ei, kale dokeis u. dgl. nicht erklären) hinzugestellt werden: da es unleugbar, daß solche Gefäße auch im Leben ge- braucht und als eine Auszierung der Zimmer aufgestellt wurden. -- Während bei den Hydrien der Gebrauch,5 die Asche des Todten zu bergen, nur hinzutritt: stammt der Sarkophag (soros, theke, lanax, solium) aus der, auch in Griechenland älteren, Sitte des vollständi- gen Begrabens, erhält sich indeß (in Etrurien zur Aschen- kiste verkleinert, §. 174, 3.) durch alle Zeiten, und wird im späteren Rom, zugleich mit dem Begraben, wie- der gewöhnlicher. Aus Holz, gebrannter Erde oder Stein6 (lithos sarkophagos, sarcophagus) gearbeitet, ent- lehnt er oft die verzierenden Formen vom Hause (mit Thüren und Thürgriffen), und schmückt sich mit Bild- werken, die gern freundliche und trostvolle Vorstellungen vom andern Leben anregen mögen. 1. Ueber die Vasenformen Dubois Maisonneuve Introduction 2. Sehr wichtig ist die Vorstellung auf den Lampen, bei Bellori I. Tektonik. Geraͤthe. wohl Gefaͤße, welche an wichtige Momente des Lebens(Siege in Agonen, Auszeichnung in den Gymnaſien, Theilname am Bacchiſchen Thiaſos, Empfang des maͤnn- lichen Himations) erinnerten, und dabei als Angebinde gegeben worden waren (anders kann man wohl das haͤu- fige καλὸς, ὁ παῖς καλὸς, καλὲ παῖ, καλὸς εἶ, καλὴ δοκεῖς u. dgl. nicht erklaͤren) hinzugeſtellt werden: da es unleugbar, daß ſolche Gefaͤße auch im Leben ge- braucht und als eine Auszierung der Zimmer aufgeſtellt wurden. — Waͤhrend bei den Hydrien der Gebrauch,5 die Aſche des Todten zu bergen, nur hinzutritt: ſtammt der Sarkophag (σορὸς, ϑήκη, λάναξ, solium) aus der, auch in Griechenland aͤlteren, Sitte des vollſtaͤndi- gen Begrabens, erhaͤlt ſich indeß (in Etrurien zur Aſchen- kiſte verkleinert, §. 174, 3.) durch alle Zeiten, und wird im ſpaͤteren Rom, zugleich mit dem Begraben, wie- der gewoͤhnlicher. Aus Holz, gebrannter Erde oder Stein6 (λίϑος σαρκοφάγος, sarcophagus) gearbeitet, ent- lehnt er oft die verzierenden Formen vom Hauſe (mit Thuͤren und Thuͤrgriffen), und ſchmuͤckt ſich mit Bild- werken, die gern freundliche und troſtvolle Vorſtellungen vom andern Leben anregen moͤgen. 1. Ueber die Vaſenformen Dubois Maiſonneuve Introduction 2. Sehr wichtig iſt die Vorſtellung auf den Lampen, bei Bellori <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0383" n="361"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">I.</hi> Tektonik. 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I. Tektonik. Geraͤthe.
wohl Gefaͤße, welche an wichtige Momente des Lebens
(Siege in Agonen, Auszeichnung in den Gymnaſien,
Theilname am Bacchiſchen Thiaſos, Empfang des maͤnn-
lichen Himations) erinnerten, und dabei als Angebinde
gegeben worden waren (anders kann man wohl das haͤu-
fige καλὸς, ὁ παῖς καλὸς, καλὲ παῖ, καλὸς εἶ,
καλὴ δοκεῖς u. dgl. nicht erklaͤren) hinzugeſtellt werden:
da es unleugbar, daß ſolche Gefaͤße auch im Leben ge-
braucht und als eine Auszierung der Zimmer aufgeſtellt
wurden. — Waͤhrend bei den Hydrien der Gebrauch,
die Aſche des Todten zu bergen, nur hinzutritt: ſtammt
der Sarkophag (σορὸς, ϑήκη, λάναξ, solium) aus
der, auch in Griechenland aͤlteren, Sitte des vollſtaͤndi-
gen Begrabens, erhaͤlt ſich indeß (in Etrurien zur Aſchen-
kiſte verkleinert, §. 174, 3.) durch alle Zeiten, und
wird im ſpaͤteren Rom, zugleich mit dem Begraben, wie-
der gewoͤhnlicher. Aus Holz, gebrannter Erde oder Stein
(λίϑος σαρκοφάγος, sarcophagus) gearbeitet, ent-
lehnt er oft die verzierenden Formen vom Hauſe (mit
Thuͤren und Thuͤrgriffen), und ſchmuͤckt ſich mit Bild-
werken, die gern freundliche und troſtvolle Vorſtellungen
vom andern Leben anregen moͤgen.
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1. Ueber die Vaſenformen Dubois Maiſonneuve Introduction
à l’étude des Vases ant., accompagnée d’une collection
des plus belles formes. 1817. 13 Livr. [Gargiulo Collez.
delle diverse forme de’ vasi Italo-Greci. Nap. 1822.].
Die erſten Blätter bei Tiſchbein u. Millin, Millingen Div. A. B.
C. Cogh. 32 sq., Inghirami v. pl. 47 — 54., viele bei Han-
carville u. Laborde. Vgl. Gerhard Neapels Bildw. S. xxviii.
Berl. Kunſtbl. 1828 Dec. Beſonders mannigfaltig u. zierlich
geformt ſind die Henkel (vasi a volute, colonnette etc.) Böt-
tiger Amalth. iii. S. 273. Die Größe der Vaſen ſteigt, bei
den Kollerſchen in Berlin, bis 3 F. 6 Zoll Höhe.
2. Sehr wichtig iſt die Vorſtellung auf den Lampen, bei Bellori
t. 16. u. beſ. Paſſeri Luc. fict. iii, 51, wo ein Repoſitorium
mit der Urna, umher gutti, amphorae, Prochoen, auf dem
obern Fache simpulum, acerra, secespitae und ein ſog. asper-
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