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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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Litteratur.
beginnen schon mit Kola Rienzi, dem Affen des Alterthums (1347),
mit Petrarca (st. 1374; Münzen), bedeutendere mit Lorenz Medi-
cis (1472 - 92; besonders Gemmen) schon früher in Rom, wie
von Eliano Spinola unter Paul II. Eifer der Päbste Julius
II, Leo X. (Sein Brief an Raphael über alte Nachgrabungen
bei Gori Inscr. Etr. iii p. 49.) Raphaels großartiger Plan,
das alte Rom offen zu legen. Michael Angelo's, Benvenuto-Cel-
lini's Enthusiasmus für die Antike. Bei weitem die meisten An-
tiken, besonders Statuen, sind zw. 1450 und 1550 gefunden.
Zahlreiche Palläste füllen sich damit (vgl. Fiorillo Gesch. der Mah-
lerei i S. 125 ff. ii S. 52 ff.). Ostentation tritt an die Stelle
ächter Kunstliebe. Die Restauration wird handwerksmäßig.

37. II. Die antiquarische, von 1600 etwa bis 1750.1
Der Antiquar, welcher ursprünglich besonders als No-
menclator der aufzustellenden Statuen gebraucht wurde,
erlangt nach und nach mehr Wichtigkeit, ohne daß indeß
die ausgezeichnetern Kenner des Alterthums sich viel um
die Kunst bekümmern. Die Bemühungen die alten Kunst-2
werke zu erläutern, obgleich nicht ohne Verdienst, sind
meist zu sehr auf das Kleinliche gerichtet, und weil sie
von keiner genauen Kenntniß des Griechischen Lebens
ausgehn, in falschen Richtungen befangen. Dieselbe Zeit3
sorgt auch für Bekanntmachung der Sammlungen, zuerst
nachlässiger allmählig mit mehr Sorgfalt und Geschick.

2. Die damaligen Antiquare charakterisiren die vielen Deutun-
gen aus der Römischen Geschichte. Jacques Spon (1675 mit
Wheler in Griechenl.) theilt den gesammten Stoff in Numismato-
Epigrammato- Architektono- Ikono- Glypto- Toreumato- Biblio-
Angeiographie. Miscellanea antiquit. Lugd. Bat. 1685. Re-
cherches curieuses d' Antiquite contenues en plusieurs
dissertations -- par Mr. Spon. Lyon
1683. Eine ähnliche
Behandlung herrscht in den Schriften Laur. Beger's, Thesaurus
Brandeburg.
Berl. 1696. In Montfaucons Antiquite ex-
pliquee et representee en figures.
2te Ausg. 1722, 5 T. fol.
(Supplement in 5 T.
1724) wird die Kunst nur gebraucht,
Aeußerlichkeiten des alten Lebens anschaulich zu machen. In Er-
nesti's Archaeologia literaria, (ed. alt. von G. H. Martini
Leipz. 1790) und Christs Abhandlungen über die Litteratur und
Kunstwerke vornehmlich des Alterthums (herausg. v. Zeune, Lpz.

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Litteratur.
beginnen ſchon mit Kola Rienzi, dem Affen des Alterthums (1347),
mit Petrarca (ſt. 1374; Münzen), bedeutendere mit Lorenz Medi-
cis (1472 ‒ 92; beſonders Gemmen) ſchon früher in Rom, wie
von Eliano Spinola unter Paul II. Eifer der Päbſte Julius
II, Leo X. (Sein Brief an Raphael über alte Nachgrabungen
bei Gori Inscr. Etr. iii p. 49.) Raphaels großartiger Plan,
das alte Rom offen zu legen. Michael Angelo’s, Benvenuto-Cel-
lini’s Enthuſiasmus für die Antike. Bei weitem die meiſten An-
tiken, beſonders Statuen, ſind zw. 1450 und 1550 gefunden.
Zahlreiche Palläſte füllen ſich damit (vgl. Fiorillo Geſch. der Mah-
lerei i S. 125 ff. ii S. 52 ff.). Oſtentation tritt an die Stelle
ächter Kunſtliebe. Die Reſtauration wird handwerksmäßig.

37. II. Die antiquariſche, von 1600 etwa bis 1750.1
Der Antiquar, welcher urſpruͤnglich beſonders als No-
menclator der aufzuſtellenden Statuen gebraucht wurde,
erlangt nach und nach mehr Wichtigkeit, ohne daß indeß
die ausgezeichnetern Kenner des Alterthums ſich viel um
die Kunſt bekuͤmmern. Die Bemuͤhungen die alten Kunſt-2
werke zu erlaͤutern, obgleich nicht ohne Verdienſt, ſind
meiſt zu ſehr auf das Kleinliche gerichtet, und weil ſie
von keiner genauen Kenntniß des Griechiſchen Lebens
ausgehn, in falſchen Richtungen befangen. Dieſelbe Zeit3
ſorgt auch fuͤr Bekanntmachung der Sammlungen, zuerſt
nachlaͤſſiger allmaͤhlig mit mehr Sorgfalt und Geſchick.

2. Die damaligen Antiquare charakteriſiren die vielen Deutun-
gen aus der Römiſchen Geſchichte. Jacques Spon (1675 mit
Wheler in Griechenl.) theilt den geſammten Stoff in Numismato-
Epigrammato- Architektono- Ikono- Glypto- Toreumato- Biblio-
Angeiographie. Miscellanea antiquit. Lugd. Bat. 1685. Re-
cherches curieuses d’ Antiquité contenues en plusieurs
dissertations — par Mr. Spon. Lyon
1683. Eine ähnliche
Behandlung herrſcht in den Schriften Laur. Beger’s, Thesaurus
Brandeburg.
Berl. 1696. In Montfaucons Antiquité ex-
pliquée et représentée en figures.
2te Ausg. 1722, 5 T. fol.
(Supplément in 5 T.
1724) wird die Kunſt nur gebraucht,
Aeußerlichkeiten des alten Lebens anſchaulich zu machen. In Er-
neſti’s Archaeologia literaria, (ed. alt. von G. H. Martini
Leipz. 1790) und Chriſts Abhandlungen über die Litteratur und
Kunſtwerke vornehmlich des Alterthums (herausg. v. Zeune, Lpz.

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[19/0041] Litteratur. beginnen ſchon mit Kola Rienzi, dem Affen des Alterthums (1347), mit Petrarca (ſt. 1374; Münzen), bedeutendere mit Lorenz Medi- cis (1472 ‒ 92; beſonders Gemmen) ſchon früher in Rom, wie von Eliano Spinola unter Paul II. Eifer der Päbſte Julius II, Leo X. (Sein Brief an Raphael über alte Nachgrabungen bei Gori Inscr. Etr. iii p. 49.) Raphaels großartiger Plan, das alte Rom offen zu legen. Michael Angelo’s, Benvenuto-Cel- lini’s Enthuſiasmus für die Antike. Bei weitem die meiſten An- tiken, beſonders Statuen, ſind zw. 1450 und 1550 gefunden. Zahlreiche Palläſte füllen ſich damit (vgl. Fiorillo Geſch. der Mah- lerei i S. 125 ff. ii S. 52 ff.). Oſtentation tritt an die Stelle ächter Kunſtliebe. Die Reſtauration wird handwerksmäßig. 37. II. Die antiquariſche, von 1600 etwa bis 1750. Der Antiquar, welcher urſpruͤnglich beſonders als No- menclator der aufzuſtellenden Statuen gebraucht wurde, erlangt nach und nach mehr Wichtigkeit, ohne daß indeß die ausgezeichnetern Kenner des Alterthums ſich viel um die Kunſt bekuͤmmern. Die Bemuͤhungen die alten Kunſt- werke zu erlaͤutern, obgleich nicht ohne Verdienſt, ſind meiſt zu ſehr auf das Kleinliche gerichtet, und weil ſie von keiner genauen Kenntniß des Griechiſchen Lebens ausgehn, in falſchen Richtungen befangen. Dieſelbe Zeit ſorgt auch fuͤr Bekanntmachung der Sammlungen, zuerſt nachlaͤſſiger allmaͤhlig mit mehr Sorgfalt und Geſchick. 1 2 3 2. Die damaligen Antiquare charakteriſiren die vielen Deutun- gen aus der Römiſchen Geſchichte. Jacques Spon (1675 mit Wheler in Griechenl.) theilt den geſammten Stoff in Numismato- Epigrammato- Architektono- Ikono- Glypto- Toreumato- Biblio- Angeiographie. Miscellanea antiquit. Lugd. Bat. 1685. Re- cherches curieuses d’ Antiquité contenues en plusieurs dissertations — par Mr. Spon. Lyon 1683. Eine ähnliche Behandlung herrſcht in den Schriften Laur. Beger’s, Thesaurus Brandeburg. Berl. 1696. In Montfaucons Antiquité ex- pliquée et représentée en figures. 2te Ausg. 1722, 5 T. fol. (Supplément in 5 T. 1724) wird die Kunſt nur gebraucht, Aeußerlichkeiten des alten Lebens anſchaulich zu machen. In Er- neſti’s Archaeologia literaria, (ed. alt. von G. H. Martini Leipz. 1790) und Chriſts Abhandlungen über die Litteratur und Kunſtwerke vornehmlich des Alterthums (herausg. v. Zeune, Lpz. 2*

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/41>, abgerufen am 03.12.2024.