sche Behandlung sehr verschieden gewesen sein. Man5 findet auch, besonders in Attica, Gefäße, welche, ganz nach Art der Wände, mit bunten Farben auf einer wei- ßen Unterlage gemahlt sind.
1. Natürlich war dieser Künstlergeist nicht ohne Streben der Nachahmung, und auch in diesem Fache wurde zeitig viel copirt. Dabei muß man sich über den Zusammenhang sehr entfernter Ge- genden verwundern, wie z. B. die Tödtung des Minotaur auf einer Attischen Vase, bei Burgon in London, grade so gezeichnet ist, wie auf der berühmten Sicilischen des Taleides bei Hope; und jetzt die Panathenaischen Preisgefäße genau imitirt in Masse in Südetrurien zum Vorschein kommen. Auch in dieser Classe gab es Mahler von einem gewissen Ruhm, die sich auf ihren Werken nennen durf- ten, wie: Taleides, Asteas, Lasimos, Kalliphon, Euonymios, Cha- riton, Nikosthenes.
2. Daß die Gefäße, wenn man sie mahlt, nicht mehr weich waren, beweist besonders die Art der öfter vorkommenden eingeritzten Linien, wodurch der Mahler seine Hand bei einem sorgfältigeren Verfahren leitete (s. de Rossi in Millingens Coghill. p. ix), so wie das Körperliche der Farbe über der Oberfläche der Vase.
3. Nach Hausmann de confectione vasorum, Commen- tatt. S. Gott. rec. V. cl.. phys. p. 113. Vgl. Jorio sul metodo degli antichi nel dipingere i Vasi. Brocchi sulle vernici, Bibl. Ital. vi. p. 433. Der zuerst genannte Gelehrte spricht auch von dem technischen Zusammenhange der sog. Etruski- schen mit den Germanisch-Slavischen Todtenurnen, denen ähnliche auch in Italien vorkommen, wie jetzt die Kollersche Sammlung zeigt.
4. Der Thon ist citronengelb bei den Vasen mit monstrosen Thie- ren, ledergelb oder bräunlich bei den gewöhnlichen Vasen des altgriechi- schen und schönen Styls; hellfarbig aber röthlich überstrichen bei den Vasen von Basilicata. Vgl. §. 177, 2. 257, 5. Die aufge- tragne Farbe ist bei den im besten Styl gearbeiteten schwarz u. spiegelhell, bei schlechtern ohne Glanz. -- Manche Gefäße Campa- niens von vorzüglicher Arbeit sind ganz schwarz überstrichen.
5. Auf diesen weißen Vasen sieht man gewöhnlich nur noch leise Spuren, gleichsam die eben verschwindenden Umrisse der bun- ten Bilder, die sich darauf befanden. Ath. v, 200 b. spricht von mit Wachsfarben gemahlten Gefäßen in Alexandreia.
II. Bildende Kunſt. Technik.
ſche Behandlung ſehr verſchieden geweſen ſein. Man5 findet auch, beſonders in Attica, Gefaͤße, welche, ganz nach Art der Waͤnde, mit bunten Farben auf einer wei- ßen Unterlage gemahlt ſind.
1. Natürlich war dieſer Künſtlergeiſt nicht ohne Streben der Nachahmung, und auch in dieſem Fache wurde zeitig viel copirt. Dabei muß man ſich über den Zuſammenhang ſehr entfernter Ge- genden verwundern, wie z. B. die Tödtung des Minotaur auf einer Attiſchen Vaſe, bei Burgon in London, grade ſo gezeichnet iſt, wie auf der berühmten Siciliſchen des Taleides bei Hope; und jetzt die Panathenaiſchen Preisgefäße genau imitirt in Maſſe in Südetrurien zum Vorſchein kommen. Auch in dieſer Claſſe gab es Mahler von einem gewiſſen Ruhm, die ſich auf ihren Werken nennen durf- ten, wie: Taleides, Aſteas, Laſimos, Kalliphon, Euonymios, Cha- riton, Nikoſthenes.
2. Daß die Gefäße, wenn man ſie mahlt, nicht mehr weich waren, beweiſt beſonders die Art der öfter vorkommenden eingeritzten Linien, wodurch der Mahler ſeine Hand bei einem ſorgfältigeren Verfahren leitete (ſ. de Roſſi in Millingens Coghill. p. ix), ſo wie das Körperliche der Farbe über der Oberfläche der Vaſe.
3. Nach Hausmann de confectione vasorum, Commen- tatt. S. Gott. rec. V. cl.. phys. p. 113. Vgl. Jorio sul metodo degli antichi nel dipingere i Vasi. Brocchi sulle vernici, Bibl. Ital. vi. p. 433. Der zuerſt genannte Gelehrte ſpricht auch von dem techniſchen Zuſammenhange der ſog. Etruski- ſchen mit den Germaniſch-Slaviſchen Todtenurnen, denen ähnliche auch in Italien vorkommen, wie jetzt die Kollerſche Sammlung zeigt.
4. Der Thon iſt citronengelb bei den Vaſen mit monſtroſen Thie- ren, ledergelb oder bräunlich bei den gewöhnlichen Vaſen des altgriechi- ſchen und ſchönen Styls; hellfarbig aber röthlich überſtrichen bei den Vaſen von Baſilicata. Vgl. §. 177, 2. 257, 5. Die aufge- tragne Farbe iſt bei den im beſten Styl gearbeiteten ſchwarz u. ſpiegelhell, bei ſchlechtern ohne Glanz. — Manche Gefäße Campa- niens von vorzüglicher Arbeit ſind ganz ſchwarz überſtrichen.
5. Auf dieſen weißen Vaſen ſieht man gewöhnlich nur noch leiſe Spuren, gleichſam die eben verſchwindenden Umriſſe der bun- ten Bilder, die ſich darauf befanden. Ath. v, 200 b. ſpricht von mit Wachsfarben gemahlten Gefäßen in Alexandreia.
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nach Art der Waͤnde, mit bunten Farben auf einer wei-
ßen Unterlage gemahlt ſind.
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1. Natürlich war dieſer Künſtlergeiſt nicht ohne Streben der
Nachahmung, und auch in dieſem Fache wurde zeitig viel copirt.
Dabei muß man ſich über den Zuſammenhang ſehr entfernter Ge-
genden verwundern, wie z. B. die Tödtung des Minotaur auf einer
Attiſchen Vaſe, bei Burgon in London, grade ſo gezeichnet iſt, wie
auf der berühmten Siciliſchen des Taleides bei Hope; und jetzt die
Panathenaiſchen Preisgefäße genau imitirt in Maſſe in Südetrurien
zum Vorſchein kommen. Auch in dieſer Claſſe gab es Mahler
von einem gewiſſen Ruhm, die ſich auf ihren Werken nennen durf-
ten, wie: Taleides, Aſteas, Laſimos, Kalliphon, Euonymios, Cha-
riton, Nikoſthenes.
2. Daß die Gefäße, wenn man ſie mahlt, nicht mehr weich
waren, beweiſt beſonders die Art der öfter vorkommenden eingeritzten
Linien, wodurch der Mahler ſeine Hand bei einem ſorgfältigeren
Verfahren leitete (ſ. de Roſſi in Millingens Coghill. p. ix), ſo
wie das Körperliche der Farbe über der Oberfläche der Vaſe.
3. Nach Hausmann de confectione vasorum, Commen-
tatt. S. Gott. rec. V. cl.. phys. p. 113. Vgl. Jorio sul
metodo degli antichi nel dipingere i Vasi. Brocchi sulle
vernici, Bibl. Ital. vi. p. 433. Der zuerſt genannte Gelehrte
ſpricht auch von dem techniſchen Zuſammenhange der ſog. Etruski-
ſchen mit den Germaniſch-Slaviſchen Todtenurnen, denen ähnliche
auch in Italien vorkommen, wie jetzt die Kollerſche Sammlung zeigt.
4. Der Thon iſt citronengelb bei den Vaſen mit monſtroſen Thie-
ren, ledergelb oder bräunlich bei den gewöhnlichen Vaſen des altgriechi-
ſchen und ſchönen Styls; hellfarbig aber röthlich überſtrichen bei den
Vaſen von Baſilicata. Vgl. §. 177, 2. 257, 5. Die aufge-
tragne Farbe iſt bei den im beſten Styl gearbeiteten ſchwarz u.
ſpiegelhell, bei ſchlechtern ohne Glanz. — Manche Gefäße Campa-
niens von vorzüglicher Arbeit ſind ganz ſchwarz überſtrichen.
5. Auf dieſen weißen Vaſen ſieht man gewöhnlich nur noch
leiſe Spuren, gleichſam die eben verſchwindenden Umriſſe der bun-
ten Bilder, die ſich darauf befanden. Ath. v, 200 b. ſpricht
von mit Wachsfarben gemahlten Gefäßen in Alexandreia.
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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/415>, abgerufen am 22.11.2024.
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