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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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II. Bildende Kunst. Formen.
wöhnlich ein breiteres Band mit zwei schmälern an jedem Ende,
aus gymnastischen und Todtengebräuche darstellenden Vasenbildern
sehr genau bekannt. Mitra ein meist buntfarbiges, um den
Kopf gewundnes feines Tuch, bei Dionysos und Frauen, besonders
Hetären (etaira diamitros Pollux, picta lupa barbara mitra
Juven.). Der polos scheint eine förmliche runde Scheibe, welche
den Kopf umgab, wie bei der Ephesischen Artemis (nach Andern
der modius, Amalth. iii, S. 157.); dagegen der meniskos
mehr ein runder Deckel zum Schutze gegen Vögel war, woraus
Manche den nimbus (das Wort in diesem Sinne erst bei Isidor;
vgl. Schläger dissert. ii. p. 191. Eckhel D. N. viii p. 503.
Augusti) der späteren Zeit abgeleitet haben. -- Zu diesen Kopf-
zierden kommen die perideraia des Halses, die psellia der Arme,
von der Gestalt auch opheis genannt, sphigkteres (spintheres),
khlidones, die periskelides u. episphuria (auch schlangenför-
mig Anth. Pal. vi, 206. 207.) die enotia. ellobia, elenchi
(Achill mit einem elenchus, wegen seiner Mädchenerziehung, dar-
gestellt, Serv. zur Aen. i, 34) u. s. w.. Th. Bartholinus
de armillis, Casp. Bartholinus de inauribus. Scheffer de
torquibus Thes. Ant. Rom. xii,
901.


4. Römische Tracht.

341. Die Römische Nationaltracht, welche nur in1
Porträtfiguren und einigen Wesen des Italischen Glau-
bens (wie bei den Laren und Genien) vorkömmt, geht
von derselben Grundlage aus wie die Griechische. Die2
Tunica ist sehr wenig vom Chiton verschieden, und die
Toga (tebennos) eine Etruskische Form des Himation,
welche bei den Römern immer weitläuftiger, feierlicher,
aber auch schwerfälliger ausgebildet wurde. Für die
Erscheinung im öffentlichen Leben von Anfang an be-
stimmt, verlor sie mit demselben ihre Bedeutung,
und mußte allerlei bequemeren Griechischen Gewän-
dern (laena, paenula) weichen, welche aber für die
Kunst nur geringe Bedeutung haben. Die Toga unter-3
scheidet sich vom Himation durch den halbrunden Zuschnitt
und die größre Länge, welche bewirkt, daß die Enden
derselben in bedeutenden Massen (tabulata) zu beiden
Seiten bis zur Erde fallen. Der Ueberhang der weit-

II. Bildende Kunſt. Formen.
wöhnlich ein breiteres Band mit zwei ſchmälern an jedem Ende,
aus gymnaſtiſchen und Todtengebräuche darſtellenden Vaſenbildern
ſehr genau bekannt. Μίτρα ein meiſt buntfarbiges, um den
Kopf gewundnes feines Tuch, bei Dionyſos und Frauen, beſonders
Hetären (ἑταίρα διάμιτρος Pollux, picta lupa barbara mitra
Juven.). Der πόλος ſcheint eine förmliche runde Scheibe, welche
den Kopf umgab, wie bei der Epheſiſchen Artemis (nach Andern
der modius, Amalth. iii, S. 157.); dagegen der μηνίσκος
mehr ein runder Deckel zum Schutze gegen Vögel war, woraus
Manche den nimbus (das Wort in dieſem Sinne erſt bei Iſidor;
vgl. Schläger dissert. ii. p. 191. Eckhel D. N. viii p. 503.
Auguſti) der ſpäteren Zeit abgeleitet haben. — Zu dieſen Kopf-
zierden kommen die περιδέραια des Halſes, die ψέλλια der Arme,
von der Geſtalt auch ὄφεις genannt, σφιγκτῆρες (spintheres),
χλιδῶνες, die περισκελίδες u. ἐπισφύρια (auch ſchlangenför-
mig Anth. Pal. vi, 206. 207.) die ἐνώτια. ἐλλόβια, elenchi
(Achill mit einem elenchus, wegen ſeiner Mädchenerziehung, dar-
geſtellt, Serv. zur Aen. i, 34) u. ſ. w.. Th. Bartholinus
de armillis, Caſp. Bartholinus de inauribus. Scheffer de
torquibus Thes. Ant. Rom. xii,
901.


4. Roͤmiſche Tracht.

341. Die Roͤmiſche Nationaltracht, welche nur in1
Portraͤtfiguren und einigen Weſen des Italiſchen Glau-
bens (wie bei den Laren und Genien) vorkoͤmmt, geht
von derſelben Grundlage aus wie die Griechiſche. Die2
Tunica iſt ſehr wenig vom Chiton verſchieden, und die
Toga (τήβεννος) eine Etruskiſche Form des Himation,
welche bei den Roͤmern immer weitlaͤuftiger, feierlicher,
aber auch ſchwerfaͤlliger ausgebildet wurde. Fuͤr die
Erſcheinung im oͤffentlichen Leben von Anfang an be-
ſtimmt, verlor ſie mit demſelben ihre Bedeutung,
und mußte allerlei bequemeren Griechiſchen Gewaͤn-
dern (laena, paenula) weichen, welche aber fuͤr die
Kunſt nur geringe Bedeutung haben. Die Toga unter-3
ſcheidet ſich vom Himation durch den halbrunden Zuſchnitt
und die groͤßre Laͤnge, welche bewirkt, daß die Enden
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Seiten bis zur Erde fallen. Der Ueberhang der weit-

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[429/0451] II. Bildende Kunſt. Formen. wöhnlich ein breiteres Band mit zwei ſchmälern an jedem Ende, aus gymnaſtiſchen und Todtengebräuche darſtellenden Vaſenbildern ſehr genau bekannt. Μίτρα ein meiſt buntfarbiges, um den Kopf gewundnes feines Tuch, bei Dionyſos und Frauen, beſonders Hetären (ἑταίρα διάμιτρος Pollux, picta lupa barbara mitra Juven.). Der πόλος ſcheint eine förmliche runde Scheibe, welche den Kopf umgab, wie bei der Epheſiſchen Artemis (nach Andern der modius, Amalth. iii, S. 157.); dagegen der μηνίσκος mehr ein runder Deckel zum Schutze gegen Vögel war, woraus Manche den nimbus (das Wort in dieſem Sinne erſt bei Iſidor; vgl. Schläger dissert. ii. p. 191. Eckhel D. N. viii p. 503. Auguſti) der ſpäteren Zeit abgeleitet haben. — Zu dieſen Kopf- zierden kommen die περιδέραια des Halſes, die ψέλλια der Arme, von der Geſtalt auch ὄφεις genannt, σφιγκτῆρες (spintheres), χλιδῶνες, die περισκελίδες u. ἐπισφύρια (auch ſchlangenför- mig Anth. Pal. vi, 206. 207.) die ἐνώτια. ἐλλόβια, elenchi (Achill mit einem elenchus, wegen ſeiner Mädchenerziehung, dar- geſtellt, Serv. zur Aen. i, 34) u. ſ. w.. Th. Bartholinus de armillis, Caſp. Bartholinus de inauribus. Scheffer de torquibus Thes. Ant. Rom. xii, 901. 4. Roͤmiſche Tracht. 341. Die Roͤmiſche Nationaltracht, welche nur in Portraͤtfiguren und einigen Weſen des Italiſchen Glau- bens (wie bei den Laren und Genien) vorkoͤmmt, geht von derſelben Grundlage aus wie die Griechiſche. Die Tunica iſt ſehr wenig vom Chiton verſchieden, und die Toga (τήβεννος) eine Etruskiſche Form des Himation, welche bei den Roͤmern immer weitlaͤuftiger, feierlicher, aber auch ſchwerfaͤlliger ausgebildet wurde. Fuͤr die Erſcheinung im oͤffentlichen Leben von Anfang an be- ſtimmt, verlor ſie mit demſelben ihre Bedeutung, und mußte allerlei bequemeren Griechiſchen Gewaͤn- dern (laena, paenula) weichen, welche aber fuͤr die Kunſt nur geringe Bedeutung haben. Die Toga unter- ſcheidet ſich vom Himation durch den halbrunden Zuſchnitt und die groͤßre Laͤnge, welche bewirkt, daß die Enden derſelben in bedeutenden Maſſen (tabulata) zu beiden Seiten bis zur Erde fallen. Der Ueberhang der weit- 1 2 3

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/451>, abgerufen am 22.11.2024.