am meisten individualisirt worden sind, d. h. deren gan- zes Wesen am wenigsten auf einen Grundbegriff redu- 2cirt werden kann. Man kann allerdings von ihnen sa- gen: sie bedeuten nicht, sie sind; was aber nicht darin seinen Grund hat, daß sie jemals Gegenstände ei- ner äußern Erfahrung gewesen, sondern nur darin, daß diese ideellen Wesen gleichsam die ganze Geschichte der Griechischen Stämme, welche sie verehrten, durchlebt ha- ben, und tausend Eindrücke davon tragen. Eben des- wegen haben sie in der Kunst die höchste Leibhaftigkeit, die am meisten energische Persönlichkeit. Dies sind die 3Olympischen Götter, der höchste Zeus mit seinen Kindern und Geschwistern.
1. Für das Folgende sind als allgemeine Hülfsmittel zu nen- nen: Montfaucon Antiq. expl. T. i. (eine höchst rohe aber doch noch immer unentbehrliche Sammlung). A. Hirts Bilder- buch für Mythologie, Archäologie und Kunst. 2 Hefte Text, eben so viel Kupfer 4. Berlin 1805 u. 1816. A. L. Millin Ga- lerie mythologique. 2 Bde Text, 2 Kupfer (190 Blätter). Pa- ris 1811. Deutsch in Berlin erschienen. Spence's Polymetis (eine Vergleichung von Kunstwerken mit Dichterstellen). Lond. 1774. f. Die rohen und unkritisch gefertigten Sammlungen von mythologischen Bildern, mit denen das Publicum immer aufs neue getäuscht wird, verdienen hier keine Erwähnung.
3. Gruppen der Zwölf-Götter des Olympos (nicht immer derselben) im alten Styl, sind oben §. 96, 16. genannt worden; das wichtigste Denkmal ist die Borghesische Ara. Eine Borghes. Vase, jetzt in Paris, n. 381., zeigt die Köpfe der Zwölf-Götter und ihre Attribute als Monatszeichen mit Zodiacalgestirnen com- binirt. Aphrodite April, Apollon Mai, Hermes Juni, Zeus Juli, Demeter August, Hephästos Sept., Ares Oct., Artemis Nov., Hestia Dec., Hera Jan., Poseidon Febr., Athena März. Mon. Gab. 16. 17. Elf Götter um Zeus versammelt, Relief M. Cap. iv, 8. Millin G. M. pl. 5, 19. Pompejanisches Gemählde der Zwölf-Götter, in einer Reihe, über zwei Geniis loci, Gell pl. 76. Köpfe vieler Götter in Medaglions, Pitt. Erc. iii, 50.
Syſtematiſcher Theil.
am meiſten individualiſirt worden ſind, d. h. deren gan- zes Weſen am wenigſten auf einen Grundbegriff redu- 2cirt werden kann. Man kann allerdings von ihnen ſa- gen: ſie bedeuten nicht, ſie ſind; was aber nicht darin ſeinen Grund hat, daß ſie jemals Gegenſtaͤnde ei- ner aͤußern Erfahrung geweſen, ſondern nur darin, daß dieſe ideellen Weſen gleichſam die ganze Geſchichte der Griechiſchen Staͤmme, welche ſie verehrten, durchlebt ha- ben, und tauſend Eindruͤcke davon tragen. Eben des- wegen haben ſie in der Kunſt die hoͤchſte Leibhaftigkeit, die am meiſten energiſche Perſoͤnlichkeit. Dies ſind die 3Olympiſchen Goͤtter, der hoͤchſte Zeus mit ſeinen Kindern und Geſchwiſtern.
1. Für das Folgende ſind als allgemeine Hülfsmittel zu nen- nen: Montfaucon Antiq. expl. T. i. (eine höchſt rohe aber doch noch immer unentbehrliche Sammlung). A. Hirts Bilder- buch für Mythologie, Archäologie und Kunſt. 2 Hefte Text, eben ſo viel Kupfer 4. Berlin 1805 u. 1816. A. L. Millin Ga- lerie mythologique. 2 Bde Text, 2 Kupfer (190 Blätter). Pa- ris 1811. Deutſch in Berlin erſchienen. Spence’s Polymetis (eine Vergleichung von Kunſtwerken mit Dichterſtellen). Lond. 1774. f. Die rohen und unkritiſch gefertigten Sammlungen von mythologiſchen Bildern, mit denen das Publicum immer aufs neue getäuſcht wird, verdienen hier keine Erwähnung.
3. Gruppen der Zwölf-Götter des Olympos (nicht immer derſelben) im alten Styl, ſind oben §. 96, 16. genannt worden; das wichtigſte Denkmal iſt die Borgheſiſche Ara. Eine Borgheſ. Vaſe, jetzt in Paris, n. 381., zeigt die Köpfe der Zwölf-Götter und ihre Attribute als Monatszeichen mit Zodiacalgeſtirnen com- binirt. Aphrodite April, Apollon Mai, Hermes Juni, Zeus Juli, Demeter Auguſt, Hephäſtos Sept., Ares Oct., Artemis Nov., Heſtia Dec., Hera Jan., Poſeidon Febr., Athena März. Mon. Gab. 16. 17. Elf Götter um Zeus verſammelt, Relief M. Cap. iv, 8. Millin G. M. pl. 5, 19. Pompejaniſches Gemählde der Zwölf-Götter, in einer Reihe, über zwei Geniis loci, Gell pl. 76. Köpfe vieler Götter in Medaglions, Pitt. Erc. iii, 50.
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Syſtematiſcher Theil.
am meiſten individualiſirt worden ſind, d. h. deren gan-
zes Weſen am wenigſten auf einen Grundbegriff redu-
cirt werden kann. Man kann allerdings von ihnen ſa-
gen: ſie bedeuten nicht, ſie ſind; was aber nicht
darin ſeinen Grund hat, daß ſie jemals Gegenſtaͤnde ei-
ner aͤußern Erfahrung geweſen, ſondern nur darin, daß
dieſe ideellen Weſen gleichſam die ganze Geſchichte der
Griechiſchen Staͤmme, welche ſie verehrten, durchlebt ha-
ben, und tauſend Eindruͤcke davon tragen. Eben des-
wegen haben ſie in der Kunſt die hoͤchſte Leibhaftigkeit,
die am meiſten energiſche Perſoͤnlichkeit. Dies ſind die
Olympiſchen Goͤtter, der hoͤchſte Zeus mit ſeinen
Kindern und Geſchwiſtern.
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1. Für das Folgende ſind als allgemeine Hülfsmittel zu nen-
nen: Montfaucon Antiq. expl. T. i. (eine höchſt rohe aber
doch noch immer unentbehrliche Sammlung). A. Hirts Bilder-
buch für Mythologie, Archäologie und Kunſt. 2 Hefte Text, eben
ſo viel Kupfer 4. Berlin 1805 u. 1816. A. L. Millin Ga-
lerie mythologique. 2 Bde Text, 2 Kupfer (190 Blätter). Pa-
ris 1811. Deutſch in Berlin erſchienen. Spence’s Polymetis
(eine Vergleichung von Kunſtwerken mit Dichterſtellen). Lond.
1774. f. Die rohen und unkritiſch gefertigten Sammlungen
von mythologiſchen Bildern, mit denen das Publicum immer aufs
neue getäuſcht wird, verdienen hier keine Erwähnung.
3. Gruppen der Zwölf-Götter des Olympos (nicht immer
derſelben) im alten Styl, ſind oben §. 96, 16. genannt worden;
das wichtigſte Denkmal iſt die Borgheſiſche Ara. Eine Borgheſ.
Vaſe, jetzt in Paris, n. 381., zeigt die Köpfe der Zwölf-Götter
und ihre Attribute als Monatszeichen mit Zodiacalgeſtirnen com-
binirt. Aphrodite April, Apollon Mai, Hermes Juni, Zeus Juli,
Demeter Auguſt, Hephäſtos Sept., Ares Oct., Artemis Nov., Heſtia
Dec., Hera Jan., Poſeidon Febr., Athena März. Mon. Gab.
16. 17. Elf Götter um Zeus verſammelt, Relief M. Cap.
iv, 8. Millin G. M. pl. 5, 19. Pompejaniſches Gemählde
der Zwölf-Götter, in einer Reihe, über zwei Geniis loci, Gell
pl. 76. Köpfe vieler Götter in Medaglions, Pitt. Erc. iii, 50.
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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/462>, abgerufen am 22.11.2024.
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