7. D. thronend, mit Schlange zu Füßen, Fackel und Aehren in der Hand, auf einem Denar des Memmius Quirinus, der die Graeca sacra Cereris in Rom einführte. M. des Deme- trios Soter, G. M. 31, 221. Sehr schätzbar ist die thronende D. eines Pompej. Gemähldes, Zahn 25, welcher kein charakteri- stisches Zeichen fehlt. D. mit Aehren, Schlange, Ameise, Mond, thronend, Gori Gemmae astrif. I. t. 109. ef. 107. Terra- cottabilder der beiden Göttinnen (to theo), auch mit dem Jakchos in der Mitte, bei Gerhard Ant. Bildw. 2 -- 4.
D. schreitend, zwei Fackeln vor sich hinhaltend, mit bewegtem Gewande, auf Kaisermünzen von Kyzikos. Eben so auf Denaren der G. Vibia, mit der Sau neben ihr.
1358. Das führt auf die besonders an Todten-Denk- mälern sehr gewöhnliche Vorstellung des Raubes der Persephone, wo Demeter als eine erzürnte, schwer ge- kränkte Gottheit erscheint, welche den Räuber ihrer Toch- ter mit Fackeln in den Händen, das Gewand fliegend, auf einem seltner mit Rossen, gewöhnlicher mit Drachen bespann- 2ten Wagen verfolgt. Von diesem gewaltsamen Raube ist die alljährlich sich erneuernde Herabführung der Per- 3sephone durch Demeter zu unterscheiden: welcher die Em- porführung derselben in Begleitung der Frühlings-Hora entspricht, die ebenfalls in Kunstwerken angedeutet wird. Mit dem Emporsteigen der Kora wird die Ertheilung der Seegnungen der Demeter als gleichzeitig und engverbun- 4den gedacht. Demeter als die Säugerin des mysti- schen Jakchos war eine seltne Vorstellung in der alten 5Kunst; dagegen die Aussendung des in manchem Betracht verwandten Triptolemos als des Verbreiters des Getrai- des, so wie die Ausstreuung dieser Gaben durch Tripto- 6lemos, eine beliebte; auch ein Heros Buzyges er- scheint öfter in Verbindung mit der Göttin. Wie 7Jakchos, und durch diesen Triptolemos, mit Dionysos in Verbindung stehn: so hat auch Kora, obgleich auf der einen Seite die strenge Gemahlin des unterirdischen Got- tes, doch auf der andern an Bacchischem Wesen Antheil (Liber cum Libera), sie erscheint als eine sehr anmu-
Syſtematiſcher Theil.
7. D. thronend, mit Schlange zu Füßen, Fackel und Aehren in der Hand, auf einem Denar des Memmius Quirinus, der die Graeca sacra Cereris in Rom einführte. M. des Deme- trios Soter, G. M. 31, 221. Sehr ſchätzbar iſt die thronende D. eines Pompej. Gemähldes, Zahn 25, welcher kein charakteri- ſtiſches Zeichen fehlt. D. mit Aehren, Schlange, Ameiſe, Mond, thronend, Gori Gemmae astrif. I. t. 109. ef. 107. Terra- cottabilder der beiden Göttinnen (τὼ ϑεὼ), auch mit dem Jakchos in der Mitte, bei Gerhard Ant. Bildw. 2 — 4.
D. ſchreitend, zwei Fackeln vor ſich hinhaltend, mit bewegtem Gewande, auf Kaiſermünzen von Kyzikos. Eben ſo auf Denaren der G. Vibia, mit der Sau neben ihr.
1358. Das fuͤhrt auf die beſonders an Todten-Denk- maͤlern ſehr gewoͤhnliche Vorſtellung des Raubes der Perſephone, wo Demeter als eine erzuͤrnte, ſchwer ge- kraͤnkte Gottheit erſcheint, welche den Raͤuber ihrer Toch- ter mit Fackeln in den Haͤnden, das Gewand fliegend, auf einem ſeltner mit Roſſen, gewoͤhnlicher mit Drachen beſpann- 2ten Wagen verfolgt. Von dieſem gewaltſamen Raube iſt die alljaͤhrlich ſich erneuernde Herabfuͤhrung der Per- 3ſephone durch Demeter zu unterſcheiden: welcher die Em- porfuͤhrung derſelben in Begleitung der Fruͤhlings-Hora entſpricht, die ebenfalls in Kunſtwerken angedeutet wird. Mit dem Emporſteigen der Kora wird die Ertheilung der Seegnungen der Demeter als gleichzeitig und engverbun- 4den gedacht. Demeter als die Saͤugerin des myſti- ſchen Jakchos war eine ſeltne Vorſtellung in der alten 5Kunſt; dagegen die Ausſendung des in manchem Betracht verwandten Triptolemos als des Verbreiters des Getrai- des, ſo wie die Ausſtreuung dieſer Gaben durch Tripto- 6lemos, eine beliebte; auch ein Heros Buzyges er- ſcheint oͤfter in Verbindung mit der Goͤttin. Wie 7Jakchos, und durch dieſen Triptolemos, mit Dionyſos in Verbindung ſtehn: ſo hat auch Kora, obgleich auf der einen Seite die ſtrenge Gemahlin des unterirdiſchen Got- tes, doch auf der andern an Bacchiſchem Weſen Antheil (Liber cum Libera), ſie erſcheint als eine ſehr anmu-
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Syſtematiſcher Theil.
7. D. thronend, mit Schlange zu Füßen, Fackel und Aehren
in der Hand, auf einem Denar des Memmius Quirinus, der die
Graeca sacra Cereris in Rom einführte. M. des Deme-
trios Soter, G. M. 31, 221. Sehr ſchätzbar iſt die thronende
D. eines Pompej. Gemähldes, Zahn 25, welcher kein charakteri-
ſtiſches Zeichen fehlt. D. mit Aehren, Schlange, Ameiſe, Mond,
thronend, Gori Gemmae astrif. I. t. 109. ef. 107. Terra-
cottabilder der beiden Göttinnen (τὼ ϑεὼ), auch mit dem Jakchos
in der Mitte, bei Gerhard Ant. Bildw. 2 — 4.
D. ſchreitend, zwei Fackeln vor ſich hinhaltend, mit bewegtem
Gewande, auf Kaiſermünzen von Kyzikos. Eben ſo auf Denaren
der G. Vibia, mit der Sau neben ihr.
358. Das fuͤhrt auf die beſonders an Todten-Denk-
maͤlern ſehr gewoͤhnliche Vorſtellung des Raubes der
Perſephone, wo Demeter als eine erzuͤrnte, ſchwer ge-
kraͤnkte Gottheit erſcheint, welche den Raͤuber ihrer Toch-
ter mit Fackeln in den Haͤnden, das Gewand fliegend, auf
einem ſeltner mit Roſſen, gewoͤhnlicher mit Drachen beſpann-
ten Wagen verfolgt. Von dieſem gewaltſamen Raube
iſt die alljaͤhrlich ſich erneuernde Herabfuͤhrung der Per-
ſephone durch Demeter zu unterſcheiden: welcher die Em-
porfuͤhrung derſelben in Begleitung der Fruͤhlings-Hora
entſpricht, die ebenfalls in Kunſtwerken angedeutet wird.
Mit dem Emporſteigen der Kora wird die Ertheilung der
Seegnungen der Demeter als gleichzeitig und engverbun-
den gedacht. Demeter als die Saͤugerin des myſti-
ſchen Jakchos war eine ſeltne Vorſtellung in der alten
Kunſt; dagegen die Ausſendung des in manchem Betracht
verwandten Triptolemos als des Verbreiters des Getrai-
des, ſo wie die Ausſtreuung dieſer Gaben durch Tripto-
lemos, eine beliebte; auch ein Heros Buzyges er-
ſcheint oͤfter in Verbindung mit der Goͤttin. Wie
Jakchos, und durch dieſen Triptolemos, mit Dionyſos
in Verbindung ſtehn: ſo hat auch Kora, obgleich auf der
einen Seite die ſtrenge Gemahlin des unterirdiſchen Got-
tes, doch auf der andern an Bacchiſchem Weſen Antheil
(Liber cum Libera), ſie erſcheint als eine ſehr anmu-
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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/480>, abgerufen am 22.11.2024.
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