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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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Systematischer Theil.
3det ist, durch zahlreiche Abbildungen gefeiert. Der Styl
der Kunstperiode, aus welcher diese Darstellungsweise
stammt, und die Aufgabe selbst vereinen sich, dieser
Classe von Aphroditenbildern rundere und stärkere For-
men, kürzere Verhältnisse der Gestalt, und einen mehr
frauenartigen Charakter zu geben, als sonst bei der Aphro-
4dite gewöhnlich ist. Sehr bestimmt unterscheiden sich von
diesen die Venusbilder, welche ohne Chiton nur um den
untern Theil des Körpers ein Obergewand geschlagen ha-
ben, und sich zugleich durch das Emporstellen und Auf-
stützen des einen Fußes auf eine kleine Erhöhung aus-
5zeichnen. In diesen steht die Göttin an Bildung einer
Heroine nah, die Körperformen sind besonders fest und
kräftig schlank, die Brust jugendlich eckiger als bei an-
dern; der Ausdruck des mit prominenteren Zügen ausge-
statteten Gesichts hat immer etwas von Stolz und Selbst-
6bewußtsein in sich. Wie schon alte Holzbilder in Sparta
die Aphrodite geharnischt als eine über alle Macht und
Stärke triumphirende Gottheit vorstellten: so muß man
in dieser Bilderclasse eine siegreiche Aphrodite
sehn, es sei nun daß sie Ares Helm und Schild, oder
eine Palme, oder auch das Siegszeichen des Apfels in
den Händen hält.

1. Diese Bewegung des Arms wird wohl bei Aristänet i, 15.
durch tes ampekhones akrois daktulois ephaptomene ton
krosson bezeichnet, und als Zeichen der Scham angegeben.

3. Arkesilaos (§. 196, 2.) V. genitrix in foro Caesaris.
A. mit der angegebnen Gewandhaltung auf M. der Sabina. Auf
andern reich bekleidet, mit Scepter und Kugel, ein Kind vor ihr,
mit Umschrift. G. M. 44, 185. V. felix gleich costümirt,
ein Kind auf dem Arme, 186. Die V. genitrix trägt oft
auch den Apfel, auch einen Speer, als Römer-Mutter, und eine
Victoria, wo sie in die victrix übergeht. Dieselben Attribute
hat aber auch die V. caelestis der M. S. die Beispiele aus
Gessner u. Pedrusi bei Gerhard Neap. Ant. S. 5. ff. Sta-
tuen
: die Versailler, Proportionen, Haar- und Gewand-Be-
handlung alterthümlich, mit durchborten Ohren. M. Fr. ii, 6.
Bouill. i, 12. M. Nap. i,
61. Im Louvre n. 185, im

Syſtematiſcher Theil.
3det iſt, durch zahlreiche Abbildungen gefeiert. Der Styl
der Kunſtperiode, aus welcher dieſe Darſtellungsweiſe
ſtammt, und die Aufgabe ſelbſt vereinen ſich, dieſer
Claſſe von Aphroditenbildern rundere und ſtaͤrkere For-
men, kuͤrzere Verhaͤltniſſe der Geſtalt, und einen mehr
frauenartigen Charakter zu geben, als ſonſt bei der Aphro-
4dite gewoͤhnlich iſt. Sehr beſtimmt unterſcheiden ſich von
dieſen die Venusbilder, welche ohne Chiton nur um den
untern Theil des Koͤrpers ein Obergewand geſchlagen ha-
ben, und ſich zugleich durch das Emporſtellen und Auf-
ſtuͤtzen des einen Fußes auf eine kleine Erhoͤhung aus-
5zeichnen. In dieſen ſteht die Goͤttin an Bildung einer
Heroine nah, die Koͤrperformen ſind beſonders feſt und
kraͤftig ſchlank, die Bruſt jugendlich eckiger als bei an-
dern; der Ausdruck des mit prominenteren Zuͤgen ausge-
ſtatteten Geſichts hat immer etwas von Stolz und Selbſt-
6bewußtſein in ſich. Wie ſchon alte Holzbilder in Sparta
die Aphrodite geharniſcht als eine uͤber alle Macht und
Staͤrke triumphirende Gottheit vorſtellten: ſo muß man
in dieſer Bilderclaſſe eine ſiegreiche Aphrodite
ſehn, es ſei nun daß ſie Ares Helm und Schild, oder
eine Palme, oder auch das Siegszeichen des Apfels in
den Haͤnden haͤlt.

1. Dieſe Bewegung des Arms wird wohl bei Ariſtänet i, 15.
durch τῆς ἀμπεχόνης ἄκροις δακτύλοις ἐφαπτομένη τῶν
κροσσῶν bezeichnet, und als Zeichen der Scham angegeben.

3. Arkeſilaos (§. 196, 2.) V. genitrix in foro Caesaris.
A. mit der angegebnen Gewandhaltung auf M. der Sabina. Auf
andern reich bekleidet, mit Scepter und Kugel, ein Kind vor ihr,
mit Umſchrift. G. M. 44, 185. V. felix gleich coſtümirt,
ein Kind auf dem Arme, 186. Die V. genitrix trägt oft
auch den Apfel, auch einen Speer, als Römer-Mutter, und eine
Victoria, wo ſie in die victrix übergeht. Dieſelben Attribute
hat aber auch die V. caelestis der M. S. die Beiſpiele aus
Geſſner u. Pedruſi bei Gerhard Neap. Ant. S. 5. ff. Sta-
tuen
: die Verſailler, Proportionen, Haar- und Gewand-Be-
handlung alterthümlich, mit durchborten Ohren. M. Fr. ii, 6.
Bouill. i, 12. M. Nap. i,
61. Im Louvre n. 185, im

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[496/0518] Syſtematiſcher Theil. det iſt, durch zahlreiche Abbildungen gefeiert. Der Styl der Kunſtperiode, aus welcher dieſe Darſtellungsweiſe ſtammt, und die Aufgabe ſelbſt vereinen ſich, dieſer Claſſe von Aphroditenbildern rundere und ſtaͤrkere For- men, kuͤrzere Verhaͤltniſſe der Geſtalt, und einen mehr frauenartigen Charakter zu geben, als ſonſt bei der Aphro- dite gewoͤhnlich iſt. Sehr beſtimmt unterſcheiden ſich von dieſen die Venusbilder, welche ohne Chiton nur um den untern Theil des Koͤrpers ein Obergewand geſchlagen ha- ben, und ſich zugleich durch das Emporſtellen und Auf- ſtuͤtzen des einen Fußes auf eine kleine Erhoͤhung aus- zeichnen. In dieſen ſteht die Goͤttin an Bildung einer Heroine nah, die Koͤrperformen ſind beſonders feſt und kraͤftig ſchlank, die Bruſt jugendlich eckiger als bei an- dern; der Ausdruck des mit prominenteren Zuͤgen ausge- ſtatteten Geſichts hat immer etwas von Stolz und Selbſt- bewußtſein in ſich. Wie ſchon alte Holzbilder in Sparta die Aphrodite geharniſcht als eine uͤber alle Macht und Staͤrke triumphirende Gottheit vorſtellten: ſo muß man in dieſer Bilderclaſſe eine ſiegreiche Aphrodite ſehn, es ſei nun daß ſie Ares Helm und Schild, oder eine Palme, oder auch das Siegszeichen des Apfels in den Haͤnden haͤlt. 3 4 5 6 1. Dieſe Bewegung des Arms wird wohl bei Ariſtänet i, 15. durch τῆς ἀμπεχόνης ἄκροις δακτύλοις ἐφαπτομένη τῶν κροσσῶν bezeichnet, und als Zeichen der Scham angegeben. 3. Arkeſilaos (§. 196, 2.) V. genitrix in foro Caesaris. A. mit der angegebnen Gewandhaltung auf M. der Sabina. Auf andern reich bekleidet, mit Scepter und Kugel, ein Kind vor ihr, mit Umſchrift. G. M. 44, 185. V. felix gleich coſtümirt, ein Kind auf dem Arme, 186. Die V. genitrix trägt oft auch den Apfel, auch einen Speer, als Römer-Mutter, und eine Victoria, wo ſie in die victrix übergeht. Dieſelben Attribute hat aber auch die V. caelestis der M. S. die Beiſpiele aus Geſſner u. Pedruſi bei Gerhard Neap. Ant. S. 5. ff. Sta- tuen: die Verſailler, Proportionen, Haar- und Gewand-Be- handlung alterthümlich, mit durchborten Ohren. M. Fr. ii, 6. Bouill. i, 12. M. Nap. i, 61. Im Louvre n. 185, im

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/518>, abgerufen am 22.11.2024.