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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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II. Bildende Kunst. Gegenstände.
Höhe erscheint. Die Mitra um die Stirn, und der von7
oben hereinschattende Weinlaub- oder Epheukranz wirken
für diesen Ausdruck der Züge vortheilhaft; das Haar
fließt weich und in langen Ringeln auf die Schultern
herab; der Körper ist, ein umgeworfnes Rehfellchen (ne-
bris) ausgenommen, gewöhnlich ganz nackt; nur die
Füße sind oft mit hohen Prachtschuhen, den Dionysischen
Kothurnen, angethan. Doch ist auch ein bis auf die
Lenden herabfallendes Himation dem Charakter des Dio-
nysos angemessen; bisweilen ist er auch noch in der spätern
Kunst vollständig auf weibliche Weise bekleidet. Die8
Stellung der Dionysosstatuen ist meist bequem angelehnt,
oder gelagert, selten thronend; auf Gemmen und in Ge-
mählden sieht man ihn mit trunknen Schritten wandelnd,
und auf seinen Lieblingsthieren reitend oder von ihnen ge-
zogen. Ein begünstigter Satyr ist ihm gern zur Stütze9
beigegeben; seinen Mundschenk macht Methe. Der Stier-
Dionysos hat die bildende Kunst natürlich weniger, als
die mystischen Religionen beschäftigt.

3. S. vom Dion. Phallen §. 67. Aus diesen überall in
Gärten und auf Aeckern aufgestellten Holzbildern (agroikikon
agalma) geht der Phales (xugkomos Bakkhiou Aristoph.) als
eine besondere Gottheit hervor, s. besonders Sophron. Frgm. 112
Blomf. Columella x, 31. Zoega de obel. p. 213. Böttiger
Arch. der Mahlerei S. 186. Abwaschung eines solchen D. Pha-
les in dem Relief, M. Worsley. i, 15. D. Hermen u. a.
Bouill. i, 70. M. Nap. ii, 5. 7. Brit. M. ii, 13. Liber
et Libera Br. M. i, 17. Chiaram.
32. u. sonst.

4. Ein prosopon des Dionysischen Akratos in Athen Paus.
i, 2, 7. Für Peisistratos gehalten, Athen. xii, 533 c. In
Raxos ein pros. des D. Bakcheus von Reben-, des Meilichios
von Feigenholz, Ath. iii, 78 c. Zoega Bass. 17. Eine
solche Maske als Bacchisches Idol auf dem Sarkophag PCl. v, 18.

5. So beschreibt ihn Paus. v, 19, 1. am Kasten des Kypse-
los: en antro katakeimenos geneia ekhon kai ekpoma
khrusoun endedukos podere khitona. In dieser stole (bassara
§. 337, 2.) erschien D. auf dem Theater, z. B. in Aeschylos Ly-
kurgeia. D. pogonites, katapogon bei Diodor, Briseus,

II. Bildende Kunſt. Gegenſtaͤnde.
Hoͤhe erſcheint. Die Mitra um die Stirn, und der von7
oben hereinſchattende Weinlaub- oder Epheukranz wirken
fuͤr dieſen Ausdruck der Zuͤge vortheilhaft; das Haar
fließt weich und in langen Ringeln auf die Schultern
herab; der Koͤrper iſt, ein umgeworfnes Rehfellchen (νε-
βρὶς) ausgenommen, gewoͤhnlich ganz nackt; nur die
Fuͤße ſind oft mit hohen Prachtſchuhen, den Dionyſiſchen
Kothurnen, angethan. Doch iſt auch ein bis auf die
Lenden herabfallendes Himation dem Charakter des Dio-
nyſos angemeſſen; bisweilen iſt er auch noch in der ſpaͤtern
Kunſt vollſtaͤndig auf weibliche Weiſe bekleidet. Die8
Stellung der Dionyſosſtatuen iſt meiſt bequem angelehnt,
oder gelagert, ſelten thronend; auf Gemmen und in Ge-
maͤhlden ſieht man ihn mit trunknen Schritten wandelnd,
und auf ſeinen Lieblingsthieren reitend oder von ihnen ge-
zogen. Ein beguͤnſtigter Satyr iſt ihm gern zur Stuͤtze9
beigegeben; ſeinen Mundſchenk macht Methe. Der Stier-
Dionyſos hat die bildende Kunſt natuͤrlich weniger, als
die myſtiſchen Religionen beſchaͤftigt.

3. S. vom Dion. Φαλλὴν §. 67. Aus dieſen überall in
Gärten und auf Aeckern aufgeſtellten Holzbildern (ἀγροικικὸν
ἄγαλμα) geht der Phales (ξύγκωμος Βακχίου Ariſtoph.) als
eine beſondere Gottheit hervor, ſ. beſonders Sophron. Frgm. 112
Blomf. Columella x, 31. Zoëga de obel. p. 213. Böttiger
Arch. der Mahlerei S. 186. Abwaſchung eines ſolchen D. Pha-
les in dem Relief, M. Worsley. i, 15. D. Hermen u. a.
Bouill. i, 70. M. Nap. ii, 5. 7. Brit. M. ii, 13. Liber
et Libera Br. M. i, 17. Chiaram.
32. u. ſonſt.

4. Ein πρόσωπον des Dionyſiſchen Akratos in Athen Pauſ.
i, 2, 7. Für Peiſiſtratos gehalten, Athen. xii, 533 c. In
Raxos ein πρόσ. des D. Bakcheus von Reben-, des Meilichios
von Feigenholz, Ath. iii, 78 c. Zoëga Bass. 17. Eine
ſolche Maske als Bacchiſches Idol auf dem Sarkophag PCl. v, 18.

5. So beſchreibt ihn Pauſ. v, 19, 1. am Kaſten des Kypſe-
los: ἐν ἄντρῳ κατακείμενος γένεια ἔχων καὶ ἔκπωμα
χρυσοῦν ἐνδεδυκὼς ποδήρη χιτῶνα. In dieſer στολὴ (βασσάρα
§. 337, 2.) erſchien D. auf dem Theater, z. B. in Aeſchylos Ly-
kurgeia. Δ. πωγωνίτης, καταπώγων bei Diodor, Briſeus,

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[511/0533] II. Bildende Kunſt. Gegenſtaͤnde. Hoͤhe erſcheint. Die Mitra um die Stirn, und der von oben hereinſchattende Weinlaub- oder Epheukranz wirken fuͤr dieſen Ausdruck der Zuͤge vortheilhaft; das Haar fließt weich und in langen Ringeln auf die Schultern herab; der Koͤrper iſt, ein umgeworfnes Rehfellchen (νε- βρὶς) ausgenommen, gewoͤhnlich ganz nackt; nur die Fuͤße ſind oft mit hohen Prachtſchuhen, den Dionyſiſchen Kothurnen, angethan. Doch iſt auch ein bis auf die Lenden herabfallendes Himation dem Charakter des Dio- nyſos angemeſſen; bisweilen iſt er auch noch in der ſpaͤtern Kunſt vollſtaͤndig auf weibliche Weiſe bekleidet. Die Stellung der Dionyſosſtatuen iſt meiſt bequem angelehnt, oder gelagert, ſelten thronend; auf Gemmen und in Ge- maͤhlden ſieht man ihn mit trunknen Schritten wandelnd, und auf ſeinen Lieblingsthieren reitend oder von ihnen ge- zogen. Ein beguͤnſtigter Satyr iſt ihm gern zur Stuͤtze beigegeben; ſeinen Mundſchenk macht Methe. Der Stier- Dionyſos hat die bildende Kunſt natuͤrlich weniger, als die myſtiſchen Religionen beſchaͤftigt. 7 8 9 3. S. vom Dion. Φαλλὴν §. 67. Aus dieſen überall in Gärten und auf Aeckern aufgeſtellten Holzbildern (ἀγροικικὸν ἄγαλμα) geht der Phales (ξύγκωμος Βακχίου Ariſtoph.) als eine beſondere Gottheit hervor, ſ. beſonders Sophron. Frgm. 112 Blomf. Columella x, 31. Zoëga de obel. p. 213. Böttiger Arch. der Mahlerei S. 186. Abwaſchung eines ſolchen D. Pha- les in dem Relief, M. Worsley. i, 15. D. Hermen u. a. Bouill. i, 70. M. Nap. ii, 5. 7. Brit. M. ii, 13. Liber et Libera Br. M. i, 17. Chiaram. 32. u. ſonſt. 4. Ein πρόσωπον des Dionyſiſchen Akratos in Athen Pauſ. i, 2, 7. Für Peiſiſtratos gehalten, Athen. xii, 533 c. In Raxos ein πρόσ. des D. Bakcheus von Reben-, des Meilichios von Feigenholz, Ath. iii, 78 c. Zoëga Bass. 17. Eine ſolche Maske als Bacchiſches Idol auf dem Sarkophag PCl. v, 18. 5. So beſchreibt ihn Pauſ. v, 19, 1. am Kaſten des Kypſe- los: ἐν ἄντρῳ κατακείμενος γένεια ἔχων καὶ ἔκπωμα χρυσοῦν ἐνδεδυκὼς ποδήρη χιτῶνα. In dieſer στολὴ (βασσάρα §. 337, 2.) erſchien D. auf dem Theater, z. B. in Aeſchylos Ly- kurgeia. Δ. πωγωνίτης, καταπώγων bei Diodor, Briſeus,

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 511. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/533>, abgerufen am 22.11.2024.