dischen Costüm des Helden nur geringe Spuren, dagegen Löwenhaut, Keule, Bogen als die gewöhnliche Bewaff- 7nung des Helden vorkommen. Andre Seiten des Cha- rakters enthüllt das Verhältniß zur Omphale, der Held im weiblichen, röthlich durchscheinenden Gewande spin- nend, die üppige Frau in heroischer Nacktheit mit Keule und Löwenhaut; heitre Spiele von Eroten knüpfen sich 8daran an. Dann das väterliche Verhältniß zu dem von der Hindin gesäugten, wiederaufgefundenen Sohne Telephos, wobei die Kunst, die den Gegenstand beson- ders in der Zeit der Antoninen behandelte, andern Quel- len gefolgt sein muß als der gewöhnlichen mythologischen 9Erzählung. Reinigungen und Sühnungen, deren der leicht in Wuth gesetzte Heros viel bedurfte, konnten nur angedeutet werden; es ist aber wahrscheinlich, daß der kitharspielende Herakles aus der Vorstellung des gesühn- ten und besänftigten hervorging (vgl. §. 359. 361).
1. Begers Hercules ex antiquitatis reliq. delin. 1705. ist wenig zu brauchen. Göthe Kunst u. Alterth. ii, 1. S. 107 -- 143.
2. H. des Ageladas Paus. vii, 24, 2. Schöne Statue bei Landsdown Spec. 40. Kopf Br. M. i, 46.; mit zer- schlagnen Ohren, PCl. vi, 11. Mus. Nap. iv, 70.; pappel- umkranzt, Chiaram. 43. Herrliche Köpfe auf Gemmen (H. Strozzi) Bracci t. 49. Lipp. i, 240., auch auf M. Auf de- nen von Kroton auch belorbeert (wie auf den Bruttischen, Combe 3, 23.) u. fast nur durch das kurze Haar und den Stiernacken von Apollon verschieden. H. jugendlich beim Dreifußraub, §. 362, 2. PCl. ii, 5.; auf dem Relief Gall. di Fir. St. 104. beim Löwen, der Hyder, dem Eber, der Hirschkuh, dann bärtig; oft auch bei den Hesperiden, wie ihn Christodor 137 beschreibt.
3. Ercole Farnese §. 129, 3. Neapels Bildw. i, 97. Aehnliche Bouill. iii, 17, 2. u. oft. Auf M. G. M. 449. Ein entsprechender sehr edel gedachter Kopf Brit. M. i, 11. und auf der Gemme Lipp. i, 247.
4. H. Jugend u. Erziehung G. M. 429 -- 432. Der Schlan- genkampf (Brunck iii. p. 209.) in Statuen, worunter eine Flo-
Syſtematiſcher Theil.
diſchen Coſtuͤm des Helden nur geringe Spuren, dagegen Loͤwenhaut, Keule, Bogen als die gewoͤhnliche Bewaff- 7nung des Helden vorkommen. Andre Seiten des Cha- rakters enthuͤllt das Verhaͤltniß zur Omphale, der Held im weiblichen, roͤthlich durchſcheinenden Gewande ſpin- nend, die uͤppige Frau in heroiſcher Nacktheit mit Keule und Loͤwenhaut; heitre Spiele von Eroten knuͤpfen ſich 8daran an. Dann das vaͤterliche Verhaͤltniß zu dem von der Hindin geſaͤugten, wiederaufgefundenen Sohne Telephos, wobei die Kunſt, die den Gegenſtand beſon- ders in der Zeit der Antoninen behandelte, andern Quel- len gefolgt ſein muß als der gewoͤhnlichen mythologiſchen 9Erzaͤhlung. Reinigungen und Suͤhnungen, deren der leicht in Wuth geſetzte Heros viel bedurfte, konnten nur angedeutet werden; es iſt aber wahrſcheinlich, daß der kitharſpielende Herakles aus der Vorſtellung des geſuͤhn- ten und beſaͤnftigten hervorging (vgl. §. 359. 361).
1. Begers Hercules ex antiquitatis reliq. delin. 1705. iſt wenig zu brauchen. Göthe Kunſt u. Alterth. ii, 1. S. 107 — 143.
2. H. des Ageladas Pauſ. vii, 24, 2. Schöne Statue bei Landsdown Spec. 40. Kopf Br. M. i, 46.; mit zer- ſchlagnen Ohren, PCl. vi, 11. Mus. Nap. iv, 70.; pappel- umkranzt, Chiaram. 43. Herrliche Köpfe auf Gemmen (H. Strozzi) Bracci t. 49. Lipp. i, 240., auch auf M. Auf de- nen von Kroton auch belorbeert (wie auf den Bruttiſchen, Combe 3, 23.) u. faſt nur durch das kurze Haar und den Stiernacken von Apollon verſchieden. H. jugendlich beim Dreifußraub, §. 362, 2. PCl. ii, 5.; auf dem Relief Gall. di Fir. St. 104. beim Löwen, der Hyder, dem Eber, der Hirſchkuh, dann bärtig; oft auch bei den Heſperiden, wie ihn Chriſtodor 137 beſchreibt.
3. Ercole Farnese §. 129, 3. Neapels Bildw. i, 97. Aehnliche Bouill. iii, 17, 2. u. oft. Auf M. G. M. 449. Ein entſprechender ſehr edel gedachter Kopf Brit. M. i, 11. und auf der Gemme Lipp. i, 247.
4. H. Jugend u. Erziehung G. M. 429 — 432. Der Schlan- genkampf (Brunck iii. p. 209.) in Statuen, worunter eine Flo-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><p><pbfacs="#f0582"n="560"/><fwplace="top"type="header">Syſtematiſcher Theil.</fw><lb/>
diſchen Coſtuͤm des Helden nur geringe Spuren, dagegen<lb/>
Loͤwenhaut, Keule, Bogen als die gewoͤhnliche Bewaff-<lb/><noteplace="left">7</note>nung des Helden vorkommen. Andre Seiten des Cha-<lb/>
rakters enthuͤllt das Verhaͤltniß zur Omphale, der Held<lb/>
im weiblichen, roͤthlich durchſcheinenden Gewande ſpin-<lb/>
nend, die uͤppige Frau in heroiſcher Nacktheit mit Keule<lb/>
und Loͤwenhaut; heitre Spiele von Eroten knuͤpfen ſich<lb/><noteplace="left">8</note>daran an. Dann das vaͤterliche Verhaͤltniß zu dem<lb/>
von der Hindin geſaͤugten, wiederaufgefundenen Sohne<lb/>
Telephos, wobei die Kunſt, die den Gegenſtand beſon-<lb/>
ders in der Zeit der Antoninen behandelte, andern Quel-<lb/>
len gefolgt ſein muß als der gewoͤhnlichen mythologiſchen<lb/><noteplace="left">9</note>Erzaͤhlung. Reinigungen und Suͤhnungen, deren der<lb/>
leicht in Wuth geſetzte Heros viel bedurfte, konnten nur<lb/>
angedeutet werden; es iſt aber wahrſcheinlich, daß der<lb/>
kitharſpielende Herakles aus der Vorſtellung des geſuͤhn-<lb/>
ten und beſaͤnftigten hervorging (vgl. §. 359. 361).</p><lb/><p>1. Begers <hirendition="#aq">Hercules ex antiquitatis reliq. delin.</hi> 1705.<lb/>
iſt wenig zu brauchen. Göthe Kunſt u. Alterth. <hirendition="#k"><hirendition="#aq">ii,</hi></hi> 1. S.<lb/>
107 — 143.</p><lb/><p>2. H. des Ageladas Pauſ. <hirendition="#k"><hirendition="#aq">vii,</hi></hi> 24, 2. Schöne Statue<lb/>
bei Landsdown <hirendition="#aq">Spec.</hi> 40. Kopf <hirendition="#aq">Br. M. <hirendition="#k">i,</hi></hi> 46.; mit zer-<lb/>ſchlagnen Ohren, <hirendition="#aq">PCl. <hirendition="#k">vi,</hi> 11. Mus. Nap. <hirendition="#k">iv,</hi></hi> 70.; pappel-<lb/>
umkranzt, <hirendition="#aq">Chiaram.</hi> 43. Herrliche Köpfe auf Gemmen (H.<lb/>
Strozzi) Bracci <hirendition="#aq">t.</hi> 49. Lipp. <hirendition="#k"><hirendition="#aq">i,</hi></hi> 240., auch auf M. Auf de-<lb/>
nen von Kroton auch belorbeert (wie auf den Bruttiſchen, Combe<lb/>
3, 23.) u. faſt nur durch das kurze Haar und den Stiernacken<lb/>
von Apollon verſchieden. H. jugendlich beim Dreifußraub, §. 362,<lb/>
2. <hirendition="#aq">PCl. <hirendition="#k">ii,</hi></hi> 5.; auf dem Relief <hirendition="#aq">Gall. di Fir. St.</hi> 104. beim<lb/>
Löwen, der Hyder, dem Eber, der Hirſchkuh, dann bärtig; oft<lb/>
auch bei den Heſperiden, wie ihn Chriſtodor 137 beſchreibt.</p><lb/><p>3. <hirendition="#aq">Ercole Farnese</hi> §. 129, 3. Neapels Bildw. <hirendition="#k"><hirendition="#aq">i,</hi></hi> 97.<lb/>
Aehnliche <hirendition="#aq">Bouill. <hirendition="#k">iii,</hi></hi> 17, 2. u. oft. Auf M. <hirendition="#aq">G. M.</hi> 449.<lb/>
Ein entſprechender ſehr edel gedachter Kopf <hirendition="#aq">Brit. M. <hirendition="#k">i,</hi></hi> 11. und<lb/>
auf der Gemme Lipp. <hirendition="#k"><hirendition="#aq">i,</hi></hi> 247.</p><lb/><p>4. H. Jugend u. Erziehung <hirendition="#aq">G. M.</hi> 429 — 432. Der Schlan-<lb/>
genkampf (Brunck <hirendition="#aq"><hirendition="#k">iii.</hi> p.</hi> 209.) in Statuen, worunter eine Flo-<lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[560/0582]
Syſtematiſcher Theil.
diſchen Coſtuͤm des Helden nur geringe Spuren, dagegen
Loͤwenhaut, Keule, Bogen als die gewoͤhnliche Bewaff-
nung des Helden vorkommen. Andre Seiten des Cha-
rakters enthuͤllt das Verhaͤltniß zur Omphale, der Held
im weiblichen, roͤthlich durchſcheinenden Gewande ſpin-
nend, die uͤppige Frau in heroiſcher Nacktheit mit Keule
und Loͤwenhaut; heitre Spiele von Eroten knuͤpfen ſich
daran an. Dann das vaͤterliche Verhaͤltniß zu dem
von der Hindin geſaͤugten, wiederaufgefundenen Sohne
Telephos, wobei die Kunſt, die den Gegenſtand beſon-
ders in der Zeit der Antoninen behandelte, andern Quel-
len gefolgt ſein muß als der gewoͤhnlichen mythologiſchen
Erzaͤhlung. Reinigungen und Suͤhnungen, deren der
leicht in Wuth geſetzte Heros viel bedurfte, konnten nur
angedeutet werden; es iſt aber wahrſcheinlich, daß der
kitharſpielende Herakles aus der Vorſtellung des geſuͤhn-
ten und beſaͤnftigten hervorging (vgl. §. 359. 361).
7
8
9
1. Begers Hercules ex antiquitatis reliq. delin. 1705.
iſt wenig zu brauchen. Göthe Kunſt u. Alterth. ii, 1. S.
107 — 143.
2. H. des Ageladas Pauſ. vii, 24, 2. Schöne Statue
bei Landsdown Spec. 40. Kopf Br. M. i, 46.; mit zer-
ſchlagnen Ohren, PCl. vi, 11. Mus. Nap. iv, 70.; pappel-
umkranzt, Chiaram. 43. Herrliche Köpfe auf Gemmen (H.
Strozzi) Bracci t. 49. Lipp. i, 240., auch auf M. Auf de-
nen von Kroton auch belorbeert (wie auf den Bruttiſchen, Combe
3, 23.) u. faſt nur durch das kurze Haar und den Stiernacken
von Apollon verſchieden. H. jugendlich beim Dreifußraub, §. 362,
2. PCl. ii, 5.; auf dem Relief Gall. di Fir. St. 104. beim
Löwen, der Hyder, dem Eber, der Hirſchkuh, dann bärtig; oft
auch bei den Heſperiden, wie ihn Chriſtodor 137 beſchreibt.
3. Ercole Farnese §. 129, 3. Neapels Bildw. i, 97.
Aehnliche Bouill. iii, 17, 2. u. oft. Auf M. G. M. 449.
Ein entſprechender ſehr edel gedachter Kopf Brit. M. i, 11. und
auf der Gemme Lipp. i, 247.
4. H. Jugend u. Erziehung G. M. 429 — 432. Der Schlan-
genkampf (Brunck iii. p. 209.) in Statuen, worunter eine Flo-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 560. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/582>, abgerufen am 14.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.