Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

Bild:
<< vorherige Seite

Griechen. Zweite Periode.
ner Kniee. Wagner (§. 90.) S. 96. -- Gleiches Verdienst der
Naturtreue scheint der um Ol. 74. aufgestellte Hermes agoraios
gehabt zu haben, noch in Lukians Zeit ein Studium der Erzgießer,
Zeus Trag. 33. Wiener Jahrb. xxxviii S. 281.

4. Kurze Proportionen N. 2. 3. 4. 6. 10. 12. 14. 15. 16.
19. Vgl. die Vasen 1. 2. 3. 6. Beispiele der schlanken N. 20.
21. 22. Vgl. die Vasen 4. 5., auch 9. 10.

5. Vgl. N. 7. 11. 12. 14. 15., u. die Gemälde 4. 5. 6.
7. 10.

93. Jene alterthümliche Zierlichkeit aber zeigt sich in1
den sauber und regelmäßig gefältelten Gewändern (vgl.
oben §. 69), den zierlich geflochtenen oder drahtförmig2
gelockten und symmetrisch angeordneten Haaren, dann in3
der eignen Haltung der Finger, die beim Anfassen von
Sceptern, Stäben u. dgl., an weiblichen Figuren auch
beim Aufnehmen der Gewänder, immer wiederkehrt, in4
dem schwebenden Gange auf den Fußspitzen und zahlreichen
andern Einzelheiten. Verwandter Art ist die Forderung5
des Parallelismus und der Symmetrie bei der Gruppi-
rung mehrerer Figuren.

1. S. N. 7. 8. 9. 13. 14. 16. 17. Außer den gesteiften
und geplätteten Tempelgewändern, muß hier der Geschmack der Zeit
für zierliche faltenreiche Gewandung in Anschlag gebracht werden,
der besonders in Jonien herrschte, und sich in Athen mit der Zeit
des Perikles verlor. Tettigophoroi, arkhaio skhemati lamproi.
Minervae Poliadis aedis p. 41. -- Die cannelürenartige Be-
handlung der Falten, welche man sonst in diese Zeit setzte, z. B.
an der Hestia, Gal. Giustiniani T. 1. t. 17., scheint erst später
für gewisse Zwecke beliebt worden zu sein; Thiersch Epochen S.
134. hält diese Art von Statuen für Attische aus Kritias Zeit.

2. S. N. 7. (auch an der pubes) 11. 12. 14. 16. Auch
dies stammt aus der Sitte des feineren und vornehmeren Lebens da-
maliger Zeit, die besonders an Festen hervortrat und sich erhielt.
Asios bei Athen. xii, 525 F. Badixein Eraion empepleg-
menon. Athena parapeplegmene, Pollux ii, 35.

3. S. N. 14. 15. 16. 17. 21. Primore digito in ere-
ctum pollicem residente
adorirte man, Appulej. Met. iv. p. 90.

5*

Griechen. Zweite Periode.
ner Kniee. Wagner (§. 90.) S. 96. — Gleiches Verdienſt der
Naturtreue ſcheint der um Ol. 74. aufgeſtellte Hermes ἀγοραῖος
gehabt zu haben, noch in Lukians Zeit ein Studium der Erzgießer,
Zeus Trag. 33. Wiener Jahrb. xxxviii S. 281.

4. Kurze Proportionen N. 2. 3. 4. 6. 10. 12. 14. 15. 16.
19. Vgl. die Vaſen 1. 2. 3. 6. Beiſpiele der ſchlanken N. 20.
21. 22. Vgl. die Vaſen 4. 5., auch 9. 10.

5. Vgl. N. 7. 11. 12. 14. 15., u. die Gemälde 4. 5. 6.
7. 10.

93. Jene alterthuͤmliche Zierlichkeit aber zeigt ſich in1
den ſauber und regelmaͤßig gefaͤltelten Gewaͤndern (vgl.
oben §. 69), den zierlich geflochtenen oder drahtfoͤrmig2
gelockten und ſymmetriſch angeordneten Haaren, dann in3
der eignen Haltung der Finger, die beim Anfaſſen von
Sceptern, Staͤben u. dgl., an weiblichen Figuren auch
beim Aufnehmen der Gewaͤnder, immer wiederkehrt, in4
dem ſchwebenden Gange auf den Fußſpitzen und zahlreichen
andern Einzelheiten. Verwandter Art iſt die Forderung5
des Parallelismus und der Symmetrie bei der Gruppi-
rung mehrerer Figuren.

1. S. N. 7. 8. 9. 13. 14. 16. 17. Außer den geſteiften
und geplätteten Tempelgewändern, muß hier der Geſchmack der Zeit
für zierliche faltenreiche Gewandung in Anſchlag gebracht werden,
der beſonders in Jonien herrſchte, und ſich in Athen mit der Zeit
des Perikles verlor. Τεττιγοφόροι, ἀρχαίῳ σχήματι λαμπροί.
Minervae Poliadis aedis p. 41. — Die cannelürenartige Be-
handlung der Falten, welche man ſonſt in dieſe Zeit ſetzte, z. B.
an der Heſtia, Gal. Giustiniani T. 1. t. 17., ſcheint erſt ſpäter
für gewiſſe Zwecke beliebt worden zu ſein; Thierſch Epochen S.
134. hält dieſe Art von Statuen für Attiſche aus Kritias Zeit.

2. S. N. 7. (auch an der pubes) 11. 12. 14. 16. Auch
dies ſtammt aus der Sitte des feineren und vornehmeren Lebens da-
maliger Zeit, die beſonders an Feſten hervortrat und ſich erhielt.
Aſios bei Athen. xii, 525 F. Βαδίξειν Ἡραῖον ἐμπεπλεγ-
μένον. Ἀϑηνᾶ παραπεπλεγμένη, Pollux ii, 35.

3. S. N. 14. 15. 16. 17. 21. Primore digito in ere-
ctum pollicem residente
adorirte man, Appulej. Met. iv. p. 90.

5*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0089" n="67"/><fw place="top" type="header">Griechen. Zweite Periode.</fw><lb/>
ner Kniee. Wagner (§. 90.) S. 96. &#x2014; Gleiches Verdien&#x017F;t der<lb/>
Naturtreue &#x017F;cheint der um Ol. 74. aufge&#x017F;tellte Hermes &#x1F00;&#x03B3;&#x03BF;&#x03C1;&#x03B1;&#x1FD6;&#x03BF;&#x03C2;<lb/>
gehabt zu haben, noch in Lukians Zeit ein Studium der Erzgießer,<lb/>
Zeus Trag. 33. Wiener Jahrb. <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">xxxviii</hi></hi> S. 281.</p><lb/>
              <p>4. Kurze Proportionen N. 2. 3. 4. 6. 10. 12. 14. 15. 16.<lb/>
19. Vgl. die Va&#x017F;en 1. 2. 3. 6. Bei&#x017F;piele der &#x017F;chlanken N. 20.<lb/>
21. 22. Vgl. die Va&#x017F;en 4. 5., auch 9. 10.</p><lb/>
              <p>5. Vgl. N. 7. 11. 12. 14. 15., u. die Gemälde 4. 5. 6.<lb/>
7. 10.</p><lb/>
              <p>93. Jene alterthu&#x0364;mliche Zierlichkeit aber zeigt &#x017F;ich in<note place="right">1</note><lb/>
den &#x017F;auber und regelma&#x0364;ßig gefa&#x0364;ltelten Gewa&#x0364;ndern (vgl.<lb/>
oben §. 69), den zierlich geflochtenen oder drahtfo&#x0364;rmig<note place="right">2</note><lb/>
gelockten und &#x017F;ymmetri&#x017F;ch angeordneten Haaren, dann in<note place="right">3</note><lb/>
der eignen Haltung der Finger, die beim Anfa&#x017F;&#x017F;en von<lb/>
Sceptern, Sta&#x0364;ben u. dgl., an weiblichen Figuren auch<lb/>
beim Aufnehmen der Gewa&#x0364;nder, immer wiederkehrt, in<note place="right">4</note><lb/>
dem &#x017F;chwebenden Gange auf den Fuß&#x017F;pitzen und zahlreichen<lb/>
andern Einzelheiten. Verwandter Art i&#x017F;t die Forderung<note place="right">5</note><lb/>
des Parallelismus und der Symmetrie bei der Gruppi-<lb/>
rung mehrerer Figuren.</p><lb/>
              <p>1. S. N. 7. 8. 9. 13. 14. 16. 17. Außer den ge&#x017F;teiften<lb/>
und geplätteten Tempelgewändern, muß hier der Ge&#x017F;chmack der Zeit<lb/>
für zierliche faltenreiche Gewandung in An&#x017F;chlag gebracht werden,<lb/>
der be&#x017F;onders in Jonien herr&#x017F;chte, und &#x017F;ich in Athen mit der Zeit<lb/>
des Perikles verlor. &#x03A4;&#x03B5;&#x03C4;&#x03C4;&#x03B9;&#x03B3;&#x03BF;&#x03C6;&#x03CC;&#x03C1;&#x03BF;&#x03B9;, &#x1F00;&#x03C1;&#x03C7;&#x03B1;&#x03AF;&#x1FF3; &#x03C3;&#x03C7;&#x03AE;&#x03BC;&#x03B1;&#x03C4;&#x03B9; &#x03BB;&#x03B1;&#x03BC;&#x03C0;&#x03C1;&#x03BF;&#x03AF;.<lb/><hi rendition="#aq">Minervae Poliadis aedis p.</hi> 41. &#x2014; Die cannelürenartige Be-<lb/>
handlung der Falten, welche man &#x017F;on&#x017F;t in die&#x017F;e Zeit &#x017F;etzte, z. B.<lb/>
an der He&#x017F;tia, <hi rendition="#aq">Gal. Giustiniani T. 1. t.</hi> 17., &#x017F;cheint er&#x017F;t &#x017F;päter<lb/>
für gewi&#x017F;&#x017F;e Zwecke beliebt worden zu &#x017F;ein; Thier&#x017F;ch Epochen S.<lb/>
134. hält die&#x017F;e Art von Statuen für Atti&#x017F;che aus Kritias Zeit.</p><lb/>
              <p>2. S. N. 7. (auch an der <hi rendition="#aq">pubes</hi>) 11. 12. 14. 16. Auch<lb/>
dies &#x017F;tammt aus der Sitte des feineren und vornehmeren Lebens da-<lb/>
maliger Zeit, die be&#x017F;onders an Fe&#x017F;ten hervortrat und &#x017F;ich erhielt.<lb/>
A&#x017F;ios bei Athen. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">xii</hi>, 525 F.</hi> &#x0392;&#x03B1;&#x03B4;&#x03AF;&#x03BE;&#x03B5;&#x03B9;&#x03BD; &#x1F29;&#x03C1;&#x03B1;&#x1FD6;&#x03BF;&#x03BD; &#x1F10;&#x03BC;&#x03C0;&#x03B5;&#x03C0;&#x03BB;&#x03B5;&#x03B3;-<lb/>
&#x03BC;&#x03AD;&#x03BD;&#x03BF;&#x03BD;. &#x1F08;&#x03D1;&#x03B7;&#x03BD;&#x1FB6; &#x03C0;&#x03B1;&#x03C1;&#x03B1;&#x03C0;&#x03B5;&#x03C0;&#x03BB;&#x03B5;&#x03B3;&#x03BC;&#x03AD;&#x03BD;&#x03B7;, Pollux <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">ii,</hi></hi> 35.</p><lb/>
              <p>3. S. N. 14. 15. 16. 17. 21. <hi rendition="#aq">Primore digito in ere-<lb/>
ctum pollicem residente</hi> adorirte man, Appulej. <hi rendition="#aq">Met. <hi rendition="#k">iv</hi>. p.</hi> 90.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">5*</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[67/0089] Griechen. Zweite Periode. ner Kniee. Wagner (§. 90.) S. 96. — Gleiches Verdienſt der Naturtreue ſcheint der um Ol. 74. aufgeſtellte Hermes ἀγοραῖος gehabt zu haben, noch in Lukians Zeit ein Studium der Erzgießer, Zeus Trag. 33. Wiener Jahrb. xxxviii S. 281. 4. Kurze Proportionen N. 2. 3. 4. 6. 10. 12. 14. 15. 16. 19. Vgl. die Vaſen 1. 2. 3. 6. Beiſpiele der ſchlanken N. 20. 21. 22. Vgl. die Vaſen 4. 5., auch 9. 10. 5. Vgl. N. 7. 11. 12. 14. 15., u. die Gemälde 4. 5. 6. 7. 10. 93. Jene alterthuͤmliche Zierlichkeit aber zeigt ſich in den ſauber und regelmaͤßig gefaͤltelten Gewaͤndern (vgl. oben §. 69), den zierlich geflochtenen oder drahtfoͤrmig gelockten und ſymmetriſch angeordneten Haaren, dann in der eignen Haltung der Finger, die beim Anfaſſen von Sceptern, Staͤben u. dgl., an weiblichen Figuren auch beim Aufnehmen der Gewaͤnder, immer wiederkehrt, in dem ſchwebenden Gange auf den Fußſpitzen und zahlreichen andern Einzelheiten. Verwandter Art iſt die Forderung des Parallelismus und der Symmetrie bei der Gruppi- rung mehrerer Figuren. 1 2 3 4 5 1. S. N. 7. 8. 9. 13. 14. 16. 17. Außer den geſteiften und geplätteten Tempelgewändern, muß hier der Geſchmack der Zeit für zierliche faltenreiche Gewandung in Anſchlag gebracht werden, der beſonders in Jonien herrſchte, und ſich in Athen mit der Zeit des Perikles verlor. Τεττιγοφόροι, ἀρχαίῳ σχήματι λαμπροί. Minervae Poliadis aedis p. 41. — Die cannelürenartige Be- handlung der Falten, welche man ſonſt in dieſe Zeit ſetzte, z. B. an der Heſtia, Gal. Giustiniani T. 1. t. 17., ſcheint erſt ſpäter für gewiſſe Zwecke beliebt worden zu ſein; Thierſch Epochen S. 134. hält dieſe Art von Statuen für Attiſche aus Kritias Zeit. 2. S. N. 7. (auch an der pubes) 11. 12. 14. 16. Auch dies ſtammt aus der Sitte des feineren und vornehmeren Lebens da- maliger Zeit, die beſonders an Feſten hervortrat und ſich erhielt. Aſios bei Athen. xii, 525 F. Βαδίξειν Ἡραῖον ἐμπεπλεγ- μένον. Ἀϑηνᾶ παραπεπλεγμένη, Pollux ii, 35. 3. S. N. 14. 15. 16. 17. 21. Primore digito in ere- ctum pollicem residente adorirte man, Appulej. Met. iv. p. 90. 5*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/89
Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/89>, abgerufen am 21.11.2024.