Müller, Johann Bernhard: Leben und Gewohnheiten Der Ostiacken. Berlin, 1726.fen/ welches so wohl Junge als Alten obser- §. 11. Die menschliche Gesellschafft kan fin-
fen/ welches ſo wohl Junge als Alten obſer- §. 11. Die menſchliche Geſellſchafft kan fin-
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fen/ welches ſo wohl Junge als Alten obſer-
viren, und vor ein Zeichen der weiblichen Zucht
und Ehrbarkeit halten. Die vornehmſten
Weiber verhuͤllen ſich mit Damaſch oder Ki-
taick, nachdem ſie es vermoͤgend ſind anzuſchaf-
fen.
§. 11. Die menſchliche Geſellſchafft kan
nimmer ſo eingeſchrenckt ſeyn/ daß die allgemei-
ne Unvollkommenheiten einen Umgang und
Handel mit einen Frembden nicht erfordern ſol-
ten. Die weiſe Natur hat ihre Gaben gar
duͤrfftig mitgetheilet/ damit ſie denenſelbigen
Menſchen deſto groͤſſeren Anlaß zur Unterhal-
tung der Societe und Verbindung des menſch-
lichen Geſchlechtes gaͤbe/ hingegen alle Læſion
aufs aͤuſſerſte zu fliehen recommandire. Da-
hero was ſie dem einen vergoͤnnt/ dem andern
verſagt hat/ auf daß der eine des andern Huͤlf-
fe jederzeit beduͤrfftig ſey. Auf gleiche Weiſe
verbindet auch eben die groſſe Duͤrfftigkeit dieſe
Leute, daß ſie durch den Umgang mit Frembden
ihren Nothwendigkeiten Rath ſchaffen muͤſſen.
Weilen ſie aber auch kein Pfand aufzuſetzen ha-
ben/ und weder Schreiben noch Leſen, wie be-
reits erwehnt/ verſtehen/ vermittelſt welchen ſie
einen Contract aufrichten/ oder mit einer Hand-
ſchrifft ſich verbindlich machen koͤnnten, ſo bren-
nen ſie ihnen auf den Haͤnden allerhand Merck-
mahle, Figuren der Voͤgel oder auch beſondre
Puncte/ welche ſie denen Creditoren als ein
Zeichen/ wobey er ſie gewiß kennen und wieder
fin-
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