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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809.

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Nichts, als die Verbindung der Generationen
und der Köpfe zu verhindern.

Wie viele Mittel standen der Erde zu Gebot,
ihren Feind, der nur durch seine Vereinigung
und innige Allianz feindselig gegen sie auftreten
konnte, zu spalten, seine Kräfte zu theilen, und
so zu entwaffnen! Jede neue Generation konnte
sie durch neue Reitze verführen, daß sie die vor-
angegangene Generation, ihren natürlichen Alliir-
ten, vergaß oder von ihm abtrünnig wurde.
Wenn durch die Mühe vieler verbündeten Gene-
rationen eine große Kriegeskraft zusammenge-
bracht war, wie in Rom, so brauchte sie nur
Barbaren hinein zu locken, die den allzu mächtig
gewordenen Feind zermalmen und alle seine Spu-
ren zertreten mußten, so daß die Nachkommen,
wenn sie in die Vergangenheit zurücksahen, nichts
fanden, womit sie sich alliiren konnten. Wenn
es darauf ankam, die Zeitgenossen unter ein-
ander zu spalten, so hatte sie tausend Mittel,
den Verkehr derselben mit Gewalt zu hemmen,
oder durch die größere Freundlichkeit, welche sie
gegen einige unter ihnen bewies, die andern zur
Eifersucht und zum Raube zu reitzen. Dennoch
hat die Erde nicht Herr werden können über das
kleine, anscheinend so unendlich zersplitterte Ge-
schlecht, noch seine Allianz verhindern! Sie hat

Nichts, als die Verbindung der Generationen
und der Koͤpfe zu verhindern.

Wie viele Mittel ſtanden der Erde zu Gebot,
ihren Feind, der nur durch ſeine Vereinigung
und innige Allianz feindſelig gegen ſie auftreten
konnte, zu ſpalten, ſeine Kraͤfte zu theilen, und
ſo zu entwaffnen! Jede neue Generation konnte
ſie durch neue Reitze verfuͤhren, daß ſie die vor-
angegangene Generation, ihren natuͤrlichen Alliir-
ten, vergaß oder von ihm abtruͤnnig wurde.
Wenn durch die Muͤhe vieler verbuͤndeten Gene-
rationen eine große Kriegeskraft zuſammenge-
bracht war, wie in Rom, ſo brauchte ſie nur
Barbaren hinein zu locken, die den allzu maͤchtig
gewordenen Feind zermalmen und alle ſeine Spu-
ren zertreten mußten, ſo daß die Nachkommen,
wenn ſie in die Vergangenheit zuruͤckſahen, nichts
fanden, womit ſie ſich alliiren konnten. Wenn
es darauf ankam, die Zeitgenoſſen unter ein-
ander zu ſpalten, ſo hatte ſie tauſend Mittel,
den Verkehr derſelben mit Gewalt zu hemmen,
oder durch die groͤßere Freundlichkeit, welche ſie
gegen einige unter ihnen bewies, die andern zur
Eiferſucht und zum Raube zu reitzen. Dennoch
hat die Erde nicht Herr werden koͤnnen uͤber das
kleine, anſcheinend ſo unendlich zerſplitterte Ge-
ſchlecht, noch ſeine Allianz verhindern! Sie hat

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[78/0112] Nichts, als die Verbindung der Generationen und der Koͤpfe zu verhindern. Wie viele Mittel ſtanden der Erde zu Gebot, ihren Feind, der nur durch ſeine Vereinigung und innige Allianz feindſelig gegen ſie auftreten konnte, zu ſpalten, ſeine Kraͤfte zu theilen, und ſo zu entwaffnen! Jede neue Generation konnte ſie durch neue Reitze verfuͤhren, daß ſie die vor- angegangene Generation, ihren natuͤrlichen Alliir- ten, vergaß oder von ihm abtruͤnnig wurde. Wenn durch die Muͤhe vieler verbuͤndeten Gene- rationen eine große Kriegeskraft zuſammenge- bracht war, wie in Rom, ſo brauchte ſie nur Barbaren hinein zu locken, die den allzu maͤchtig gewordenen Feind zermalmen und alle ſeine Spu- ren zertreten mußten, ſo daß die Nachkommen, wenn ſie in die Vergangenheit zuruͤckſahen, nichts fanden, womit ſie ſich alliiren konnten. Wenn es darauf ankam, die Zeitgenoſſen unter ein- ander zu ſpalten, ſo hatte ſie tauſend Mittel, den Verkehr derſelben mit Gewalt zu hemmen, oder durch die groͤßere Freundlichkeit, welche ſie gegen einige unter ihnen bewies, die andern zur Eiferſucht und zum Raube zu reitzen. Dennoch hat die Erde nicht Herr werden koͤnnen uͤber das kleine, anſcheinend ſo unendlich zerſplitterte Ge- ſchlecht, noch ſeine Allianz verhindern! Sie hat

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst01_1809/112>, abgerufen am 22.11.2024.