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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809.

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druck -- zähes Leben, und nichts weiter: das
geistreiche, gährende National-Leben zersprengt
alle diese todten Bande und Klammern, während
die Schranken der wahren Monarchie zugleich
mit der Frucht, die sie einschließen, selbst wach-
sen und sich ausweiten. Was ist alle Dauer
des Gesetzes unter den Händen des gemüthlosen
Sophisten, während es in der Person des Mo-
narchen umher wandelt, von Jedermann verstan-
den, und doch dem Sophisten so unerreichbar, wie
das Geheimniß des Lebens selbst; während alles,
dessen Freiheit durch die Sprödigkeit des Geset-
zes verletzt werden mag, zu seiner Zeit in dem
Gemüthe des Monarchen seinen Fürsprecher fin-
det! Das bloße Gesetz spricht nur; der Mo-
narch aber spricht und hört. Kurz, der Idee
des Rechtes ist die monarchische Verfassung gün-
stiger, als die republikanische.

In Betreff der republikanischen Ver-
fassung
erwägen Sie zuerst die kurze Dauer
aller Republiken, von denen die Geschichte redet,
den Monarchieen der neueren Welt gegenüber, seit-
dem diese durch ein Erbfolgegesetz befestigt, d. h.
wirklich monarchisch construirt, waren. Rom
und Venedig machen keine Ausnahme: jenes
durchaus militärisch und auf einen Weltkrieg,
dieses durchaus mercantilisch und auf einen Welt-

druck — zaͤhes Leben, und nichts weiter: das
geiſtreiche, gaͤhrende National-Leben zerſprengt
alle dieſe todten Bande und Klammern, waͤhrend
die Schranken der wahren Monarchie zugleich
mit der Frucht, die ſie einſchließen, ſelbſt wach-
ſen und ſich ausweiten. Was iſt alle Dauer
des Geſetzes unter den Haͤnden des gemuͤthloſen
Sophiſten, waͤhrend es in der Perſon des Mo-
narchen umher wandelt, von Jedermann verſtan-
den, und doch dem Sophiſten ſo unerreichbar, wie
das Geheimniß des Lebens ſelbſt; waͤhrend alles,
deſſen Freiheit durch die Sproͤdigkeit des Geſet-
zes verletzt werden mag, zu ſeiner Zeit in dem
Gemuͤthe des Monarchen ſeinen Fuͤrſprecher fin-
det! Das bloße Geſetz ſpricht nur; der Mo-
narch aber ſpricht und hoͤrt. Kurz, der Idee
des Rechtes iſt die monarchiſche Verfaſſung guͤn-
ſtiger, als die republikaniſche.

In Betreff der republikaniſchen Ver-
faſſung
erwaͤgen Sie zuerſt die kurze Dauer
aller Republiken, von denen die Geſchichte redet,
den Monarchieen der neueren Welt gegenuͤber, ſeit-
dem dieſe durch ein Erbfolgegeſetz befeſtigt, d. h.
wirklich monarchiſch conſtruirt, waren. Rom
und Venedig machen keine Ausnahme: jenes
durchaus militaͤriſch und auf einen Weltkrieg,
dieſes durchaus mercantiliſch und auf einen Welt-

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[249/0283] druck — zaͤhes Leben, und nichts weiter: das geiſtreiche, gaͤhrende National-Leben zerſprengt alle dieſe todten Bande und Klammern, waͤhrend die Schranken der wahren Monarchie zugleich mit der Frucht, die ſie einſchließen, ſelbſt wach- ſen und ſich ausweiten. Was iſt alle Dauer des Geſetzes unter den Haͤnden des gemuͤthloſen Sophiſten, waͤhrend es in der Perſon des Mo- narchen umher wandelt, von Jedermann verſtan- den, und doch dem Sophiſten ſo unerreichbar, wie das Geheimniß des Lebens ſelbſt; waͤhrend alles, deſſen Freiheit durch die Sproͤdigkeit des Geſet- zes verletzt werden mag, zu ſeiner Zeit in dem Gemuͤthe des Monarchen ſeinen Fuͤrſprecher fin- det! Das bloße Geſetz ſpricht nur; der Mo- narch aber ſpricht und hoͤrt. Kurz, der Idee des Rechtes iſt die monarchiſche Verfaſſung guͤn- ſtiger, als die republikaniſche. In Betreff der republikaniſchen Ver- faſſung erwaͤgen Sie zuerſt die kurze Dauer aller Republiken, von denen die Geſchichte redet, den Monarchieen der neueren Welt gegenuͤber, ſeit- dem dieſe durch ein Erbfolgegeſetz befeſtigt, d. h. wirklich monarchiſch conſtruirt, waren. Rom und Venedig machen keine Ausnahme: jenes durchaus militaͤriſch und auf einen Weltkrieg, dieſes durchaus mercantiliſch und auf einen Welt-

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst01_1809/283>, abgerufen am 22.11.2024.