an politischer und rechtlicher Haltung, welche wir in Polen wahrnehmen, hat ihren Haupt- grund in der einseitigen Anlage dieses Landes zum Ackerbau, und demnach in einseitiger Aus- bildung des Gesetzes. Der Handel, die Erobe- rung von Liefland, Esthland und Ingermann- land auf der Einen, und die Erwerbung der Crim auf der andern Seite, haben Rußland eine politische Haltung gegeben, nicht, weil den Reich- thümern, der Industrie und den Sitten des übri- gen Europa Thüren eröffnet worden sind, sondern weil dem Territorial-Interesse ein ganz entgegen- gesetztes bewegliches Geld-Interesse gegenüber gestellt worden ist. Weil ein wahrer innerer Krieg möglich geworden, ein Streit der Freiheit mit der Gegenfreiheit, so ist auch ein lebendiges wach- sendes Recht, die Bedingung aller National-Exi- stenz, nun möglich. Weil Rußland, welches bisher auf Einem Fuße stand, nun auf zweien steht, so kann es gehen.
Jetzt darf ich hoffen, verstanden zu werden, wenn ich einen Unterschied mache zwischen ein- seitigen und vollständigen Staaten, oder zwischen solchen Staaten, die als bloße Massen gel- ten, die den Felsen zu vergleichen sind, und sol- chen, die durch inneres Gleichgewicht der strei- tenden Kräfte mächtig sind, und mit der Pflanze
an politiſcher und rechtlicher Haltung, welche wir in Polen wahrnehmen, hat ihren Haupt- grund in der einſeitigen Anlage dieſes Landes zum Ackerbau, und demnach in einſeitiger Aus- bildung des Geſetzes. Der Handel, die Erobe- rung von Liefland, Eſthland und Ingermann- land auf der Einen, und die Erwerbung der Crim auf der andern Seite, haben Rußland eine politiſche Haltung gegeben, nicht, weil den Reich- thuͤmern, der Induſtrie und den Sitten des uͤbri- gen Europa Thuͤren eroͤffnet worden ſind, ſondern weil dem Territorial-Intereſſe ein ganz entgegen- geſetztes bewegliches Geld-Intereſſe gegenuͤber geſtellt worden iſt. Weil ein wahrer innerer Krieg moͤglich geworden, ein Streit der Freiheit mit der Gegenfreiheit, ſo iſt auch ein lebendiges wach- ſendes Recht, die Bedingung aller National-Exi- ſtenz, nun moͤglich. Weil Rußland, welches bisher auf Einem Fuße ſtand, nun auf zweien ſteht, ſo kann es gehen.
Jetzt darf ich hoffen, verſtanden zu werden, wenn ich einen Unterſchied mache zwiſchen ein- ſeitigen und vollſtaͤndigen Staaten, oder zwiſchen ſolchen Staaten, die als bloße Maſſen gel- ten, die den Felſen zu vergleichen ſind, und ſol- chen, die durch inneres Gleichgewicht der ſtrei- tenden Kraͤfte maͤchtig ſind, und mit der Pflanze
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an politiſcher und rechtlicher Haltung, welche
wir in Polen wahrnehmen, hat ihren Haupt-
grund in der einſeitigen Anlage dieſes Landes
zum Ackerbau, und demnach in einſeitiger Aus-
bildung des Geſetzes. Der Handel, die Erobe-
rung von Liefland, Eſthland und Ingermann-
land auf der Einen, und die Erwerbung der
Crim auf der andern Seite, haben Rußland eine
politiſche Haltung gegeben, nicht, weil den Reich-
thuͤmern, der Induſtrie und den Sitten des uͤbri-
gen Europa Thuͤren eroͤffnet worden ſind, ſondern
weil dem Territorial-Intereſſe ein ganz entgegen-
geſetztes bewegliches Geld-Intereſſe gegenuͤber
geſtellt worden iſt. Weil ein wahrer innerer Krieg
moͤglich geworden, ein Streit der Freiheit mit
der Gegenfreiheit, ſo iſt auch ein lebendiges wach-
ſendes Recht, die Bedingung aller National-Exi-
ſtenz, nun moͤglich. Weil Rußland, welches
bisher auf Einem Fuße ſtand, nun auf zweien
ſteht, ſo kann es gehen.
Jetzt darf ich hoffen, verſtanden zu werden,
wenn ich einen Unterſchied mache zwiſchen ein-
ſeitigen und vollſtaͤndigen Staaten, oder zwiſchen
ſolchen Staaten, die als bloße Maſſen gel-
ten, die den Felſen zu vergleichen ſind, und ſol-
chen, die durch inneres Gleichgewicht der ſtrei-
tenden Kraͤfte maͤchtig ſind, und mit der Pflanze
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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst01_1809/310>, abgerufen am 23.11.2024.
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