auf den Thron über die Völker gesetzt; den Stillstand des Ganzen vertheidigen und behaup- ten, hieß Recht, nach Unterwerfung der Welt, nach Verbindung aller Massen in Eine Masse streben, hieß Politik. So strebte man zugleich nach der Universal-Monarchie insgeheim, und nach allgemeiner Neutralität, oder nach dem tod- ten Gleichgewichte, öffentlich. Das Genie eines Friedrichs des Zweiten, eines Josephs des Zwei- ten und einer Katharina gehörte dazu, um die doppelsinnige Rolle, unbeschränktes Streben nach Vergrößerung, und öffentliches Wortführen der allgemeinen Neutralität, oder des Gleichgewich- tes, zugleich zu spielen.
Andrerseits konnte aber auch die große poli- tische *, oder die Lehre von der Neutralität, nicht einseitig durchgeführt werden. Als dann eine neue Ordnung der Dinge begann, und der Grundsatz, in dem großen Geschäfte der Fünf-Reiche, deren Theile auf Leben und Tod auch durch bloßes weltliches Interesse verbunden sind, sich zu iso- liren, und den großen, nie nachlassenden, Leben erzeugenden Weltkrieg, unbekümmert, welches In- teresse dabei etwa auf dem Spiele stehen möch- te, zu scheuen, oder einen zu lässigen Antheil daran zu nehmen, hier und dort Maxime wurde:
auf den Thron uͤber die Voͤlker geſetzt; den Stillſtand des Ganzen vertheidigen und behaup- ten, hieß Recht, nach Unterwerfung der Welt, nach Verbindung aller Maſſen in Eine Maſſe ſtreben, hieß Politik. So ſtrebte man zugleich nach der Univerſal-Monarchie insgeheim, und nach allgemeiner Neutralitaͤt, oder nach dem tod- ten Gleichgewichte, oͤffentlich. Das Genie eines Friedrichs des Zweiten, eines Joſephs des Zwei- ten und einer Katharina gehoͤrte dazu, um die doppelſinnige Rolle, unbeſchraͤnktes Streben nach Vergroͤßerung, und oͤffentliches Wortfuͤhren der allgemeinen Neutralitaͤt, oder des Gleichgewich- tes, zugleich zu ſpielen.
Andrerſeits konnte aber auch die große poli- tiſche ○, oder die Lehre von der Neutralitaͤt, nicht einſeitig durchgefuͤhrt werden. Als dann eine neue Ordnung der Dinge begann, und der Grundſatz, in dem großen Geſchaͤfte der Fuͤnf-Reiche, deren Theile auf Leben und Tod auch durch bloßes weltliches Intereſſe verbunden ſind, ſich zu iſo- liren, und den großen, nie nachlaſſenden, Leben erzeugenden Weltkrieg, unbekuͤmmert, welches In- tereſſe dabei etwa auf dem Spiele ſtehen moͤch- te, zu ſcheuen, oder einen zu laͤſſigen Antheil daran zu nehmen, hier und dort Maxime wurde:
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auf den Thron uͤber die Voͤlker geſetzt; den
Stillſtand des Ganzen vertheidigen und behaup-
ten, hieß Recht, nach Unterwerfung der Welt,
nach Verbindung aller Maſſen in Eine Maſſe
ſtreben, hieß Politik. So ſtrebte man zugleich
nach der Univerſal-Monarchie insgeheim, und
nach allgemeiner Neutralitaͤt, oder nach dem tod-
ten Gleichgewichte, oͤffentlich. Das Genie eines
Friedrichs des Zweiten, eines Joſephs des Zwei-
ten und einer Katharina gehoͤrte dazu, um die
doppelſinnige Rolle, unbeſchraͤnktes Streben nach
Vergroͤßerung, und oͤffentliches Wortfuͤhren der
allgemeinen Neutralitaͤt, oder des Gleichgewich-
tes, zugleich zu ſpielen.
Andrerſeits konnte aber auch die große poli-
tiſche ○, oder die Lehre von der Neutralitaͤt, nicht
einſeitig durchgefuͤhrt werden. Als dann eine neue
Ordnung der Dinge begann, und der Grundſatz,
in dem großen Geſchaͤfte der Fuͤnf-Reiche, deren
Theile auf Leben und Tod auch durch bloßes
weltliches Intereſſe verbunden ſind, ſich zu iſo-
liren, und den großen, nie nachlaſſenden, Leben
erzeugenden Weltkrieg, unbekuͤmmert, welches In-
tereſſe dabei etwa auf dem Spiele ſtehen moͤch-
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daran zu nehmen, hier und dort Maxime wurde:
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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst01_1809/329>, abgerufen am 24.11.2024.
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