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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809.

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retikern: es läßt sich mehr bei ihnen lernen; die
Wirklichkeit in ihrer Allgewalt und mit ihren
nie ruhenden Forderungen steht ihnen beständig
zur Seite, und erhält sie lebendig: sie sind mehr
in die Bewegung des Staates verflochten und
mit ihrer ganzen anderweitigen Existenz an sie ge-
bunden; sie sind innerhalb der bürgerlichen Ge-
sellschaft, während die Theoretiker sich beständig
draußen halten, und, wenn sie Unrecht haben,
nicht zu greifen sind. --

Für diese giebt es eine Kunst des Staaten-
bau's, wie des Orgelbauens oder des Uhrma-
chens; und darin besteht nun die ganze Weisheit
der Buchholze und der verschiedenen Staats-
rathgeber in Deutschland. Einen Mechanismus
angeben, und das Gewicht nachweisen, welches
die Maschine in Bewegung setzen soll; ein Räder-
werk von Institutionen und socialen Körperschaf-
ten, und dann die Bedürfnisse erster Nothwen-
digkeit, oder der Magen, als Gewicht daran
gehängt, und die Intelligenz dem Ganzen als
Pendul oder Corrections-Instrument beigege-
ben: -- das heißt bei ihnen ein Staat. Alles
dies erkennen, heißt den Staat als große, aus
mehreren kleinen Sachen zusammengesetzte, Sa-
che begriffen haben; das Grobe, Körperliche am
Staate, die sichtbare Masse, ist nun gesehen, das

retikern: es laͤßt ſich mehr bei ihnen lernen; die
Wirklichkeit in ihrer Allgewalt und mit ihren
nie ruhenden Forderungen ſteht ihnen beſtaͤndig
zur Seite, und erhaͤlt ſie lebendig: ſie ſind mehr
in die Bewegung des Staates verflochten und
mit ihrer ganzen anderweitigen Exiſtenz an ſie ge-
bunden; ſie ſind innerhalb der buͤrgerlichen Ge-
ſellſchaft, waͤhrend die Theoretiker ſich beſtaͤndig
draußen halten, und, wenn ſie Unrecht haben,
nicht zu greifen ſind. —

Fuͤr dieſe giebt es eine Kunſt des Staaten-
bau’s, wie des Orgelbauens oder des Uhrma-
chens; und darin beſteht nun die ganze Weisheit
der Buchholze und der verſchiedenen Staats-
rathgeber in Deutſchland. Einen Mechanismus
angeben, und das Gewicht nachweiſen, welches
die Maſchine in Bewegung ſetzen ſoll; ein Raͤder-
werk von Inſtitutionen und ſocialen Koͤrperſchaf-
ten, und dann die Beduͤrfniſſe erſter Nothwen-
digkeit, oder der Magen, als Gewicht daran
gehaͤngt, und die Intelligenz dem Ganzen als
Pendul oder Corrections-Inſtrument beigege-
ben: — das heißt bei ihnen ein Staat. Alles
dies erkennen, heißt den Staat als große, aus
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[21/0055] retikern: es laͤßt ſich mehr bei ihnen lernen; die Wirklichkeit in ihrer Allgewalt und mit ihren nie ruhenden Forderungen ſteht ihnen beſtaͤndig zur Seite, und erhaͤlt ſie lebendig: ſie ſind mehr in die Bewegung des Staates verflochten und mit ihrer ganzen anderweitigen Exiſtenz an ſie ge- bunden; ſie ſind innerhalb der buͤrgerlichen Ge- ſellſchaft, waͤhrend die Theoretiker ſich beſtaͤndig draußen halten, und, wenn ſie Unrecht haben, nicht zu greifen ſind. — Fuͤr dieſe giebt es eine Kunſt des Staaten- bau’s, wie des Orgelbauens oder des Uhrma- chens; und darin beſteht nun die ganze Weisheit der Buchholze und der verſchiedenen Staats- rathgeber in Deutſchland. Einen Mechanismus angeben, und das Gewicht nachweiſen, welches die Maſchine in Bewegung ſetzen ſoll; ein Raͤder- werk von Inſtitutionen und ſocialen Koͤrperſchaf- ten, und dann die Beduͤrfniſſe erſter Nothwen- digkeit, oder der Magen, als Gewicht daran gehaͤngt, und die Intelligenz dem Ganzen als Pendul oder Corrections-Inſtrument beigege- ben: — das heißt bei ihnen ein Staat. Alles dies erkennen, heißt den Staat als große, aus mehreren kleinen Sachen zuſammengeſetzte, Sa- che begriffen haben; das Grobe, Koͤrperliche am Staate, die ſichtbare Maſſe, iſt nun geſehen, das

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst01_1809/55>, abgerufen am 22.11.2024.