der, und oft auf ganz abgesonderten Territo- rien, in einem gewissen Verhältnisse jugendlicher Freundschaft entwickelten, nachher aber, da ihr Geist entwich, sich gegenseitig zerstört haben, in einer viel reineren Gestalt wieder aufleben und in eine viel innigere Verbindung treten werden. Sie müssen es, wenn -- nachdem die bittre Schule dieser Zeit überstanden seyn wird, und alle die kleinen Privathoffnungen unsrer Zeitge- nossen von Tage zu Tage mehr verkümmert und endlich verloschen seyn werden -- die Welt überhaupt noch bestehen soll. Aber diese gewisse Aussicht ist kein Grund, jetzt zu schweigen; man muß so viele Zeugen herbeirufen, als man kann, für die Lehren der Zeit, weil jedes Herz die neue große, nationale, bürgerliche und christliche Aera der Welt, die kommen wird, zu beschleunigen vermag. Einheit der Kirche und des Staates, und, anstatt aller andern unnützen, kleinlichen Theilung der Macht, anstatt aller gemeinen po- litischen Ordnung, die große einfache Theilung der Personen in Stände, in Geistlichkeit, Adel, und Bürgerschaft, oder der Sachen in corpora- tives Eigenthum, Familien-Eigenthum und Pri- vat-Eigenthum: das ist das ewige Schema aller wahren Staatsverfassung, die Garantie der Dauer und der Macht; in ihr liegt die echte
der, und oft auf ganz abgeſonderten Territo- rien, in einem gewiſſen Verhaͤltniſſe jugendlicher Freundſchaft entwickelten, nachher aber, da ihr Geiſt entwich, ſich gegenſeitig zerſtoͤrt haben, in einer viel reineren Geſtalt wieder aufleben und in eine viel innigere Verbindung treten werden. Sie muͤſſen es, wenn — nachdem die bittre Schule dieſer Zeit uͤberſtanden ſeyn wird, und alle die kleinen Privathoffnungen unſrer Zeitge- noſſen von Tage zu Tage mehr verkuͤmmert und endlich verloſchen ſeyn werden — die Welt uͤberhaupt noch beſtehen ſoll. Aber dieſe gewiſſe Ausſicht iſt kein Grund, jetzt zu ſchweigen; man muß ſo viele Zeugen herbeirufen, als man kann, fuͤr die Lehren der Zeit, weil jedes Herz die neue große, nationale, buͤrgerliche und chriſtliche Aera der Welt, die kommen wird, zu beſchleunigen vermag. Einheit der Kirche und des Staates, und, anſtatt aller andern unnuͤtzen, kleinlichen Theilung der Macht, anſtatt aller gemeinen po- litiſchen Ordnung, die große einfache Theilung der Perſonen in Staͤnde, in Geiſtlichkeit, Adel, und Buͤrgerſchaft, oder der Sachen in corpora- tives Eigenthum, Familien-Eigenthum und Pri- vat-Eigenthum: das iſt das ewige Schema aller wahren Staatsverfaſſung, die Garantie der Dauer und der Macht; in ihr liegt die echte
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der, und oft auf ganz abgeſonderten Territo-
rien, in einem gewiſſen Verhaͤltniſſe jugendlicher
Freundſchaft entwickelten, nachher aber, da ihr
Geiſt entwich, ſich gegenſeitig zerſtoͤrt haben, in
einer viel reineren Geſtalt wieder aufleben und
in eine viel innigere Verbindung treten werden.
Sie muͤſſen es, wenn — nachdem die bittre
Schule dieſer Zeit uͤberſtanden ſeyn wird, und
alle die kleinen Privathoffnungen unſrer Zeitge-
noſſen von Tage zu Tage mehr verkuͤmmert und
endlich verloſchen ſeyn werden — die Welt
uͤberhaupt noch beſtehen ſoll. Aber dieſe gewiſſe
Ausſicht iſt kein Grund, jetzt zu ſchweigen; man
muß ſo viele Zeugen herbeirufen, als man kann,
fuͤr die Lehren der Zeit, weil jedes Herz die neue
große, nationale, buͤrgerliche und chriſtliche Aera
der Welt, die kommen wird, zu beſchleunigen
vermag. Einheit der Kirche und des Staates,
und, anſtatt aller andern unnuͤtzen, kleinlichen
Theilung der Macht, anſtatt aller gemeinen po-
litiſchen Ordnung, die große einfache Theilung
der Perſonen in Staͤnde, in Geiſtlichkeit, Adel,
und Buͤrgerſchaft, oder der Sachen in corpora-
tives Eigenthum, Familien-Eigenthum und Pri-
vat-Eigenthum: das iſt das ewige Schema aller
wahren Staatsverfaſſung, die Garantie der
Dauer und der Macht; in ihr liegt die echte
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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/132>, abgerufen am 21.11.2024.
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