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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

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Neunzehnte Vorlesung.

Colbert, Adam Smith und die Physiokraten.


Die Staatswirthschaft ist seit noch nicht vollen
hundert Jahren der Gegenstand einer eigenen
Wissenschaft: je mehr in allen Verhältnissen des
Lebens der Begriff vom absoluten Privat-Eigen-
thume und, dem zu Folge, die Abgötterei mit
dem sächlichen Besitze, um sich griff; je weniger
mit der Person und also mit dem Worte, dem
wahren Gelde, gezahlt wurde: um so wichtiger
schien der Besitz des Metallgeldes zu werden, da
es die strenge Abgränzung des Privat-Eigenthums
zu garantiren schien, indem es durch seine äußer-
liche Bestimmtheit den Römischen Gesetzen bei-
stand, und den Wahn, daß es wirklich noch
Staaten gebe, aufrecht erhielt, eine Weile wenig-
stens. Die Welt war auf den Besitz von Sachen
gerichtet: so strebte sie erst nach Gold; und als
die Indien immerfort den Heißhunger noch nicht

stillen

Neunzehnte Vorleſung.

Colbert, Adam Smith und die Phyſiokraten.


Die Staatswirthſchaft iſt ſeit noch nicht vollen
hundert Jahren der Gegenſtand einer eigenen
Wiſſenſchaft: je mehr in allen Verhaͤltniſſen des
Lebens der Begriff vom abſoluten Privat-Eigen-
thume und, dem zu Folge, die Abgoͤtterei mit
dem ſaͤchlichen Beſitze, um ſich griff; je weniger
mit der Perſon und alſo mit dem Worte, dem
wahren Gelde, gezahlt wurde: um ſo wichtiger
ſchien der Beſitz des Metallgeldes zu werden, da
es die ſtrenge Abgraͤnzung des Privat-Eigenthums
zu garantiren ſchien, indem es durch ſeine aͤußer-
liche Beſtimmtheit den Roͤmiſchen Geſetzen bei-
ſtand, und den Wahn, daß es wirklich noch
Staaten gebe, aufrecht erhielt, eine Weile wenig-
ſtens. Die Welt war auf den Beſitz von Sachen
gerichtet: ſo ſtrebte ſie erſt nach Gold; und als
die Indien immerfort den Heißhunger noch nicht

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[208/0216] Neunzehnte Vorleſung. Colbert, Adam Smith und die Phyſiokraten. Die Staatswirthſchaft iſt ſeit noch nicht vollen hundert Jahren der Gegenſtand einer eigenen Wiſſenſchaft: je mehr in allen Verhaͤltniſſen des Lebens der Begriff vom abſoluten Privat-Eigen- thume und, dem zu Folge, die Abgoͤtterei mit dem ſaͤchlichen Beſitze, um ſich griff; je weniger mit der Perſon und alſo mit dem Worte, dem wahren Gelde, gezahlt wurde: um ſo wichtiger ſchien der Beſitz des Metallgeldes zu werden, da es die ſtrenge Abgraͤnzung des Privat-Eigenthums zu garantiren ſchien, indem es durch ſeine aͤußer- liche Beſtimmtheit den Roͤmiſchen Geſetzen bei- ſtand, und den Wahn, daß es wirklich noch Staaten gebe, aufrecht erhielt, eine Weile wenig- ſtens. Die Welt war auf den Beſitz von Sachen gerichtet: ſo ſtrebte ſie erſt nach Gold; und als die Indien immerfort den Heißhunger noch nicht ſtillen

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/216>, abgerufen am 21.11.2024.