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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

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auch an Kindern bemerkt haben will, als Urquell
der herrlichen Lebenserscheinung eines in Gewer-
ben und Handel blühenden Staates gezeigt.

Was konnte Adam Smith, der die Schau-
spieler, Musiker und Domestiken, nach Art der
Staatsmänner, Geistlichen und Gelehrten, von
dem Gebiete der wahren Production ausschloß,
darauf erwiedern, wenn man ihm, wie von den
neueren Anhängern des physiokratischen Systems
in Deutschland geschehen ist, die Frage vorlegte:
ob der Bediente, welcher Stiefeln putze, denn
nicht, eben so wohl als jeder andre Lackirer, ein
producirender Arbeiter sey; ferner: ob die Pa-
stete, welche ein häuslicher Koch auf die Tafel
seines Herrn setze, kein Product sey, und ob sie
bloß dadurch, daß sie eine Stunde in dem Laden
des Kuchenbeckers gestanden habe, zum Product
werde; endlich, wie Brougham noch sinnreicher
gefragt hat: ob denn der Musiker, der ein Con-
cert gebe, nicht productiver Arbeiter zu nennen
sey, da er doch eigentlich die Luft innerhalb des
Concertsaales fabricire, so daß sie nun mehr
werth sey, als die gewöhnliche Straßen- und
Stubenluft? -- Ernsthafter fügt Brougham
noch hinzu: "er nehme die Schauspieler, Sän-
ger und alles, was sich für Geld in Tönen öffent-
lich producire, unbedingt in Schutz; jedermann,

auch an Kindern bemerkt haben will, als Urquell
der herrlichen Lebenserſcheinung eines in Gewer-
ben und Handel bluͤhenden Staates gezeigt.

Was konnte Adam Smith, der die Schau-
ſpieler, Muſiker und Domeſtiken, nach Art der
Staatsmaͤnner, Geiſtlichen und Gelehrten, von
dem Gebiete der wahren Production ausſchloß,
darauf erwiedern, wenn man ihm, wie von den
neueren Anhaͤngern des phyſiokratiſchen Syſtems
in Deutſchland geſchehen iſt, die Frage vorlegte:
ob der Bediente, welcher Stiefeln putze, denn
nicht, eben ſo wohl als jeder andre Lackirer, ein
producirender Arbeiter ſey; ferner: ob die Pa-
ſtete, welche ein haͤuslicher Koch auf die Tafel
ſeines Herrn ſetze, kein Product ſey, und ob ſie
bloß dadurch, daß ſie eine Stunde in dem Laden
des Kuchenbeckers geſtanden habe, zum Product
werde; endlich, wie Brougham noch ſinnreicher
gefragt hat: ob denn der Muſiker, der ein Con-
cert gebe, nicht productiver Arbeiter zu nennen
ſey, da er doch eigentlich die Luft innerhalb des
Concertſaales fabricire, ſo daß ſie nun mehr
werth ſey, als die gewoͤhnliche Straßen- und
Stubenluft? — Ernſthafter fuͤgt Brougham
noch hinzu: „er nehme die Schauſpieler, Saͤn-
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lich producire, unbedingt in Schutz; jedermann,

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[230/0238] auch an Kindern bemerkt haben will, als Urquell der herrlichen Lebenserſcheinung eines in Gewer- ben und Handel bluͤhenden Staates gezeigt. Was konnte Adam Smith, der die Schau- ſpieler, Muſiker und Domeſtiken, nach Art der Staatsmaͤnner, Geiſtlichen und Gelehrten, von dem Gebiete der wahren Production ausſchloß, darauf erwiedern, wenn man ihm, wie von den neueren Anhaͤngern des phyſiokratiſchen Syſtems in Deutſchland geſchehen iſt, die Frage vorlegte: ob der Bediente, welcher Stiefeln putze, denn nicht, eben ſo wohl als jeder andre Lackirer, ein producirender Arbeiter ſey; ferner: ob die Pa- ſtete, welche ein haͤuslicher Koch auf die Tafel ſeines Herrn ſetze, kein Product ſey, und ob ſie bloß dadurch, daß ſie eine Stunde in dem Laden des Kuchenbeckers geſtanden habe, zum Product werde; endlich, wie Brougham noch ſinnreicher gefragt hat: ob denn der Muſiker, der ein Con- cert gebe, nicht productiver Arbeiter zu nennen ſey, da er doch eigentlich die Luft innerhalb des Concertſaales fabricire, ſo daß ſie nun mehr werth ſey, als die gewoͤhnliche Straßen- und Stubenluft? — Ernſthafter fuͤgt Brougham noch hinzu: „er nehme die Schauſpieler, Saͤn- ger und alles, was ſich fuͤr Geld in Toͤnen oͤffent- lich producire, unbedingt in Schutz; jedermann,

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/238>, abgerufen am 21.11.2024.