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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

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wird, je mehr Sie Sich vom Ackerbau entfer-
nen und in das Gebiet der städtischen Production
eindringen. Aber allenthalben wird das Produ-
cirende in einem Vermittelungsgeschäfte begriffen
erscheinen. Nicht die bloße einseitige Thätigkeit
des Materials und der Hände wird produciren,
sondern Das, was eigentlich producirt, ist eine
große, der ganzen Natur gemeinschaftliche Le-
bens-, oder Vereinigungs-Kraft, welche der Mensch
in sein Interesse ziehen kann. So ist auch das
Product des Kaufmanns, nehmlich der Handel,
nichts anderes, als das Resultat einer Vermitte-
lung zwischen dem Käufer, den wir das Mate-
rial, und dem Verkäufer, den wir das Handwerks-
zeug des Kaufmanns nennen könnten.

Alle Arbeit nun -- so können wir, da wir
das Gesetz der Natur-Production in allen bür-
gerlichen Gewerben wieder gefunden haben, zu-
rückschließen --, welche auf wahrer Vermitte-
lung beruhet, ist auch nothwendig productiv;
nur Derjenige, welcher einseitig das bloße Hand-
werkszeug auf das Material losarbeiten lassen
wollte, der Staatsmann, welcher die bloßen
Gesetze anstatt der National-Kraft, der Künst-
ler, welcher die bloßen Regeln und Handgriffe
anstatt der producirenden Lebenskraft arbeiten

wird, je mehr Sie Sich vom Ackerbau entfer-
nen und in das Gebiet der ſtaͤdtiſchen Production
eindringen. Aber allenthalben wird das Produ-
cirende in einem Vermittelungsgeſchaͤfte begriffen
erſcheinen. Nicht die bloße einſeitige Thaͤtigkeit
des Materials und der Haͤnde wird produciren,
ſondern Das, was eigentlich producirt, iſt eine
große, der ganzen Natur gemeinſchaftliche Le-
bens-, oder Vereinigungs-Kraft, welche der Menſch
in ſein Intereſſe ziehen kann. So iſt auch das
Product des Kaufmanns, nehmlich der Handel,
nichts anderes, als das Reſultat einer Vermitte-
lung zwiſchen dem Kaͤufer, den wir das Mate-
rial, und dem Verkaͤufer, den wir das Handwerks-
zeug des Kaufmanns nennen koͤnnten.

Alle Arbeit nun — ſo koͤnnen wir, da wir
das Geſetz der Natur-Production in allen buͤr-
gerlichen Gewerben wieder gefunden haben, zu-
ruͤckſchließen —, welche auf wahrer Vermitte-
lung beruhet, iſt auch nothwendig productiv;
nur Derjenige, welcher einſeitig das bloße Hand-
werkszeug auf das Material losarbeiten laſſen
wollte, der Staatsmann, welcher die bloßen
Geſetze anſtatt der National-Kraft, der Kuͤnſt-
ler, welcher die bloßen Regeln und Handgriffe
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[253/0261] wird, je mehr Sie Sich vom Ackerbau entfer- nen und in das Gebiet der ſtaͤdtiſchen Production eindringen. Aber allenthalben wird das Produ- cirende in einem Vermittelungsgeſchaͤfte begriffen erſcheinen. Nicht die bloße einſeitige Thaͤtigkeit des Materials und der Haͤnde wird produciren, ſondern Das, was eigentlich producirt, iſt eine große, der ganzen Natur gemeinſchaftliche Le- bens-, oder Vereinigungs-Kraft, welche der Menſch in ſein Intereſſe ziehen kann. So iſt auch das Product des Kaufmanns, nehmlich der Handel, nichts anderes, als das Reſultat einer Vermitte- lung zwiſchen dem Kaͤufer, den wir das Mate- rial, und dem Verkaͤufer, den wir das Handwerks- zeug des Kaufmanns nennen koͤnnten. Alle Arbeit nun — ſo koͤnnen wir, da wir das Geſetz der Natur-Production in allen buͤr- gerlichen Gewerben wieder gefunden haben, zu- ruͤckſchließen —, welche auf wahrer Vermitte- lung beruhet, iſt auch nothwendig productiv; nur Derjenige, welcher einſeitig das bloße Hand- werkszeug auf das Material losarbeiten laſſen wollte, der Staatsmann, welcher die bloßen Geſetze anſtatt der National-Kraft, der Kuͤnſt- ler, welcher die bloßen Regeln und Handgriffe anſtatt der producirenden Lebenskraft arbeiten

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/261>, abgerufen am 24.11.2024.