Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

der edlen Metalle auf die Verfertigung einiger
Gefäße und Geschirre reducirte; und dabei ist
auch die gewöhnliche Theorie stehen geblieben.
Sie haben, sagt man, einen sehr geringen
Gebrauchswerth, und einen ungeheuer großen
Tauschwerth. Man konnte sich aus den Ban-
den des bloß Physischen und Thierischen nicht
befreien: was nicht unmittelbarer mechanischer
und chemischer Gebrauch war, das statuirte diese
rohe Oekonomie überhaupt nicht als Gebrauch.

Ich habe oben gezeigt, warum ich, anstatt
des groben, ungelenkigen Wortes Tauschwerth,
die sinnigere Bezeichnung geselliger oder bür-
gerlicher Charakter
eines Dinges gewählt ha-
be. An dieser Stelle nun zeigt es sich, warum ich,
anstatt des, mancherlei Mißverständnisse mit sich
führenden, Wortes Gebrauchswerth, lieber
Privat- oder in dividueller Charakter eines
Dinges sage. Der Werth des Metallgeldes hat,
wie der Werth aller andern Sachen, seinen Grund
darin, daß die edlen Metalle den höchsten in-
dividuellen
Werth und den höchsten geselligen,
bürgerlichen, universellen Werth in einander ver-
binden, was bei keiner andern Waare in so ho-
hem Grade der Fall ist. Der Mensch bedarf
dessen, was das Geld repräsentirt, der Gesell-
schaft nehmlich oder der Abwesenden, des Bei-

der edlen Metalle auf die Verfertigung einiger
Gefaͤße und Geſchirre reducirte; und dabei iſt
auch die gewoͤhnliche Theorie ſtehen geblieben.
Sie haben, ſagt man, einen ſehr geringen
Gebrauchswerth, und einen ungeheuer großen
Tauſchwerth. Man konnte ſich aus den Ban-
den des bloß Phyſiſchen und Thieriſchen nicht
befreien: was nicht unmittelbarer mechaniſcher
und chemiſcher Gebrauch war, das ſtatuirte dieſe
rohe Oekonomie uͤberhaupt nicht als Gebrauch.

Ich habe oben gezeigt, warum ich, anſtatt
des groben, ungelenkigen Wortes Tauſchwerth,
die ſinnigere Bezeichnung geſelliger oder buͤr-
gerlicher Charakter
eines Dinges gewaͤhlt ha-
be. An dieſer Stelle nun zeigt es ſich, warum ich,
anſtatt des, mancherlei Mißverſtaͤndniſſe mit ſich
fuͤhrenden, Wortes Gebrauchswerth, lieber
Privat- oder in dividueller Charakter eines
Dinges ſage. Der Werth des Metallgeldes hat,
wie der Werth aller andern Sachen, ſeinen Grund
darin, daß die edlen Metalle den hoͤchſten in-
dividuellen
Werth und den hoͤchſten geſelligen,
buͤrgerlichen, univerſellen Werth in einander ver-
binden, was bei keiner andern Waare in ſo ho-
hem Grade der Fall iſt. Der Menſch bedarf
deſſen, was das Geld repraͤſentirt, der Geſell-
ſchaft nehmlich oder der Abweſenden, des Bei-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0279" n="271"/>
der edlen Metalle auf die Verfertigung einiger<lb/>
Gefa&#x0364;ße und Ge&#x017F;chirre reducirte; und dabei i&#x017F;t<lb/>
auch die gewo&#x0364;hnliche Theorie &#x017F;tehen geblieben.<lb/>
Sie haben, &#x017F;agt man, einen &#x017F;ehr geringen<lb/>
Gebrauchswerth, und einen ungeheuer großen<lb/>
Tau&#x017F;chwerth. Man konnte &#x017F;ich aus den Ban-<lb/>
den des bloß Phy&#x017F;i&#x017F;chen und Thieri&#x017F;chen nicht<lb/>
befreien: was nicht unmittelbarer mechani&#x017F;cher<lb/>
und chemi&#x017F;cher Gebrauch war, das &#x017F;tatuirte die&#x017F;e<lb/>
rohe Oekonomie u&#x0364;berhaupt nicht als Gebrauch.</p><lb/>
            <p>Ich habe oben gezeigt, warum ich, an&#x017F;tatt<lb/>
des groben, ungelenkigen Wortes <hi rendition="#g">Tau&#x017F;chwerth</hi>,<lb/>
die &#x017F;innigere Bezeichnung <hi rendition="#g">ge&#x017F;elliger</hi> oder <hi rendition="#g">bu&#x0364;r-<lb/>
gerlicher Charakter</hi> eines Dinges gewa&#x0364;hlt ha-<lb/>
be. An die&#x017F;er Stelle nun zeigt es &#x017F;ich, warum ich,<lb/>
an&#x017F;tatt des, mancherlei Mißver&#x017F;ta&#x0364;ndni&#x017F;&#x017F;e mit &#x017F;ich<lb/>
fu&#x0364;hrenden, Wortes <hi rendition="#g">Gebrauchswerth</hi>, lieber<lb/><hi rendition="#g">Privat-</hi> oder <hi rendition="#g">in dividueller Charakter</hi> eines<lb/>
Dinges &#x017F;age. Der Werth des Metallgeldes hat,<lb/>
wie der Werth aller andern Sachen, &#x017F;einen Grund<lb/>
darin, daß die edlen Metalle den <hi rendition="#g">ho&#x0364;ch&#x017F;ten in-<lb/>
dividuellen</hi> Werth und den ho&#x0364;ch&#x017F;ten ge&#x017F;elligen,<lb/>
bu&#x0364;rgerlichen, univer&#x017F;ellen Werth in einander ver-<lb/>
binden, was bei keiner andern Waare in &#x017F;o ho-<lb/>
hem Grade der Fall i&#x017F;t. Der Men&#x017F;ch bedarf<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en, was das Geld repra&#x0364;&#x017F;entirt, der Ge&#x017F;ell-<lb/>
&#x017F;chaft nehmlich oder der Abwe&#x017F;enden, des Bei-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[271/0279] der edlen Metalle auf die Verfertigung einiger Gefaͤße und Geſchirre reducirte; und dabei iſt auch die gewoͤhnliche Theorie ſtehen geblieben. Sie haben, ſagt man, einen ſehr geringen Gebrauchswerth, und einen ungeheuer großen Tauſchwerth. Man konnte ſich aus den Ban- den des bloß Phyſiſchen und Thieriſchen nicht befreien: was nicht unmittelbarer mechaniſcher und chemiſcher Gebrauch war, das ſtatuirte dieſe rohe Oekonomie uͤberhaupt nicht als Gebrauch. Ich habe oben gezeigt, warum ich, anſtatt des groben, ungelenkigen Wortes Tauſchwerth, die ſinnigere Bezeichnung geſelliger oder buͤr- gerlicher Charakter eines Dinges gewaͤhlt ha- be. An dieſer Stelle nun zeigt es ſich, warum ich, anſtatt des, mancherlei Mißverſtaͤndniſſe mit ſich fuͤhrenden, Wortes Gebrauchswerth, lieber Privat- oder in dividueller Charakter eines Dinges ſage. Der Werth des Metallgeldes hat, wie der Werth aller andern Sachen, ſeinen Grund darin, daß die edlen Metalle den hoͤchſten in- dividuellen Werth und den hoͤchſten geſelligen, buͤrgerlichen, univerſellen Werth in einander ver- binden, was bei keiner andern Waare in ſo ho- hem Grade der Fall iſt. Der Menſch bedarf deſſen, was das Geld repraͤſentirt, der Geſell- ſchaft nehmlich oder der Abweſenden, des Bei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/279
Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/279>, abgerufen am 24.11.2024.