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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

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dem Weltreiche der Waaren, in jedem Augen-
blicke neues Zu- und Abströmen der Metalle,
verändern von Moment zu Moment das Ver-
hältniß des Metalls zu den Waaren: da es nun
auf diesem vermeintlichen Weltmarkte, wie in
der vermeintlichen Universal-Monarchie, keinen
höheren Maßstab, Richter oder Suverän giebt,
als das Metall oder den so genannten Universal-
Monarchen, dieses Metall und dieser Monarch
aber in jedem Augenblicke von den Waaren und
von den Individuen erst selbst wieder seinen Maß-
stabs-Werth erhalten muß: so entstände, wenn
es einen wirklichen Weltmarkt, oder eine absolute
Universal-Monarchie geben könnte, ein unend-
liches Schwanken; und wir, die wir den blei-
benden Werth des Metalles kennen zu lernen
wünschten, und deshalb das Metall in eine im-
mer größere Sphäre führten, würden auf der
allergrößten, dem absoluten Weltmarkte nehm-
lich, die absolute Unbestimmtheit finden, anstatt
der absoluten Bestimmtheit, nach welcher wir
streben.

Die Supposition eines solchen, bloß mercan-
tilischen Weltmarktes ist ein andrer großer Man-
gel in der Ansicht Adam Smith's, und vorzüglich
seiner Deutschen Jünger. Nach dieser Voraus-
setzung streben Waaren und Geld auf der gan-

dem Weltreiche der Waaren, in jedem Augen-
blicke neues Zu- und Abſtroͤmen der Metalle,
veraͤndern von Moment zu Moment das Ver-
haͤltniß des Metalls zu den Waaren: da es nun
auf dieſem vermeintlichen Weltmarkte, wie in
der vermeintlichen Univerſal-Monarchie, keinen
hoͤheren Maßſtab, Richter oder Suveraͤn giebt,
als das Metall oder den ſo genannten Univerſal-
Monarchen, dieſes Metall und dieſer Monarch
aber in jedem Augenblicke von den Waaren und
von den Individuen erſt ſelbſt wieder ſeinen Maß-
ſtabs-Werth erhalten muß: ſo entſtaͤnde, wenn
es einen wirklichen Weltmarkt, oder eine abſolute
Univerſal-Monarchie geben koͤnnte, ein unend-
liches Schwanken; und wir, die wir den blei-
benden Werth des Metalles kennen zu lernen
wuͤnſchten, und deshalb das Metall in eine im-
mer groͤßere Sphaͤre fuͤhrten, wuͤrden auf der
allergroͤßten, dem abſoluten Weltmarkte nehm-
lich, die abſolute Unbeſtimmtheit finden, anſtatt
der abſoluten Beſtimmtheit, nach welcher wir
ſtreben.

Die Suppoſition eines ſolchen, bloß mercan-
tiliſchen Weltmarktes iſt ein andrer großer Man-
gel in der Anſicht Adam Smith’s, und vorzuͤglich
ſeiner Deutſchen Juͤnger. Nach dieſer Voraus-
ſetzung ſtreben Waaren und Geld auf der gan-

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[290/0298] dem Weltreiche der Waaren, in jedem Augen- blicke neues Zu- und Abſtroͤmen der Metalle, veraͤndern von Moment zu Moment das Ver- haͤltniß des Metalls zu den Waaren: da es nun auf dieſem vermeintlichen Weltmarkte, wie in der vermeintlichen Univerſal-Monarchie, keinen hoͤheren Maßſtab, Richter oder Suveraͤn giebt, als das Metall oder den ſo genannten Univerſal- Monarchen, dieſes Metall und dieſer Monarch aber in jedem Augenblicke von den Waaren und von den Individuen erſt ſelbſt wieder ſeinen Maß- ſtabs-Werth erhalten muß: ſo entſtaͤnde, wenn es einen wirklichen Weltmarkt, oder eine abſolute Univerſal-Monarchie geben koͤnnte, ein unend- liches Schwanken; und wir, die wir den blei- benden Werth des Metalles kennen zu lernen wuͤnſchten, und deshalb das Metall in eine im- mer groͤßere Sphaͤre fuͤhrten, wuͤrden auf der allergroͤßten, dem abſoluten Weltmarkte nehm- lich, die abſolute Unbeſtimmtheit finden, anſtatt der abſoluten Beſtimmtheit, nach welcher wir ſtreben. Die Suppoſition eines ſolchen, bloß mercan- tiliſchen Weltmarktes iſt ein andrer großer Man- gel in der Anſicht Adam Smith’s, und vorzuͤglich ſeiner Deutſchen Juͤnger. Nach dieſer Voraus- ſetzung ſtreben Waaren und Geld auf der gan-

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/298>, abgerufen am 24.11.2024.