ten Tausche sein Bewenden haben, und der Tausch sich nie zum Handel erheben.
So aber leben die Menschen 1) im Verkehr mit der großen Gesellschaft, mit dem Staate, mit der Menschheit; 2) im Verkehr mit Allem, was die Erde erzeugt: sie haben unzählige säch- liche, erhaltende und geistige Bedürfnisse. Sie bedürfen also einer allgegenwärtigen Kraft, durch welche das Entfernteste und das Nächste mit einander in Verbindung gesetzt, und die kleine Stelle, welche der physische Mensch auf der Erde einnimmt, in's Unendliche erweitert, die kurze Dauer, welche seiner physischen Existenz zu- getheilt worden ist, über ganze Jahrhunderte aus- gedehnt wird. Diese allgegenwärtige Kraft, juri- stisch ausgedrückt, heißt Suverän, oder Rechts- Idee; ökonomisch ausgedrükt, heißt sie Geld. --
Metallgeld, haben wir gesehen, hat, wie groß auch sein Gebrauchswerth seyn möge, sehr bestimmte Schranken: die höheren Bedürfnisse des Menschen, an denen seine Natur erkannt und von der thierischen unterschieden wird, kön- nen durch Metallgeld nicht mehr befriedigt, ver- mittelt und ausgeglichen werden. Der Geist der Gesellschaft, der wahre National-Geist, muß selbst an's Licht treten, und mit ihm muß ge- zahlt werden. Nur dieser vermag zwischen den
ten Tauſche ſein Bewenden haben, und der Tauſch ſich nie zum Handel erheben.
So aber leben die Menſchen 1) im Verkehr mit der großen Geſellſchaft, mit dem Staate, mit der Menſchheit; 2) im Verkehr mit Allem, was die Erde erzeugt: ſie haben unzaͤhlige ſaͤch- liche, erhaltende und geiſtige Beduͤrfniſſe. Sie beduͤrfen alſo einer allgegenwaͤrtigen Kraft, durch welche das Entfernteſte und das Naͤchſte mit einander in Verbindung geſetzt, und die kleine Stelle, welche der phyſiſche Menſch auf der Erde einnimmt, in’s Unendliche erweitert, die kurze Dauer, welche ſeiner phyſiſchen Exiſtenz zu- getheilt worden iſt, uͤber ganze Jahrhunderte aus- gedehnt wird. Dieſe allgegenwaͤrtige Kraft, juri- ſtiſch ausgedruͤckt, heißt Suveraͤn, oder Rechts- Idee; oͤkonomiſch ausgedruͤkt, heißt ſie Geld. —
Metallgeld, haben wir geſehen, hat, wie groß auch ſein Gebrauchswerth ſeyn moͤge, ſehr beſtimmte Schranken: die hoͤheren Beduͤrfniſſe des Menſchen, an denen ſeine Natur erkannt und von der thieriſchen unterſchieden wird, koͤn- nen durch Metallgeld nicht mehr befriedigt, ver- mittelt und ausgeglichen werden. Der Geiſt der Geſellſchaft, der wahre National-Geiſt, muß ſelbſt an’s Licht treten, und mit ihm muß ge- zahlt werden. Nur dieſer vermag zwiſchen den
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0304"n="296"/>
ten Tauſche ſein Bewenden haben, und der<lb/>
Tauſch ſich nie zum Handel erheben.</p><lb/><p>So aber leben die Menſchen 1) im Verkehr<lb/>
mit der großen Geſellſchaft, mit dem Staate,<lb/>
mit der Menſchheit; 2) im Verkehr mit Allem,<lb/>
was die Erde erzeugt: ſie haben unzaͤhlige ſaͤch-<lb/>
liche, erhaltende und geiſtige Beduͤrfniſſe. Sie<lb/>
beduͤrfen alſo einer allgegenwaͤrtigen Kraft, durch<lb/>
welche das Entfernteſte und das Naͤchſte mit<lb/>
einander in Verbindung geſetzt, und die kleine<lb/>
Stelle, welche der phyſiſche Menſch auf der<lb/>
Erde einnimmt, in’s Unendliche erweitert, die<lb/>
kurze Dauer, welche ſeiner phyſiſchen Exiſtenz zu-<lb/>
getheilt worden iſt, uͤber ganze Jahrhunderte aus-<lb/>
gedehnt wird. Dieſe allgegenwaͤrtige Kraft, juri-<lb/>ſtiſch ausgedruͤckt, heißt <hirendition="#g">Suveraͤn</hi>, oder Rechts-<lb/>
Idee; oͤkonomiſch ausgedruͤkt, heißt ſie <hirendition="#g">Geld</hi>. —</p><lb/><p>Metallgeld, haben wir geſehen, hat, wie<lb/>
groß auch ſein Gebrauchswerth ſeyn moͤge, ſehr<lb/>
beſtimmte Schranken: die hoͤheren Beduͤrfniſſe<lb/>
des Menſchen, an denen ſeine Natur erkannt<lb/>
und von der thieriſchen unterſchieden wird, koͤn-<lb/>
nen durch Metallgeld nicht mehr befriedigt, ver-<lb/>
mittelt und ausgeglichen werden. Der Geiſt der<lb/>
Geſellſchaft, der wahre National-Geiſt, muß<lb/>ſelbſt an’s Licht treten, und mit <hirendition="#g">ihm</hi> muß ge-<lb/>
zahlt werden. Nur <hirendition="#g">dieſer</hi> vermag zwiſchen den<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[296/0304]
ten Tauſche ſein Bewenden haben, und der
Tauſch ſich nie zum Handel erheben.
So aber leben die Menſchen 1) im Verkehr
mit der großen Geſellſchaft, mit dem Staate,
mit der Menſchheit; 2) im Verkehr mit Allem,
was die Erde erzeugt: ſie haben unzaͤhlige ſaͤch-
liche, erhaltende und geiſtige Beduͤrfniſſe. Sie
beduͤrfen alſo einer allgegenwaͤrtigen Kraft, durch
welche das Entfernteſte und das Naͤchſte mit
einander in Verbindung geſetzt, und die kleine
Stelle, welche der phyſiſche Menſch auf der
Erde einnimmt, in’s Unendliche erweitert, die
kurze Dauer, welche ſeiner phyſiſchen Exiſtenz zu-
getheilt worden iſt, uͤber ganze Jahrhunderte aus-
gedehnt wird. Dieſe allgegenwaͤrtige Kraft, juri-
ſtiſch ausgedruͤckt, heißt Suveraͤn, oder Rechts-
Idee; oͤkonomiſch ausgedruͤkt, heißt ſie Geld. —
Metallgeld, haben wir geſehen, hat, wie
groß auch ſein Gebrauchswerth ſeyn moͤge, ſehr
beſtimmte Schranken: die hoͤheren Beduͤrfniſſe
des Menſchen, an denen ſeine Natur erkannt
und von der thieriſchen unterſchieden wird, koͤn-
nen durch Metallgeld nicht mehr befriedigt, ver-
mittelt und ausgeglichen werden. Der Geiſt der
Geſellſchaft, der wahre National-Geiſt, muß
ſelbſt an’s Licht treten, und mit ihm muß ge-
zahlt werden. Nur dieſer vermag zwiſchen den
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/304>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.