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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

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Suveränen, (Kronen, Imperialen, Louis
u. s. f.) --

Nun also wurde die Münze dem staatswirth-
schaftlichen Systeme einverleibt, und dieses mehr
und mehr, je nachdem der innere Verkehr leb-
hafter und der ökonomische Streit und Wettei-
fer unter den einzelnen Wirthschaften, aus denen
der Staat bestand, complicirter und organischer
wurde. Die National-Kraft erhielt einen un-
mittelbaren Einfluß in den Gang alles Privat-
Verkehrs, der auch fortdauerte, bis durch die
Entdeckung von Amerika und des Seeweges nach
Ost-Indien, und durch das wieder erwachende
Römische und Griechische Alterthum, ganz neue
Bedingungen des nationalökonomischen Lebens
zum Vorschein kamen, worauf keine Regierung
von Europa vorbereitet war. Ungeheure Schwan-
kungen des Marktpreises von den edlen Metallen
zeigten sich im Gefolge des zufälligen Zu- und
Abströmens derselben, deren Gesetz noch niemand
kannte. Jetzt wissen wir, daß die große Masse
des Silbers; nur Europa zu durchströmen, aber
keinesweges bei uns zu bleiben, bestimmt ist; daß
wir nur einen Nießbrauch, aber durchaus nicht
absoluten Besitz, dieses Metalles haben; daß
die große Masse des Silbers im Westen aus den
Mexikanischen und Peruanischen Bergwerken her-

Suveraͤnen, (Kronen, Imperialen, Louis
u. ſ. f.) —

Nun alſo wurde die Muͤnze dem ſtaatswirth-
ſchaftlichen Syſteme einverleibt, und dieſes mehr
und mehr, je nachdem der innere Verkehr leb-
hafter und der oͤkonomiſche Streit und Wettei-
fer unter den einzelnen Wirthſchaften, aus denen
der Staat beſtand, complicirter und organiſcher
wurde. Die National-Kraft erhielt einen un-
mittelbaren Einfluß in den Gang alles Privat-
Verkehrs, der auch fortdauerte, bis durch die
Entdeckung von Amerika und des Seeweges nach
Oſt-Indien, und durch das wieder erwachende
Roͤmiſche und Griechiſche Alterthum, ganz neue
Bedingungen des nationaloͤkonomiſchen Lebens
zum Vorſchein kamen, worauf keine Regierung
von Europa vorbereitet war. Ungeheure Schwan-
kungen des Marktpreiſes von den edlen Metallen
zeigten ſich im Gefolge des zufaͤlligen Zu- und
Abſtroͤmens derſelben, deren Geſetz noch niemand
kannte. Jetzt wiſſen wir, daß die große Maſſe
des Silbers; nur Europa zu durchſtroͤmen, aber
keinesweges bei uns zu bleiben, beſtimmt iſt; daß
wir nur einen Nießbrauch, aber durchaus nicht
abſoluten Beſitz, dieſes Metalles haben; daß
die große Maſſe des Silbers im Weſten aus den
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[319/0327] Suveraͤnen, (Kronen, Imperialen, Louis u. ſ. f.) — Nun alſo wurde die Muͤnze dem ſtaatswirth- ſchaftlichen Syſteme einverleibt, und dieſes mehr und mehr, je nachdem der innere Verkehr leb- hafter und der oͤkonomiſche Streit und Wettei- fer unter den einzelnen Wirthſchaften, aus denen der Staat beſtand, complicirter und organiſcher wurde. Die National-Kraft erhielt einen un- mittelbaren Einfluß in den Gang alles Privat- Verkehrs, der auch fortdauerte, bis durch die Entdeckung von Amerika und des Seeweges nach Oſt-Indien, und durch das wieder erwachende Roͤmiſche und Griechiſche Alterthum, ganz neue Bedingungen des nationaloͤkonomiſchen Lebens zum Vorſchein kamen, worauf keine Regierung von Europa vorbereitet war. Ungeheure Schwan- kungen des Marktpreiſes von den edlen Metallen zeigten ſich im Gefolge des zufaͤlligen Zu- und Abſtroͤmens derſelben, deren Geſetz noch niemand kannte. Jetzt wiſſen wir, daß die große Maſſe des Silbers; nur Europa zu durchſtroͤmen, aber keinesweges bei uns zu bleiben, beſtimmt iſt; daß wir nur einen Nießbrauch, aber durchaus nicht abſoluten Beſitz, dieſes Metalles haben; daß die große Maſſe des Silbers im Weſten aus den Mexikaniſchen und Peruaniſchen Bergwerken her-

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/327>, abgerufen am 24.11.2024.