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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

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chenland, so daß sich abgesonderte Lagerstätten
für kleinere Völkerschaften in großer Anzahl bil-
den, jede mit andrer Anlage, fast mit eigenthüm-
lichem Klima. An allen diesen Stellen entwickeln
sich in freier Mannichfaltigkeit die Stämme der
Griechen; und so wie die Geschichte uns die
Stämme Israels zuerst leidend zeigt, so er-
blicken wir die Griechen in nationaler Gestalt
zuerst angreifend, auf dem Seezuge nach Kol-
chis, der berühmten Fahrt der Argenauten, und
in der Unternehmung auf Troja. Die Freiheit,
welche die Stämme der Israeliten erst wieder
gewinnen mußten, hatten die Griechen nie ver-
loren, und so konnte ein Erzieher, ein Gesetz-
geber der Freiheit, wie Moses, sehr wohl ent-
behrt werden. Erst als die ursprünglichen ein-
fachen Verfassungen, welche die Natur und der
freie Trieb der Menschen gestiftet hatte, vor
dem Geiste neuer und reicherer Zeiten nicht auf-
recht erhalten werden konnten, da zeigen sich die
partiellen Gesetzgebungen des Drako, des So-
lon, des Lykurgus, deren Natur sich indeß darin
besonders von der Mosaischen Gesetzgebung un-
terscheidet, daß sie vielmehr auf die politische
Form
der Völker, (d. h. auf das Staatsrecht,
auf die Staatsverfassung derselben), als auf die
rechtlichen Verhältnisse
unter den einzel-

chenland, ſo daß ſich abgeſonderte Lagerſtaͤtten
fuͤr kleinere Voͤlkerſchaften in großer Anzahl bil-
den, jede mit andrer Anlage, faſt mit eigenthuͤm-
lichem Klima. An allen dieſen Stellen entwickeln
ſich in freier Mannichfaltigkeit die Staͤmme der
Griechen; und ſo wie die Geſchichte uns die
Staͤmme Iſraels zuerſt leidend zeigt, ſo er-
blicken wir die Griechen in nationaler Geſtalt
zuerſt angreifend, auf dem Seezuge nach Kol-
chis, der beruͤhmten Fahrt der Argenauten, und
in der Unternehmung auf Troja. Die Freiheit,
welche die Staͤmme der Iſraeliten erſt wieder
gewinnen mußten, hatten die Griechen nie ver-
loren, und ſo konnte ein Erzieher, ein Geſetz-
geber der Freiheit, wie Moſes, ſehr wohl ent-
behrt werden. Erſt als die urſpruͤnglichen ein-
fachen Verfaſſungen, welche die Natur und der
freie Trieb der Menſchen geſtiftet hatte, vor
dem Geiſte neuer und reicherer Zeiten nicht auf-
recht erhalten werden konnten, da zeigen ſich die
partiellen Geſetzgebungen des Drako, des So-
lon, des Lykurgus, deren Natur ſich indeß darin
beſonders von der Moſaiſchen Geſetzgebung un-
terſcheidet, daß ſie vielmehr auf die politiſche
Form
der Voͤlker, (d. h. auf das Staatsrecht,
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[31/0039] chenland, ſo daß ſich abgeſonderte Lagerſtaͤtten fuͤr kleinere Voͤlkerſchaften in großer Anzahl bil- den, jede mit andrer Anlage, faſt mit eigenthuͤm- lichem Klima. An allen dieſen Stellen entwickeln ſich in freier Mannichfaltigkeit die Staͤmme der Griechen; und ſo wie die Geſchichte uns die Staͤmme Iſraels zuerſt leidend zeigt, ſo er- blicken wir die Griechen in nationaler Geſtalt zuerſt angreifend, auf dem Seezuge nach Kol- chis, der beruͤhmten Fahrt der Argenauten, und in der Unternehmung auf Troja. Die Freiheit, welche die Staͤmme der Iſraeliten erſt wieder gewinnen mußten, hatten die Griechen nie ver- loren, und ſo konnte ein Erzieher, ein Geſetz- geber der Freiheit, wie Moſes, ſehr wohl ent- behrt werden. Erſt als die urſpruͤnglichen ein- fachen Verfaſſungen, welche die Natur und der freie Trieb der Menſchen geſtiftet hatte, vor dem Geiſte neuer und reicherer Zeiten nicht auf- recht erhalten werden konnten, da zeigen ſich die partiellen Geſetzgebungen des Drako, des So- lon, des Lykurgus, deren Natur ſich indeß darin beſonders von der Moſaiſchen Geſetzgebung un- terſcheidet, daß ſie vielmehr auf die politiſche Form der Voͤlker, (d. h. auf das Staatsrecht, auf die Staatsverfaſſung derſelben), als auf die rechtlichen Verhaͤltniſſe unter den einzel-

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/39>, abgerufen am 23.11.2024.