Müller, Wilhelm: Sieben und siebzig Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten. Dessau, 1821."All' meine Segel sind geschwellt, "Kein Berg ist mehr zu sehen: "Ich hab' mein' Sach' auf den Wind gestellt, "Der Wind läßt mich nicht stehen. "Und willst du, Vöglein, mit hinaus, "Magst dich auf den Mastbaum stellen; "Denn voll zum Sinken ist mein Haus "Von glücklichen Gesellen. "Sie tanzen und springen den ganzen Tag, "Und klimpern und spielen und trinken, "Und wer nicht mehr tanzen und trinken mag, "Seiner Nachbarin muß er winken." Gesellen, die brauch' ich und such' ich nicht, Lieb Schifflein, ich kann ja noch singen; Dem Mastbaum wär' ich ein böses Gewicht, Lieb Schifflein, ich habe ja Schwingen. Hoch über dem Segel, hoch über dem Mast,
Wer will mir die Lust verwehren? Und hält deine wilde Gesellschaft Rast, So sollst du mich singen hören. «All' meine Segel ſind geſchwellt, «Kein Berg iſt mehr zu ſehen: «Ich hab' mein' Sach' auf den Wind geſtellt, «Der Wind laͤßt mich nicht ſtehen. «Und willſt du, Voͤglein, mit hinaus, «Magſt dich auf den Maſtbaum ſtellen; «Denn voll zum Sinken iſt mein Haus «Von gluͤcklichen Geſellen. «Sie tanzen und ſpringen den ganzen Tag, «Und klimpern und ſpielen und trinken, «Und wer nicht mehr tanzen und trinken mag, «Seiner Nachbarin muß er winken.» Geſellen, die brauch' ich und ſuch' ich nicht, Lieb Schifflein, ich kann ja noch ſingen; Dem Maſtbaum waͤr' ich ein boͤſes Gewicht, Lieb Schifflein, ich habe ja Schwingen. Hoch uͤber dem Segel, hoch uͤber dem Maſt,
Wer will mir die Luſt verwehren? Und haͤlt deine wilde Geſellſchaft Raſt, So ſollſt du mich ſingen hoͤren. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0114" n="102"/> <lg n="4"> <l>«All' meine Segel ſind geſchwellt,</l><lb/> <l>«Kein Berg iſt mehr zu ſehen:</l><lb/> <l>«Ich hab' mein' Sach' auf den Wind geſtellt,</l><lb/> <l>«Der Wind laͤßt mich nicht ſtehen.</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>«Und willſt du, Voͤglein, mit hinaus,</l><lb/> <l>«Magſt dich auf den Maſtbaum ſtellen;</l><lb/> <l>«Denn voll zum Sinken iſt mein Haus</l><lb/> <l>«Von gluͤcklichen Geſellen.</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l>«Sie tanzen und ſpringen den ganzen Tag,</l><lb/> <l>«Und klimpern und ſpielen und trinken,</l><lb/> <l>«Und wer nicht mehr tanzen und trinken mag,</l><lb/> <l>«Seiner Nachbarin muß er winken.»</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>Geſellen, die brauch' ich und ſuch' ich nicht,</l><lb/> <l>Lieb Schifflein, ich kann ja noch ſingen;</l><lb/> <l>Dem Maſtbaum waͤr' ich ein boͤſes Gewicht,</l><lb/> <l>Lieb Schifflein, ich habe ja Schwingen.</l><lb/> </lg> <lg n="8"> <l>Hoch uͤber dem Segel, hoch uͤber dem Maſt,</l><lb/> <l>Wer will mir die Luſt verwehren?</l><lb/> <l>Und haͤlt deine wilde Geſellſchaft Raſt,</l><lb/> <l>So ſollſt du mich ſingen hoͤren.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [102/0114]
«All' meine Segel ſind geſchwellt,
«Kein Berg iſt mehr zu ſehen:
«Ich hab' mein' Sach' auf den Wind geſtellt,
«Der Wind laͤßt mich nicht ſtehen.
«Und willſt du, Voͤglein, mit hinaus,
«Magſt dich auf den Maſtbaum ſtellen;
«Denn voll zum Sinken iſt mein Haus
«Von gluͤcklichen Geſellen.
«Sie tanzen und ſpringen den ganzen Tag,
«Und klimpern und ſpielen und trinken,
«Und wer nicht mehr tanzen und trinken mag,
«Seiner Nachbarin muß er winken.»
Geſellen, die brauch' ich und ſuch' ich nicht,
Lieb Schifflein, ich kann ja noch ſingen;
Dem Maſtbaum waͤr' ich ein boͤſes Gewicht,
Lieb Schifflein, ich habe ja Schwingen.
Hoch uͤber dem Segel, hoch uͤber dem Maſt,
Wer will mir die Luſt verwehren?
Und haͤlt deine wilde Geſellſchaft Raſt,
So ſollſt du mich ſingen hoͤren.
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