Müller, Wilhelm: Sieben und siebzig Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten. Dessau, 1821.Am Feierabend. Hätt' ich tausend Arme zu rühren! Könnt' ich brausend Die Räder führen! Könnt' ich wehen Durch alle Haine, Könnt' ich drehen Alle Steine! Daß die schöne Müllerin Merkte meinen treuen Sinn! Ach, wie ist mein Arm so schwach! Was ich hebe, was ich trage, Was ich schneide, was ich schlage, Jeder Knappe thut es nach. Und da sitz' ich in der großen Runde, In der stillen kühlen Feierstunde, Und der Meister spricht zu Allen: Euer Werk hat mir gefallen; Und das liebe Mädchen sagt Allen eine gute Nacht. Am Feierabend. Haͤtt' ich tauſend Arme zu ruͤhren! Koͤnnt' ich brauſend Die Raͤder fuͤhren! Koͤnnt' ich wehen Durch alle Haine, Koͤnnt' ich drehen Alle Steine! Daß die ſchoͤne Muͤllerin Merkte meinen treuen Sinn! Ach, wie iſt mein Arm ſo ſchwach! Was ich hebe, was ich trage, Was ich ſchneide, was ich ſchlage, Jeder Knappe thut es nach. Und da ſitz' ich in der großen Runde, In der ſtillen kuͤhlen Feierſtunde, Und der Meiſter ſpricht zu Allen: Euer Werk hat mir gefallen; Und das liebe Maͤdchen ſagt Allen eine gute Nacht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0026" n="14"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#g">Am Feierabend.</hi><lb/> </head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">H</hi>aͤtt' ich tauſend</l><lb/> <l>Arme zu ruͤhren!</l><lb/> <l>Koͤnnt' ich brauſend</l><lb/> <l>Die Raͤder fuͤhren!</l><lb/> <l>Koͤnnt' ich wehen</l><lb/> <l>Durch alle Haine,</l><lb/> <l>Koͤnnt' ich drehen</l><lb/> <l>Alle Steine!</l><lb/> <l>Daß die ſchoͤne Muͤllerin</l><lb/> <l>Merkte meinen treuen Sinn!</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Ach, wie iſt mein Arm ſo ſchwach!</l><lb/> <l>Was ich hebe, was ich trage,</l><lb/> <l>Was ich ſchneide, was ich ſchlage,</l><lb/> <l>Jeder Knappe thut es nach.</l><lb/> <l>Und da ſitz' ich in der großen Runde,</l><lb/> <l>In der ſtillen kuͤhlen Feierſtunde,</l><lb/> <l>Und der Meiſter ſpricht zu Allen:</l><lb/> <l>Euer Werk hat mir gefallen;</l><lb/> <l>Und das liebe Maͤdchen ſagt</l><lb/> <l>Allen eine gute Nacht.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [14/0026]
Am Feierabend.
Haͤtt' ich tauſend
Arme zu ruͤhren!
Koͤnnt' ich brauſend
Die Raͤder fuͤhren!
Koͤnnt' ich wehen
Durch alle Haine,
Koͤnnt' ich drehen
Alle Steine!
Daß die ſchoͤne Muͤllerin
Merkte meinen treuen Sinn!
Ach, wie iſt mein Arm ſo ſchwach!
Was ich hebe, was ich trage,
Was ich ſchneide, was ich ſchlage,
Jeder Knappe thut es nach.
Und da ſitz' ich in der großen Runde,
In der ſtillen kuͤhlen Feierſtunde,
Und der Meiſter ſpricht zu Allen:
Euer Werk hat mir gefallen;
Und das liebe Maͤdchen ſagt
Allen eine gute Nacht.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |