Müller, Wilhelm: Sieben und siebzig Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten. Dessau, 1821.'S ist nicht für Mädchenbusen, So schön sieht es nicht aus: Schwarz, schwarz ist seine Farbe, Es paßt in keinen Strauß. Hat keine grüne Blätter, Hat keinen Blüthenduft, Es windet sich am Boden In nächtig dumpfer Luft. Wächst auch an einem Ufer, Doch unten fließt kein Bach, Und willst das Blümlein pflücken, Dich zieht der Abgrund nach. Das ist der rechte Garten, Ein schwarzer, schwarzer Flor: Darauf magst du dich betten -- Schleuß zu das Gartenthor! 'S iſt nicht fuͤr Maͤdchenbuſen, So ſchoͤn ſieht es nicht aus: Schwarz, ſchwarz iſt ſeine Farbe, Es paßt in keinen Strauß. Hat keine gruͤne Blaͤtter, Hat keinen Bluͤthenduft, Es windet ſich am Boden In naͤchtig dumpfer Luft. Waͤchſt auch an einem Ufer, Doch unten fließt kein Bach, Und willſt das Bluͤmlein pfluͤcken, Dich zieht der Abgrund nach. Das iſt der rechte Garten, Ein ſchwarzer, ſchwarzer Flor: Darauf magſt du dich betten — Schleuß zu das Gartenthor! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0054" n="42"/> <lg n="5"> <l>'S iſt nicht fuͤr Maͤdchenbuſen,</l><lb/> <l>So ſchoͤn ſieht es nicht aus:</l><lb/> <l>Schwarz, ſchwarz iſt ſeine Farbe,</l><lb/> <l>Es paßt in keinen Strauß.</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l>Hat keine gruͤne Blaͤtter,</l><lb/> <l>Hat keinen Bluͤthenduft,</l><lb/> <l>Es windet ſich am Boden</l><lb/> <l>In naͤchtig dumpfer Luft.</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>Waͤchſt auch an einem Ufer,</l><lb/> <l>Doch unten fließt kein Bach,</l><lb/> <l>Und willſt das Bluͤmlein pfluͤcken,</l><lb/> <l>Dich zieht der Abgrund nach.</l><lb/> </lg> <lg n="8"> <l>Das iſt der rechte Garten,</l><lb/> <l>Ein ſchwarzer, ſchwarzer Flor:</l><lb/> <l>Darauf magſt du dich betten —</l><lb/> <l>Schleuß zu das Gartenthor!</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [42/0054]
'S iſt nicht fuͤr Maͤdchenbuſen,
So ſchoͤn ſieht es nicht aus:
Schwarz, ſchwarz iſt ſeine Farbe,
Es paßt in keinen Strauß.
Hat keine gruͤne Blaͤtter,
Hat keinen Bluͤthenduft,
Es windet ſich am Boden
In naͤchtig dumpfer Luft.
Waͤchſt auch an einem Ufer,
Doch unten fließt kein Bach,
Und willſt das Bluͤmlein pfluͤcken,
Dich zieht der Abgrund nach.
Das iſt der rechte Garten,
Ein ſchwarzer, ſchwarzer Flor:
Darauf magſt du dich betten —
Schleuß zu das Gartenthor!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_waldhornist_1821 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_waldhornist_1821/54 |
Zitationshilfe: | Müller, Wilhelm: Sieben und siebzig Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten. Dessau, 1821, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_waldhornist_1821/54>, abgerufen am 16.02.2025. |