Müller, Wilhelm: Sieben und siebzig Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten. Dessau, 1821.Kind und Jüngling, Mann und Greis, Also heißt die Lebensreis'. Wandern, wandern! Ei, wie schöne Kompanei! Fürstengunst und Frauentreu'! Wandern, wandern! Frau Fortuna führt uns an, Amor ist der zweite Mann. Wandern, wandern! Auch die Musen könnt ihr sehn All' in Reiseschuhen gehn. Wandern, wandern! Mars fährt auf Aprillenwetter, Laune heißt des Ruhmes Vetter. Wandern, wandern! Liebes Herz, so zieh' nur mit, Halte wacker Schritt und Tritt! Wandern, wandern! Heute hier und morgen dort, Und zu Haus an jedem Ort. Wandern, wandern! Regen, Sturm und Sonnenschein, Rebensaft und Gerstenwein. Wandern, wandern! Heute blond und morgen braun Ist mein Schätzchen anzuschaun. Wandern, wandern! Kind und Juͤngling, Mann und Greis, Alſo heißt die Lebensreiſ'. Wandern, wandern! Ei, wie ſchoͤne Kompanei! Fuͤrſtengunſt und Frauentreu'! Wandern, wandern! Frau Fortuna fuͤhrt uns an, Amor iſt der zweite Mann. Wandern, wandern! Auch die Muſen koͤnnt ihr ſehn All' in Reiſeſchuhen gehn. Wandern, wandern! Mars faͤhrt auf Aprillenwetter, Laune heißt des Ruhmes Vetter. Wandern, wandern! Liebes Herz, ſo zieh' nur mit, Halte wacker Schritt und Tritt! Wandern, wandern! Heute hier und morgen dort, Und zu Haus an jedem Ort. Wandern, wandern! Regen, Sturm und Sonnenſchein, Rebenſaft und Gerſtenwein. Wandern, wandern! Heute blond und morgen braun Iſt mein Schaͤtzchen anzuſchaun. Wandern, wandern! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0084" n="72"/> <l>Kind und Juͤngling, Mann und Greis,</l><lb/> <l>Alſo heißt die Lebensreiſ'.</l><lb/> <l>Wandern, wandern!</l><lb/> <l>Ei, wie ſchoͤne Kompanei!</l><lb/> <l>Fuͤrſtengunſt und Frauentreu'!</l><lb/> <l>Wandern, wandern!</l><lb/> <l>Frau Fortuna fuͤhrt uns an,</l><lb/> <l>Amor iſt der zweite Mann.</l><lb/> <l>Wandern, wandern!</l><lb/> <l>Auch die Muſen koͤnnt ihr ſehn</l><lb/> <l>All' in Reiſeſchuhen gehn.</l><lb/> <l>Wandern, wandern!</l><lb/> <l>Mars faͤhrt auf Aprillenwetter,</l><lb/> <l>Laune heißt des Ruhmes Vetter.</l><lb/> <l>Wandern, wandern!</l><lb/> <l>Liebes Herz, ſo zieh' nur mit,</l><lb/> <l>Halte wacker Schritt und Tritt!</l><lb/> <l>Wandern, wandern!</l><lb/> <l>Heute hier und morgen dort,</l><lb/> <l>Und zu Haus an jedem Ort.</l><lb/> <l>Wandern, wandern!</l><lb/> <l>Regen, Sturm und Sonnenſchein,</l><lb/> <l>Rebenſaft und Gerſtenwein.</l><lb/> <l>Wandern, wandern!</l><lb/> <l>Heute blond und morgen braun</l><lb/> <l>Iſt mein Schaͤtzchen anzuſchaun.</l><lb/> <l>Wandern, wandern!</l><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [72/0084]
Kind und Juͤngling, Mann und Greis,
Alſo heißt die Lebensreiſ'.
Wandern, wandern!
Ei, wie ſchoͤne Kompanei!
Fuͤrſtengunſt und Frauentreu'!
Wandern, wandern!
Frau Fortuna fuͤhrt uns an,
Amor iſt der zweite Mann.
Wandern, wandern!
Auch die Muſen koͤnnt ihr ſehn
All' in Reiſeſchuhen gehn.
Wandern, wandern!
Mars faͤhrt auf Aprillenwetter,
Laune heißt des Ruhmes Vetter.
Wandern, wandern!
Liebes Herz, ſo zieh' nur mit,
Halte wacker Schritt und Tritt!
Wandern, wandern!
Heute hier und morgen dort,
Und zu Haus an jedem Ort.
Wandern, wandern!
Regen, Sturm und Sonnenſchein,
Rebenſaft und Gerſtenwein.
Wandern, wandern!
Heute blond und morgen braun
Iſt mein Schaͤtzchen anzuſchaun.
Wandern, wandern!
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Zitationshilfe: | Müller, Wilhelm: Sieben und siebzig Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten. Dessau, 1821, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_waldhornist_1821/84>, abgerufen am 16.02.2025. |